2024 das wärmste Jahr: Die Erde heizt sich auf

Die aufrüttelnde Meldung des EU-Klimawandeldienstes Copernicus bestätigt die Befürchtungen vieler Klimaexperten: 2024 wird mit großer Wahrscheinlichkeit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Erstmals überschreitet die globale Durchschnittstemperatur die 1,5-Grad-Marke im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter – ein Weckruf, der die Dringlichkeit ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen nachdrücklich unterstreicht. Darüber hat u.a. DIE ZEIT berichtet.

Die Analyse von Copernicus, die auf Milliarden von Messdaten von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen rund um den Globus basiert, zeichnet ein düsteres Bild der aktuellen Klimasituation. Demnach wird die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2024 voraussichtlich um 1,6 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau (1850 bis 1900) liegen.

Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus-Klimawandeldienstes, betont die Brisanz der Lage: „Mit den Copernicus-Daten aus dem vorletzten Monat des Jahres können wir nun mit ziemlicher Sicherheit bestätigen, dass 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird. Ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen seien dringender denn je.“

Doch was sind die Ursachen für diesen besorgniserregenden Temperaturanstieg? Zunächst sind die menschengemachten Treibhausgase zu nennen, die sich durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die industrielle Produktion und die landwirtschaftliche Nutzung in der Atmosphäre anreichern. Wie eine wärmende Decke legen sich diese Gase um die Erde und verhindern die Wärmeabstrahlung ins All. Doch zusätzlich zu den Treibhausgasemissionen spielen im Jahr 2024 weitere Faktoren eine Rolle, die den Temperaturanstieg beschleunigen:

  • Die erhöhte Sonnenaktivität: Die Sonne durchläuft regelmäßige Zyklen von erhöhter und verringerter Aktivität, die sich in der Anzahl der Sonnenflecken widerspiegeln. Aktuell befindet sich die Sonne in einem Zyklus erhöhter Aktivität, was zu einer stärkeren Sonneneinstrahlung und somit zu einer Erwärmung der Erde führt. Experten schätzen, dass die erhöhte Sonnenaktivität für etwa 0,1 Grad Celsius des Temperaturanstiegs verantwortlich ist.
  • Das Wetterphänomen El Niño: El Niño ist eine periodisch auftretende Klimaanomalie im Pazifik, die weltweit zu veränderten Wetterbedingungen führt. Vereinfacht gesagt, verschiebt sich während eines El Niño-Ereignisses warmes Oberflächenwasser von West nach Ost im Pazifik, was zu einer Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur führt. In El Niño-Jahren steigen die globalen Durchschnittstemperaturen typischerweise um 0,1 bis 0,2 Grad Celsius an.
  • Vulkanische Aktivitäten: Vulkanausbrüche stoßen große Mengen an Asche und Aerosolen in die Atmosphäre, die das Sonnenlicht reflektieren und so kurzfristig zu einer Abkühlung des Klimas führen können. Langfristig tragen Vulkane jedoch durch die Freisetzung von Treibhausgasen, insbesondere Kohlendioxid, zur Erderwärmung bei. Der Einfluss vulkanischer Aktivitäten auf die globale Temperatur ist komplex und hängt von der Stärke und Häufigkeit der Ausbrüche ab.
  • Geringere Konzentration von Feinstaub über den Ozeanen: Feinstaubpartikel, die durch Industrie, Verkehr und andere menschliche Aktivitäten freigesetzt werden, können das Sonnenlicht reflektieren und so einen kühlenden Effekt haben. Eine geringere Feinstaubbelastung trägt daher zur Erwärmung bei. In den letzten Jahren wurden Anstrengungen unternommen, um die Luftverschmutzung zu reduzieren, was zu einer Abnahme der Feinstaubkonzentration in der Atmosphäre geführt hat.
  • Abnahme der Bewölkung: Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Bewölkung in geringer Höhe abgenommen hat, was den Temperatursprung der letzten Jahre erklären könnte. Wolken spielen eine wichtige Rolle im Klimasystem, da sie sowohl das Sonnenlicht reflektieren als auch die Wärmeabstrahlung der Erde beeinflussen. Die Ursachen für die Abnahme der Bewölkung sind noch nicht vollständig geklärt, möglicherweise trägt die Erderwärmung selbst zu diesem Phänomen bei.

Die Überschreitung der 1,5-Grad-Marke im Jahr 2024 ist ein alarmierendes Signal, das die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen deutlich macht. Obwohl das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung langfristig auf 1,5 Grad zu begrenzen, noch nicht als verfehlt gilt, da die Zielsetzung sich auf langfristige Temperaturtrends und nicht auf einzelne Jahre bezieht, ist die aktuelle Entwicklung besorgniserregend.

Die regionalen Unterschiede im November 2024 verdeutlichen die komplexen Zusammenhänge des Klimawandels. Während Europa mit einer Durchschnittstemperatur von 5,14 Grad Celsius einen vergleichsweise moderaten November erlebte, wurden in Nordamerika, Afrika, Asien und Australien überdurchschnittlich hohe Temperaturen gemessen. Diese regionalen Unterschiede zeigen, dass die Auswirkungen des Klimawandels nicht gleichmäßig verteilt sind und dass einige Regionen besonders stark von den Folgen der Erderwärmung betroffen sind.

Folgen des Klimawandels spürbar

Die Folgen des Klimawandels sind bereits heute spürbar: Extremwetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen, Hitzewellen und Stürme nehmen in Häufigkeit und Intensität zu. Der Meeresspiegel steigt an, bedroht Küstenregionen und Inselstaaten. Gletscher schmelzen, was zu Wasserknappheit und einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels führt. Die Artenvielfalt ist bedroht, da viele Tier- und Pflanzenarten ihre Lebensräume verlieren. Auch die menschliche Gesundheit ist durch den Klimawandel gefährdet, beispielsweise durch Hitzetote, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und die Verschlechterung der Luftqualität.

Um die Erderwärmung einzudämmen und die schwerwiegendsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, sind drastische Maßnahmen erforderlich. Der Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung, die Förderung energieeffizienter Technologien und die Entwicklung klimafreundlicher Landwirtschafts- und Forstwirtschaftspraktiken sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft.

Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert internationale Zusammenarbeit. Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Länder bewältigt werden kann. Das Pariser Klimaschutzabkommen, in dem sich die Staatengemeinschaft verpflichtet hat, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius und möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, bildet dafür einen wichtigen Rahmen.

Das wärmste Jahr: Was kann jeder tun?

Doch auch jeder Einzelne kann durch verantwortungsvolles Handeln einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dazu gehören beispielsweise:

  • Die Reduzierung des Energieverbrauchs im Alltag, etwa durch den Einsatz energieeffizienter Geräte, das Dämmen von Gebäuden und den Verzicht auf unnötige Autofahrten.
  • Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, des Fahrrads oder das Zufußgehen statt der Nutzung des eigenen Autos.
  • Der Kauf regionaler und saisonaler Produkte, um lange Transportwege zu vermeiden.
  • Die Unterstützung von Unternehmen und Organisationen, die sich für den Klimaschutz engagieren.

Die neuen Temperaturrekorde rund um das wärmste Jahr 2024 sollten uns allen als Weckruf dienen. Es ist höchste Zeit zu handeln, um die Zukunft unseres Planeten zu sichern.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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