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Origin.Bio: Cleantech-Startup will Petrochemikalien durch synthetische Biologie ersetzen

Synthetische Biologie ist eine 4-Billionen-Dollar-Chance, reduziert Energieverbräuche und Abfälle – sowie die Abhängigkeit von Öl.

Im Zuge der ökologischen Transformation geht es immer um eine Frage: Was ist die Alternative? Während es in der heutigen Debatte etwa um Alternativen für Kurzstreckenflüge oder Verbrennungsmotoren geht, will das Münchener Cleantech-Startup Origin.Bio nichts weniger als Alternativen zu Petrochemikalien schaffen, um diese eines Tages überflüssig zu machen. Dazu bildet Origin.Bio Inhaltsstoffe der chemischen Industrieprozesse mit synthetischer Biologie nach – und befreit damit Produkthersteller von der Abhängigkeit von petrochemischen Erzeugnissen. Jetzt hat das Team eine Finanzierungsrunde abgeschlossen.

Das Unternehmen arbeitet daran, die Konvergenz von Technik und Biologie voranzutreiben, und dabei die DNA als Programmiersprache zu nutzen. Anstatt genetisches Material nur in oder aus der DNA zu editieren, können Ingenieure mittlerweile völlig neue Organismen „hacken“ die es noch nie gegeben hat – angetrieben von Computern, Automatisierung und künstlicher Intelligenz (KI)/Maschinenlernen. Die Grundlage dafür sind Millionen Jahre der Evolution.

Diese synthetischen Mikroorganismen können viele Inhaltsstoffe herstellen wie es die traditionelle Chemie auf Basis von Erdöl macht. Allerdings mit viel geringerem Energiebedarf und Abfallaufkommen – und natürlich ohne den Einsatz der fossilen Ressource Öl.

Das bayerische Unternehmen arbeitet auf atomarer Ebene und züchtet Organismen mit mikroskopischer Präzision. Anschließend werden diese in die bestehenden Fertigungsprozesse der Produkthersteller integriert. Dieser Asset-light-Ansatz ermöglicht Origin.Bio die nachhaltige Materialien schnell und kostengünstig zu erzeugen, ohne Kompromisse bei der Leistung einzugehen.

Bis 2050 will die EU der erste klimaneutrale Wirtschaftsraum der Welt sein. Dafür sind in den nächsten zehn Jahren 1 Billion Euro an nachhaltigen Investitionen notwendig. Um dies zu beschleunigen, muss der private Sektor eine große Rolle spielen. An klimabezogenen Innovationen in Laboren und Start-ups auf der ganzen Welt besteht kein Mangel, aber viele Lösungsansätze waren bislang nur sehr schwer skalierbar.

Origin.Bio will das ändern, indem es die Lücke zwischen F&E-fokussierten Organisationen und Marken/OEMS schließt. Das Team wird seit 2021 von Jens Klein angeführt, und bringt Erfahrungen aus führenden akademischen Einrichtungen, Unternehmensberatungen und Unternehmen wie AMSilk, Clariant, Evonik, Fresenius und Syngenta mit.

15 Millionen Euro erhält Origin.Bio für seinen Ansatz der synthetischen Biologie. Die Finanzierungsrunde wurde von EQT Ventures angeführt. Auch Bestandsinvestor BlueYard Capital trug zur Kapitalrunde bei. Weitere neue Investoren sind Taavet Hinrikus, Sten Tamkivi, Acequia Capital, Inventures und Charlie Songhurst. Mit dem frischen Geld will das Cleantech-Unternehmen seine aggressiven Wachstumspläne verwirklichen.

Gregory Bernstein von Lead-Investor EQT Ventures sieht in dem Ansatz von Origin.Bio einen Paradigmenwechsel hin zur synthetischen Biotechnologie. „Diese Bioökonomie ist eine 4-Billionen-Dollar-Chance, und Europa hat die Voraussetzungen, einen globalen Champion aus diesem Sektor hervorzubringen“, so Bernstein.

Synthetische Biologie wird relevanter

Origin.Bio ist nicht das einzige Unternehmen, das an synthetischer Biologie arbeitet – auch das Schweizer Cleantech-Startup Bloom Biorenewables oder Origin Materials arbeiten an vergleichbaren Plattformen. Das Cleantech-Startup Cemvita Factory zeigt, wie Bergbau dadurch verbessert werden kann. Insgesamt wird die synthetische Biologie zunehmend relevanter.

Ein Beispiel für die Anwendung der Lösung von Origin.Bio sind Geschmacksstoffe wie Vanille. Aus der Natur ist sie sehr teuer. Synthetische Vanille ist heute schon verfügbar, aber oft ein Nebenprodukt aus der Papierindustrie oder ein Derivat aus Steinkohleteer. Mithilfe des biotechnologischen Ansatzes des Cleantech-Startups könnte Bio-Vanillin durch mikrobielle Fermentierung entstehen.

In seinem früheren „Leben“ hat Origin.Bio-Gründer Jens Klein mit Amsilk künstliche Seide entwickelt. Dazu wurden Kolibakterien genetisch manipuliert, so dass sie in großen Stahltanks das Eiweß produzieren. Heute kommt die synthetische Seide in der Komsetikindustrie oder bei Textilien zum Einsatz. Den Amsilk-Erfolg will der Unternehmer nun wiederholen – und eines Tages Petrochemikalien überflüssig machen.

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