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19 Prozent Einkommensverlust durch Klimawandel: 38 Billionen Dollar Schäden pro Jahr

PIK-Forscher errechnen Kosten und Einkommensverlust für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität und Infrastruktur.

Selbst wenn Treibhausgas-Emissionen ab heute drastisch reduziert würden, müsste die Weltwirtschaft aufgrund des Klimawandels bis 2050 bereits mit einem Einkommensverlust von 19 Prozent rechnen, so eine jetzt in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie („The economic commitment of climate change„). Diese Schäden sind mit 38 Billionen Dollar sechsmal höher als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad.

Auf der Grundlage von empirischen Daten aus mehr als 1.600 Regionen der letzten 40 Jahre haben Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) die zukünftigen Auswirkungen veränderter klimatischer Bedingungen auf das Wirtschaftswachstum berechnet.

„Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert, wobei Südasien und Afrika am stärksten betroffen sind“, erklärt PIK-Forscher Maximilian Kotz (X). „Diese Verluste werden durch unterschiedlichste wirtschaftsrelevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, wie zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur.“

Insgesamt schätzen die Forschenden die jährlichen Schäden im Jahr 2050 weltweit auf rund 38 Billionen Dollar. „Diese Schäden resultieren hauptsächlich aus dem Temperaturanstieg, aber auch aus Veränderungen bei den Niederschlägen und der Temperaturvariabilität. Die Berücksichtigung anderer Wetterextreme wie Stürme oder Waldbrände könnte sie noch weiter erhöhen“, so Kotz.

Enorme wirtschaftliche Kosten für USA und EU

„Unsere Studie zeigt, dass der Klimawandel innerhalb der nächsten 25 Jahre in fast allen Ländern der Welt massive wirtschaftliche Schäden verursachen wird, auch in Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten“, sagt Studienleiterin Leonie Wenz (X): „Diese Schäden innerhalb der nächsten Jahre sind eine Folge unserer bisherigen Emissionen. Wenn wir zumindest einige davon vermeiden wollen, brauchen wir mehr Anpassungsmaßnahmen.“

Und zu dieser schlechten Nachricht kommt noch eine weitere Botschaft dazu: „Zusätzlich müssen wir unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren – andernfalls werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen.“

Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun – und zwar selbst dann, wenn man nur rein wirtschaftliche Auswirkungen berücksichtigt und weitere Folgen wie die Verluste von Menschenleben oder der biologischen Vielfalt außen vor lässt.

Bisherige Prognosen der durch den Klimawandel verursachten globalen wirtschaftlichen Schäden haben sich hauptsächlich auf die Folgen des Anstiegs der Jahresmitteltemperatur auf Länderebene fokussiert und  lange Zeiträume betrachtet. In der vorliegenden Studie nutzte das Forschungsteam hingegen neueste empirische Erkenntnisse darüber, wie Wetterextreme und Wetteränderungen das Wirtschaftswachstum in mehr als 1.600 subnationalen Regionen weltweit in den letzten 40 Jahren beeinflusst haben. 

Auf diese Weise konnten die Forschenden die durch Temperatur- und Niederschlagsveränderungen zu erwartenden zukünftigen Schäden zeitlich und räumlich sehr detailliert beziffern.

Zudem berücksichtigten sie, wie lange sich die Klimafolgen in der Vergangenheit auf die Wirtschaft ausgewirkt haben. Indem sie sich dann auf die nächsten 26 Jahren konzentrierten, konnten sie Unsicherheiten reduzieren, die mit langfristigen Projektionen verbunden sind. Dafür kombinierte das Team die empirischen Ergebnisse mit Simulationen von 21 Klimamodellen der neusten Generation.

Nicht-Verursacher besonders stark betroffen

„Unsere Studie verdeutlicht die erhebliche Ungleichheit der Klimafolgen: Zwar stellen wir fast überall Auswirkungen fest, insgesamt das 80-fache des derzeitigen Bundeshaushalts, aber die tropischen Länder sind am meisten betroffen“, so Anders Levermann (X) vom PIK (Linkedin).

Der Grund: Da es dort bereits wärmer sei, schlage der Klimawandel dort besonders heftig zu. Bedeutet: Die Länder, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, werden voraussichtlich Einkommensverluste erleiden, die 60 Prozent höher sind als in den Ländern mit höherem Einkommen und 40 Prozent höher als in den Ländern mit höheren Emissionen.

„Sie verfügen auch über die geringsten Ressourcen, um sich an die Klimafolgen anzupassen“, bilanziert Levermann.

Die Entscheidung liegt bei uns: Ein Strukturwandel hin zu einem erneuerbaren Energiesystem ist für unsere Sicherheit notwendig und ist auch die ökonomisch vernünftige Lösung. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird der Klimawandel zu katastrophalen Folgen führen.

Und die Ansage des Professors auf Basis der Analyse der Einkommensverluste ist unmissverständlich: Die Temperatur des Planeten kann nur stabilisiert werden, wenn wir aufhören Öl, Gas und Kohle zu verbrennen! Wieso Männer, die die Welt verbrennen, etwas dagegen haben, ist im großartigen Buch von Christian Stöcker nachzulesen.

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1 Kommentar
  1. Tobias L sagt

    Danke für die Aufarbeitung der Studie in ihrem Artikel! Parteien, denen die Wirtschaft und kluge Investitionen wichtig sind, wissen jetzt wohin unser Geld klugerweise fließen sollte 😉 (wenn schon der Selbsterhaltungstrieb nicht Anreiz genug ist)

    Vielleicht wäre noch eine Grafik gut, wo die Schäden von 38 Billionen Dollar den 1/6 so hohen Vermeidungskosten gegenübergestellt werden.

    Bei sinkenden Aufmerksamkeitsspannen und immer mehr Informationen sind Grafiken kurze Erholungspausen fürs Gehirn und erhöhen denke ich – über den Artikel verteilt – auch die „zuende-lese“-Rate.

    Danke für ihre Arbeit! Sie sind ein richtiger Anti-Wissing 👍

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