Alsym Energy entwickelt günstige Batterie auf Basis von Wasser ohne Lithium und Kobalt
Erster Kunde des amerikanischen Cleantech-Unternehmen Alsym Energy ist ein indischer Automobilhersteller.
Die Motivation von Mukesh Chatter, CEO von Alsym Energy, ist klar: Der gebürtige Inder möchte besonders sichere Batterien entwickeln, die speziell in Regionen mit niedrigen Einkommen funktionieren. Sowohl im E-Auto, wie auch in Elektrorollern oder für stationäre Stromspeicher. Das Design einer solchen Batterie hat Kripa Varanasi, ein Maschinenbau-Professor am MIT, in den letzten Jahren entwickelt. Jetzt soll die neue Technologie von Mukesh Chatter und Alsym Energy kommerzialisiert werden.
Die Batterie von Alsym Energy ist nach Angaben des Cleantech-Unternehmens nicht entflammbar, und kommt ohne Lithium und Kobalt aus. Mit beiden Rohstoffen gibt es Probleme: Die Preise steigen rapide und die Umweltauswirkungen sind derzeit nicht unerheblich. Alsym Energy setzt stattdessen auf eine Zelltechnologie auf Wasserbasis, die ansonsten nur sehr gut verfügbare, nicht-toxische Rohstoffe wie Mangan oder Metalloxid enthält. Die genaue Zusammensetzung verrät das Jung-Unternehmen aus Gründen des Patentschutzes noch nicht.
Was Chatter und Varanasi probieren, ist sozusagen die gezielte Evolution der Technologie, die in 30 Jahren um 97 Prozent günstiger geworden ist. Doch Lithium-Ionen-Batterien sind dennoch für manche Anwendungen und Regionen noch zu teuer. So etwa für Indien, wo sich Elektromobilität gerade beginnt, durchzusetzen. Doch dabei kommt ein weiteres Problem dazu: Lithium-Batterien, die nicht aufwändig überwacht werden, sind hitzeempfindlich. In den vergangenen Monaten kam es in Indien zu mehreren Bränden und Explosionen von Elektrorollern als die Hitzewelle das Land vor Probleme stellte.
Im Ergebnis habe viele Verbraucher mittlerweile Angst davor, entsprechende Zweiräder zu besitzen. Umso wertvoller könnten die Ansätze von Alsym Energy sein, wenn es dem Cleantech-Unternehmen gelingt, die Batterie auf Wasserbasis wirklich zu kommerzialisieren. Bei den Arbeiten an der neuartigen Batterie zeigt sich bislang eine „lithiumähnliche Leistung“ – was in den kommenden Monaten natürlich konkretisiert und in Anwendungen nachgewiesen werden muss.
32 Millionen Dollar für die Wasser-Batterie
Wie chancenreich die Wasser-Batterie von Alsym Energy ist, zeigt das Investment von 32 Millionen Dollar, das im Juni 2022 bekannt wurde. Zu den Anführern der Finanzierungsrunde zählt Helios Climate Ventures. Der Finanzgeber investiert in „bahnbrechende“ Lösungen, die rasch entwickelt und skaliert werden können. Dabei geht es stets darum, Technologien zu finden, die Teil der Lösung des Klimawandels sind.
Weitere Investments von Helios Climate Ventures sind Coreshell Technologies, Solarlytics und Redwave Energy.
Alsym Energy: Beta-Tests ab Anfang 2023
Nach der Finanzierungsrunde im Juni 2022 macht Alsym Energy Tempo bei der Weiterentwicklung der Wasser-Batterie. Schon für Anfang 2023 sind Beta-Tests mit den ersten Kunden vorgesehen. Darunter auch ein indischer Automobilhersteller. Dieser wird mindestens 3 Gigawattstunden pro Jahr für den Einsatz in seinen Fahrzeugen abnehmen, falls es Alsym Energy gelingt, die geforderten Leistungsanforderungen zu erfüllen.
Daneben wurde eine Partnerschaft mit dem Schiffsmanager Synergy Group aus Singapur geschlossen. Halten die Zellen von Alsym Energy das, was heute versprochen wird, sind sie durch die Sicherheit ideal für die Schifffahrt geeignet. Zwar reichen Batterien alleine nicht, um große Schiffe anzutreiben – aber im Zusammenhang mit Segeln lässt sich ein effizienter Schiffsantrieb kreieren.
Im Jahr 2025 könnte dann eine Großserienproduktion der Wasser-Batterie beginnen. Neben dem Mobilitätsbereich will Chatter auch im Bereich der Stromspeicherung aktiv werden, und hier Lösungen bieten für Menschen, die bis heute keinen Zugang zu elektrischer Energie haben. „Man könnte sie zum Beispiel mit einem Solarpanel verbinden und die Energie speichern, um einen Ventilator, ein paar Glühbirnen, eine Internetverbindung und einen kleinen Kühlschrank zu betreiben“, sagt Chatter gegenüber Fast Company. „Das verändert ein Leben.“
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Guten Tag,
seit mindestens einem viertel Jahrhundert beobachte ich „bahnbrechende“ Erfindungen.
Erst werden sie große angekündigt – dann verschwinden sie allesamt in der Versenkung…!
Woran das liegt, daran rätsle ich noch immer.
Sie haben die einmalige Chance es besser zu machen, werde es beobachten.
Gruß
Heilmann
Hallo Herr Heilmann,
nicht jede bahnbrechende Erfindung kommt zur richtigen Zeit. Nicht jeder Erfinder spricht ehrlich über Stärken und Schwächen seiner Erfindung. Es gibt auch oft konkurrierende Technologien, von denen sich nur eine Lösung durchsetzt. Dafür gibt es unzählige Gründe. Diese sind ganz individuell, passen nicht in „Schwarz und Weiß“-Denken.
Hoffen wir, dass es Alsym Energy gelingt, mit der eigenen Erfindung auf den Markt zu kommen und Relevanz zu erlangen.
Martin Jendrischik