AirCar: Fliegendes Auto erhält Flugerlaubnis
Flugauto AirCar aus der Slowakei soll Tür für die Massenproduktion von fliegenden Autos öffnen.
Mit dem fliegenden Auto AirCar hat jetzt erstmals eine Kombination aus Auto und Mini-Flugzeug die offizielle Flugerlaubnis erhalten. Das öffnet nach Aussage des Herstellers Klein Vision die „Tür für die Massenproduktion von sehr effizienten, fliegenden Autos“. Das AirCar kann innerhalb von nur drei Minuten vom fliegenden zum fahrenden Verkehrsmittel werden. Der Erteilung der Lizenz vorausgegangen waren 70 Stunden strenge Flugtests (EASA) mit mehr als 200 erfolgreichen Starts und Landungen. Aber kann das Flugauto mehr sein als ein Spielzeug für Reiche?
Die Mega-Cities dieser Welt sind auf der Suche nach Alternativen heraus aus dem Verkehrskollaps. Denn Stau und Umweltverschmutzung gefährden nicht nur zunehmend die Gesundheit der Bürger, sondern verursachen auch hohen wirtschaftlichen Schaden. Mit dem Auto-Flugzeug-Fahrzeug AirCar will Stefan Klein seine Vision von der Fortbewegung der Zukunft Realität werden lassen.
Bei den Flugtests in der Slowakei zeigte das AirCar das gesamte Spektrum an Flug- und Leistungsmanövern – und dabei nach Aussage von Klein Vision eine erstaunliche statische und dynamische Stabilität. Die Szenen im Video wirken teilweise wie aus dem Computer, sie sind aber höchst real – aus einem Zukunftstraum, den sicher nicht nur CEO Klein geträumt hat, ist Realität geworden:
„Die Verkehrsbehörde hat alle Phasen der einzigartigen AirCar-Entwicklung seit ihrem Start im Jahr 2017 sorgfältig überwacht. Die Verkehrssicherheit hat für uns höchste Priorität. AirCar kombiniert Top-Innovationen mit Sicherheitsmaßnahmen, die den EASA-Standards entsprechen. Es definiert eine neue Kategorie eines Sportwagens und eines zuverlässigen Flugzeugs. Seine Zertifizierung war eine herausfordernde und faszinierende Aufgabe“, sagte René Molnár, der Direktor der Abteilung für Zivilluftfahrt (Verkehrsbehörde der Slowakei).
Acht Fachleute haben mehr als 100.000 Arbeitsstunden investiert, um Konstruktionszeichnungen in mathematische Modelle zu wandeln, Windkanaltests durchzuführen, einen 1:1-Konstruktionsprototyp mit 15-kW-Elektromotor in einen 1.000 kg schweren zweisitzigen Dual-Mode-Prototyp mit 1,6-Liter-BMW-Motor. Dieser Prototyp wurde auch für die Zertifizierung verwendet. Der Preis soll eines Tages bei 500.000 bis 1.000.000 Euro liegen.
„Die AirCar-Zertifizierung öffnet die Tür für die Massenproduktion von sehr effizienten fliegenden Autos. Es ist die offizielle und endgültige Bestätigung unserer Fähigkeit, den Mittelstreckenverkehr für immer zu verändern“, ist sich Erfinder Klein, der auch als Testpilot agiert, sicher. „Vor 50 Jahren war das Auto der Inbegriff von Freiheit“, sagt Anton Zajac, Mitbegründer des AirCar-Projekts: „AirCar erweitert diese Grenzen, indem es uns in die nächste Dimension bringt, wo die Straße auf den Himmel trifft.“
Betankt werden kann das AirCar 1 wie ein gewöhnliches Auto an jeder Tankstelle, da es derzeit mit dem BMW-Motor ausgestattet ist. Das Leichtflugzeug schafft in der Luft und auf der Straße eine Reichweite von etwa 800 Kilometern, da es mit 1.000 Kilos ultraleicht ist. Für das Landen genügen Gras oder Asphalt – vorausgesetzt der Grundstückseigentümer ist informiert.
Mit der frischen Lizenz zum Fliegen wird AirCar 1 schon bald in Europas Luftraum aufbrechen. Klein Vision plant Flüge in 2022 von Nitra in der Slowakei nach London – mit möglichem Zwischenhalt in München oder Frankfurt. Bei internationalen Flügen muss der Pilot des AirCar, der übrigens über eine entsprechende Lizenz verfügen muss, wie in einem Flugzeug mit den jeweiligen Behörden kommunizieren.
Monocopque-Modell in Arbeit
Klein Vision hat bereits die Tests eines neuen leistungsstarken, leichten und effizienten Flugmotors von ADEPT Airmotive abgeschlossen und die Zeichnungen und technischen Berechnungen für das kommende Monocoque-Modell mit Verstellpropeller fertiggestellt, das Geschwindigkeiten von mehr als 300 km/h und eine Reichweite von 1.000 km erreichen soll.
„ADEPT Airmotive ist stolz darauf, dass unsere umweltfreundlichen Triebwerke für den Antrieb dieses aufregenden und innovativen Projekts ausgewählt wurden“, sagte Richard Schulz – Gründer von ADEPT Airmotive. „Das AirCar von Klein Vision ist ein technisches Wunderwerk, und wir freuen uns auf unsere langfristige Zusammenarbeit“, fügte Raymond Bakker, der technische Direktor von ADEPT, hinzu. Das neue Serienmodell soll in 12 Monaten zertifiziert werden.
Es wird also in jedem Fall noch dauern, bis aus einer Einzellizenz möglicherweise eine echte Alternative für die Mittelstrecke werden kann. Die Fortschritte der Technologie – insbesondere des vollautomatischen Wandels vom Auto zum Flugzeug in drei Minuten – sind beachtlich. Trotzdem wird das Flugauto in dieser Form nur wenige Nutzer finden können. Da sind die Flugtaxi-Ideen von Lilium oder anderen als realistischer einzuschätzen.
Erst vor einem Jahr kam es zum Jungfernflug, wie das nachfolgende Video zeigt:
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.