Holztransporter vollelektrisch: SCA testet 80-Tonner von Scania
Europas größter Privatwaldbesitzer SCA aus Schweden will mit dem Holz-LKW auch die schwersten Transporte fossilfrei machen.
Schwerlasttransporte gehen nur mit Brennstoffzelle, Verbrenner oder E-Fuels? Jein. In Schweden beweist der Truckhersteller Scania gemeinsam mit dem Privatwaldbesitzer, dass sogar vollelektrische 80-Tonner eingesetzt werden können. Der Holztransporter von Scania ist weltweit ein Novum – und dient dem Privatwaldbesitzer SCA dazu, die feste Biomasse mehrmals täglich über kurze Distanzen zu transportieren. Gelingt die Testphase, könnte das den batterieelektrische Schwerlast-Transport durchaus beflügeln.
Es ist der weltweit erste Holzlaster, den SCA zusammen mit Scania auf die Straßen der schwedischen Wälder schickt. Die Transportkapazität des Nutzfahrzeugs liegt bei beachtlichen 80 Tonnen. Mit dem neuen Holztransporter will SCA, das große Waldgebiete innerhalb Schwedens besitzt, einen der letzten Schritt auf dem Weg gehen, die eigene Wertschöpfungskette fossilfrei zu gestalten. „Wir sind bei den industriellen Prozessen, die bereits zu 96 Prozent fossilfrei sind, schon sehr weit gekommen. Wir freuen uns sehr, dass wir zusammen mit Scania neue Wege beschreiten können, um die schwersten Transporte fossilfrei zu machen“, sagt Hans Djurberg, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit bei SCA.
Scania hat den 80-Tonner zusammen mit SCA und einem Forschungsinstitut entwickeln, um einen maßgeblichen Schritt in Richtung nachhaltiger Transport zu machen. „Der vollelektrische Holztransporter zeigt, dass auch wirklich schwere Transporte elektrifiziert werden können. Wir brauchen einen Tempowechsel, um Schweden rechtzeitig frei von fossilen Brennstoffen zu machen und das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen“, sagt Fredrik Allard, Leiter der Abteilung E-Mobilität bei Scania. „Der elektrische Holz-LKW ist Symbol für etwas ziemlich Cooles: Der Holztransport wurde als etwas bezeichnet, das vielleicht nie elektrifiziert werden kann. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, wie schnell die Entwicklung sowohl bei den Fahrzeugen als auch bei den Batterien voranschreitet“, so Allard weiterführend.
Das Fahrzeug ist für den Holztransport auf der Strecke zwischen dem SCA-Holzterminal in Gimonäs und der Papierfabrik in Obbola vorgesehen. Der elektrische Holztransporter kann mit einem Gesamtgewicht von 64 Tonnen auf öffentlichen Straßen und 80 Tonnen auf Privatstraßen gefahren werden.
Die Papierfabrik von SCA Obbola verfügt derzeit über einen nahezu fossilfreien Produktionsprozess, und das neue Fahrzeug soll die fossilen Elemente in der Transportkette des Rohmaterials zur Fabrik reduzieren. Alleine durch den Einsatz eines E-LKW, der dort auf der zirka 30 Kilometer langen Hin- und Rückfahrt-Strecke verkehrt, können die Kohlenstoffemissionen von SCA um 55.000 Kilogramm pro Jahr reduziert werden. In der Testphase verkehrt der Holztransporter sechs Mal pro Tag auf der Strecke – pro Runde dauert das mit Be- und Entladen 75 Minuten.
Der elektrische Holztransporter wird während des Sommers getestet und kontinuierlich vom Forschungsinstitut Skogforsk untersucht, um relevante Daten zu sammeln, die die Grundlage für Vergleiche mit konventionellen dieselbetriebenen Holztransporten bilden können.
Aufgeladen wird der Holztransport von Scania mit einem ABB-Ladegerät mit 180 Kilowatt – und zwar in der Papierfabrik Obbola. Nach der Testphase im Sommer 2022 soll er in den regulären Betrieb von SCA aufgenommen werden.
Das Projekt mit dem Scania LKW zum Holz-Transport in Schweden zeigt anschaulich, was heute mit elektrifizierten Nutzfahrzeugen bereits möglich ist. Aber natürlich zeigt ein Holz-LKW alleine noch nicht, dass Schwertransporte generell mit elektrifizierten Fahrzeugen erledigt werden können. Aber: Dort, wo es wiederkehrende kurze Strecken zurückzulegen gibt, wo also Berechenbarkeit vorhanden ist, dürften zunehmend solche Lösungen zum Einsatz kommen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.