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COP27: Ausgerechnet Hill+Knowlton für PR-Arbeit der Weltklimakonferenz ausgewählt

Wissenschaftler fordern Hill+Knowlton auf, die Arbeit für fossile Konzerne zu stoppen.

Wie glaubwürdig kann die PR-Arbeit rund um die Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten sein, wenn dafür mit Hill+Knowlton eine ausgewählt wird, die auch für fossile Kunden wie Saudi Aramco ExxonMobil oder die Oil and Gas Climate Initiative tätig ist? Rund um die jetzige Klimakonferenz stellen mehr als 400 Wissenschaftler genau diese Frage in einem offenen Brief. Darin fordern sie Hill+Knowlton dazu auf, die Beziehungen zu den fossilen Kunden ruhen zu lassen.

Hill+Knowlton ist eine renommierte PR-Agentur aus den USA, die einst das sogenannte „Tobacco Playbook“ entwickelte, um mit Halbwahrheiten und Desinformation die wissenschaftlichen Beweise für die Schäden des Rauchens zu diskreditieren. Auch die großen Ölkonzerne verwendeten nach Ansicht der Wissenschaftler jahrzehntelang diese Anleitung, um die wissenschaftlichen Beweise für die Schäden der Verbrennung fossiler Brennstoffe zu diskreditieren.

„Es ist für mich unverschämt, dass COP sie anheuert, um bei der PR für den Klimawandel zu helfen“, so die Historikerin Naomi Oreskes von der Harvard University, die den offenen Brief unterschrieben hat.

Der Hintergrund der wissenschaftlichen Kritik ist klar: Diese Akteure müssen nicht nur die Entwicklungen rund um den Klimawandel untersuchen und darüber kommunizieren, sondern quasi als zweite Herausforderung auch noch die von der Industrie für fossile Brennstoffe unterstützten Desinformationskampagnen überwinden.

Desinformation durch AfD in deutschen Medien

In Deutschland sind solche Desinformationskampagnen zwar weniger erfolgreich. Trotzdem sitzen mit Steffen Kotré und den anderen AfD-Abgeordneten Menschen in unseren Parlamenten, die ebenfalls die alte und vielfach widerlegte Propaganda aus den USA verbreiten. Der angesprochene Kotré vertrat von der Wissenschaft nicht gedeckte Positionen in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.

Besonders brisant ist die Auswahl von Hill+Knowlton als PR-Agentur der UNFCC als Ausrichter von COP27 noch aus zwei anderen Gründen: Einerseits machen die fossilen Konzerne derzeit die höchsten Gewinne jemals, und können problemlos weitere Desinformationskampagnen lostreten. Andererseits werden die Diskussionen schon im Vorfeld der Weltklimakonferenz als besonders hitzig und strittig beschrieben. Eine Agentur, die womöglich nicht vollständig hinter der Mission steht, könnte Schaden anrichten.

Die UNFCCC ist eine der wichtigsten internationalen Institutionen und verdient die Unterstützung von talentierten Kommunikatoren, die nicht durch einen solchen Konflikt belastet sind, so schreiben die Wissenschaftler im offenen Brief. „Die Vertretung der Industrie für fossile Brennstoffe untergräbt die Legitimität und Glaubwürdigkeit von Hill+Knowlton bei der Arbeit im Namen der COP27. Wir fordern Hill+Knowlton auf, seine Beziehungen zu Kunden fossiler Brennstoffe zu beenden, die die Klimakrise verschlimmern, und sich voll und ganz für die Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen, die die Welt dringend benötigt.“

Hill+Knowlton steht hier exemplarisch für Agenturen, die immer noch Aufträge aus der fossilen Energiewirtschaft annehmen. Aus ethischer Sicht müsste es das Ziel sein, dass Aufträge aus diesem Kundenkreis abgelehnt werden, wenn sie nicht tatsächlich mit neuen Geschäftsfeldern zusammenhängen. Denn gute Kommunikation im Rahmen der Konferenz mit den globalen Medien ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Konferenz, die die Welt dem Ziel näher bringt, die Folgen der Klimakrise zu minimieren.

Hier gibt es den gesamten offenen Brief.

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