Wie kann erreicht werden, dass die kostenintensive Smart Meter-Infrastruktur auch tatsächlich den Weg in den Alltag der Energiekunden findet und dort langfristig beim Energiesparen behilflich ist? Mit dieser Frage hat sich das CleanTech-Unternehmen GreenPocket in den kommenden Monaten befasst und präsentierte vor wenigejn Tagen nun erstmals eine App, die Social Web-Elemente mit Smart Metering-und Smart Home-Elementen intelligent verbindet: Den neuen Ansatz nennt GreenPocket „Social Metering“. Dabei verbindet GreenPocket das Smart Metering via Facebook-Integration mit dem Social Web.
CleanThinking: Herr Dr. Goette, GreenPocket gilt als einer der Wegbereiter bei der Visualisierung von Strom-, Gas- und Wasserverbräuchen. Welche Erkenntnisse konnten Sie in den bisherigen Projekten mit Privatkunden gewinnen?
Natürlich ist die transparente Darstellung des Energieverbrauchs nur der erste Schritt, innovative Produkte zur automatisierten Kontrolle und Steuerung des Energieverbrauchs sowie zum gezielten Kundendialog werden folgen. Dass Vattenfall unsere Lösung nun auch in der Hamburger Hafen-City einsetzt, bestätigt unsere Arbeit. Gleichzeitig sind die Energieversoger gefragt, das Thema Smart Metering noch gezielter zu vermitteln. Im Märkischen Viertel hat Vattenfall diesbezüglich hervorragende Arbeit geleistet.
CleanThinking.de: Sie stellten im Februar auf der E-World eine erste Version eines Gewerbekundenportals vor. Wie ist die Entwicklung dieses Produkts weitergegangenen und wie ist die Marktresonanz?
Goette: Wir haben das Portal bereits in der Entwicklungsphase neunmal verkauft. Wir merken, dass das Thema für Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen, aber auch für Kommunen, zunehmend wichtig wird. Das ist auch kein Wunder, wenn Sie bedenken, dass das versteckte Einsparpotenzial im Gewerbekundenbereich bei bis zu 20 Prozent liegt. Das ist gerade für kleine und mittlere Betriebe ein enormer ökonomischer Faktor.
CleanThinking.de: Im Oktober waren Sie auf der Metering Billing / CRM Europe. Dort präsentierten Sie eine „Social Metering-App“ – was verbirgt sich dahinter?
Goette: Die Verbraucher begrüßen die neue Transparenz, die mit Smart Metering verbunden ist. Dieses Interesse muss allerdings langfristig erhalten und ausgebaut werden. Social Metering als Verbindung von Smart Metering und sozialen Netzwerken, wie Facebook, ist ein neuer Ansatz, genau dies zu leisten. Wir haben über 70 erfolgreiche social web-fähige Smartphone-Applikationen analysiert und auf ihre Tauglichkeit für den Bereich Smart Metering geprüft. Anschließend haben wir die Ergebnisse der Analyse in einer mehrmonatigen Konzeptions- und Entwicklungsphase auf Smart Meter-Anwendungen übertragen.
Der Verbraucher kann beispielsweise seine CO2-Bilanz mit seinen Facebook-Freunden teilen. Über Push-Benachrichtigungen wird er über positive Entwicklungen in seinem Energieverbrauch informiert – natürlich auch dann, wenn er gerade überhaupt nicht an‘s Energiesparen denkt. Die Resonanz auf der Metering Europe war phänomenal.
CleanThinking.de: Bislang sind einzelne Energieversorger bei Facebook vertreten, längst aber noch nicht alle 800. Können Energieversorger die Social Metering App auch dann an ihre Kunden weitergeben, wenn sie selbst nicht bei Facebook vertreten sind?
Goette: Ja, natürlich. Die App ist unabhängig vom Facebook-Auftritt des Energieversorgers einsetzbar. Es macht aber durchaus Sinn beides miteinander in Form eines Cross-Channel-Marketings zu verbinden. Der Wettbewerb im Energiemarkt erfordert eine neue, innovative Kundenansprache. Gerade die nachrückende Kundengeneration ist vor allem über das Internet erreichbar. Die Energieversorger wissen das und versuchen verstärkt, ihre Kunden im Netz abzuholen.
CleanThinking.de: In 5 Monaten ist wieder E-World 2012: Welche unternehmerischen Meilensteine möchten Sie bis dahin erreichen?
Goette: Die E-World ist neben der Metering Europe die wichtigste Fachmesse für den Smart Meter-Markt. Wie in den letzten beiden Jahren wollen wir dort durch Produktinnovationen überzeugen. Bisher haben wir das immer geschafft, weil wir durch kreative Konzepte aufgefallen sind, die aber auch aus technischer Sicht durch ihre flexible Integration und ihre Verlässlichkeit die Ansprüche der Energieversorger erfüllen. Diese Messlatte wollen wir auch im nächsten Jahr hochhalten.
CleanThinking.de: Herr Goette, wir danken Ihnen sehr für das Gespräch. Hier lesen Sie alle Interviews „5 Fragen an“ bei CleanThinking.de.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.