1komma5grad: Startup bündelt Installation rund um Photovoltaikanlagen, Stromspeicher und Wallboxen
Hamburger 1komma5grad ist das neue Unternehmen des früheren Tesla- und Sonnen-Managers Philipp Schröder.
Um die Ökologische Transformation zu realisieren, Europa zum ersten klimaneutralen Wirtschaftsraum zu machen, und letztlich das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Übereinkommens einzuhalten, verbleiben nur noch wenige Jahre. Dabei existieren die Technologien wie Photovoltaikanlagen, Stromspeichern und Wallboxen längst – lediglich ihre massenhafte Verbreitung muss organisiert werden. In der Debatte um eine Solarpflicht, die die Bundesregierung anstrebt, hat der Bundesverband Verbraucherzentralen mit dem Reflex reagiert, das könne nicht gelingen, weil es gar nicht genügend Handwerker gäbe. Der frühere Tesla- und Sonnen-Manager Philipp Schröder sieht das ähnlich – und hat mit 1komma5grad deshalb „Germany’s Powerhouse for clean technology“.
Die 1KOMMA5° GmbH hat ihren Sitz in Hamburg und soll nichts weniger als Deutschlands größte Plattform für Installations- und Serviceleistungen rund um Solar, Stromspeicher und Ladeinfrastruktur werden. Die Vermittlung soll – ganz ähnlich wie beim Heizungs-Startup Thermondo – durch Digitalisierung effizienter werden. Zweiter Geschäftsführer neben Philipp Schröder, der erst heute seine operativen Abschied vom erfolgreich verkauften Fintech CAPinside bekanntgab, ist Wolf Micha Grüber, bislang Finanzchef von CAPinside.
Eine weitere interessante Personalie ist Tristan Riwer, der zu den Embedded Entrepreneurs von Philipp Schröder zählt, und lange Jahre für Renault, Daimler und BMW – sowie gemeinsam mit Schröder bei Tesla mitbringt. Beim frischen Cleantech-Startup agiert er als Investmentmanager und Vertriebs-Spezialist.
Dabei plant 1komma5grad, die Mehrheit an Fachbetrieben zu übernehmen, und deren Installations-Kompetenz und Erfahrung in einer Holding-Gesellschaft zu bündeln. Diese Integration soll es ermöglichen, Prozesse schlanker zu gestalten, Lieferketten zu optimieren und insgesamt Kosten zu senken. Die Mitarbeiter der Fachbetriebe wiederum sollen an 1komma5grad beteiligt werden.
1komma5grad ist nach eigener Aussage eine „Familie von Unternehmern, Investoren sowie Produkt- und Digitalexperten“, die in der vergangenen Dekade für einige der erfolgreichen Cleantech-Unternehmen der Welt gearbeitet haben. Damit sind nicht zuletzt Sonnen aus Wilpoldsried und Tesla gemeint – für beide Global Player war Schröder in der Vergangenheit als Manager tätig, gilt beispielsweise als enger Kontakt von Elon Musk.
300.000 Techniker für die Ökologische Transformation
Ziel ist es nun, mit 1komma5grad die Plattform zu erschaffen, die jedem leichten Zugang zu besseren, günstigeren Installations- und Service-Leistungen für Klimatechnologien ermöglichen soll. Denn, laut Einschätzung von Schröder, fehlen für die ökologische Transformation 300.000 Techniker, die etwa Solaranlagen auf 17 Millionen Hausdächer schrauben, Stromspeicher installieren oder das Netzwerk an Ladesäulen ausbauen.
Den Markt für entsprechende Installationsleistungen teilen sich heute tausende regionale Familienbetriebe, bei denen man oft Monate auf freie Termine wartet. Schröder will das nun ändern, und Digitalisierung, Kompetenz und Skalierung in einer zentralen Hand bündeln.
1komma5grad will in den kommenden zwei Jahren 100 Millionen Euro in entsprechende Fachbetriebe investieren, sieht sich aber keineswegs als konventioneller Finanzinvestor. Vielmehr soll die geballte operative Erfahrung in die Geschäftsentwicklung ausgewählter Unternehmen eingebracht werden. Dabei lege man selbst Hand an und unterstütze die Unternehmen neben dem Eigenkapital-Investment auch bei Wachstumsfinanzierungen mit individuellen Maßnahmen, um gemeinsam die Unternehmensziele in den Sektoren Solar, Energiespeicher und Ladeinfrastruktur erreichen zu können.
US-Vorbild Sunrun ist acht Milliarden Dollar wert
Während es in Deutschland mit Thermondo ein Cleantech-Startup in einem angrenzenden Bereich gibt, ist das amerikanische Vorbild Sunrun mittlerweile so erfolgreich, dass es mit acht Milliarden US-Dollar bewertet wird. 1komma5grad ergänzt in Deutschland Modelle wie das von Enpal – Spezialist für die schnelle Vermittlung von Solaranlagen.
Es fehle ein Unternehmen wie 1komma5grad, auf das etwa ein Konzern wie SAP zugehen und sagen könne: Statte mir alle meine Gebäude mit Solaranlagen und alle Mitarbeiterparkplätze mit Ladesäulen aus, so Schröder gegenüber Gründerszene. Damit wird die Lücke, die Schröder mit seinen Partnern schließen will, deutlicher definiert. Ob der Plan aufgeht, wird man in einigen Jahren sehen – wenn Deutschland dem 1,5-Grad-Ziel auch dank 1komma5grad womöglich ein Stück näher gekommen ist.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Moin,
Seid Ihr bereits an der Börse? Würde gern kaufen.