BloombergNEF
Energiewende-Investitionen: 2022 erstmals mehr als eine Billion Dollar
Neuer Report Energy Transition Investment Trends 2023: Verdreifachung der Investitionen notwendig, um auf Netto-Null-Emissionspfad zu kommen.
Trotz Störungen der Lieferketten und negativer, makroökonomischer Einflüsse sind die Investitionen in die Energiewende im vergangenen Jahr um 31 Prozent auf einen Rekordwert von 1,1 Billionen US-Dollar gestiegen. Das zeigen die Berechnungen von BloombergNEF im Report Energy Transition Investment Trends 2023. Die Energiekrise sowie weitere politische Maßnahmen sind die entscheidende Treiber, die zu schnellerer Einführung sauberer Energietechnologien wie Solar und Wind führen.
Zum ersten Mal, so BNEF im Report Energy Transition Investment Trends 2023 sind die Investitionen in erneuerbare Energien somit in der Größenordnung vergleichbar mit denen in fossile Energietechnologien. Im Bericht wird jährlich erfasst, wie viel von Unternehmen, Finanzinstituten, Regierungen und Endnutzern in Energiewende investiert wird.
Fast jeder beleuchtete Sektor hat im Jahr 2022 ein neues Investitionsniveau erreicht, einschließlich erneuerbarer Energien, Energiespeicherung, elektrifiziertem Verkehr, elektrifizierter Wärme, Kohlenstoffabscheidung und -lagerung (CCS), Wasserstoff und nachhaltigen Materialien. Nur die Investitionen in Kernenergie blieben gleich.
Erneuerbare Energien blieben der größte Sektor, mit einem neuen Rekordwert von 495 Milliarden US-Dollar, der im Jahr 2022 bereitgestellt wurde und einem Anstieg von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Elektrifizierter Verkehr folgt knapp dahinter mit 466 Milliarden US-Dollar – ein beeindruckendes Wachstum von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Wasserstoff dagegen erhielt das geringste Finanzengagement mit nur 1,1 Milliarden Dollar. Und das, trotz starken Interesses des privaten Sektors und wachsender politischer Unterstützung. Andererseits zählt Wasserstoff zu den am schnellsten wachsenden Sektoren mit einer Verdoppelung der Investitionen im Vergleich zum Vorjahr.
Die Daten von BNEF in Energy Transition Investment Trends 2023 zeigen, dass China bei weitem das führende Land bei der Anziehung von Investitionen in die Energiewende war: 546 Milliarden Dollar sind fast die Hälfte des globalen Gesamtbetrags. Die USA waren weit entfernt auf dem zweiten Platz mit 141 Milliarden Dollar, während die EU auf dem zweiten Platz wäre, mit 180 Milliarden Dollar. Deutschland behielt seinen dritten Platz, während Großbritannien auf den fünften Platz fiel und Frankreich auf den vierten Platz kletterte.
In dem Bericht schätzt BNEF auch die globalen Investitionen in fossile Brennstoffe von oben nach unten ein. Diese Zahl wird auf 1,1 Billionen Dollar im Jahr 2022 geschätzt – und ist damit identisch mit den Investitionen in die Energiewende. Es ist das erste Mal, dass die Investitionen identisch sind – und das trotz des Wachstums fossiler Energieträger aufgrund der Energiekrise im Jahr 2022.
„Unsere Ergebnisse widerlegen jede Debatte darüber, wie sich die Energiekrise auf den Einsatz sauberer Energien auswirken wird“, sagte Albert Cheung, Leiter der Abteilung Global Analysis bei BloombergNEF. „Anstatt sich zu verlangsamen, sind die Investitionen in die Energiewende auf ein neues Rekordniverau gestiegen, da Länder und Unternehmen weiterhin ihre Umstellungspläne umsetzen.“
Der Bericht Energy Transition Investment Trends 2023 zeigt auch, dass sich die Finanzierungen von Unternehmen im Bereich der Klimatechnologie im Jahr 2022 auf 119 Milliarden Dollar belaufen. Diese Investitionskategorie, die nicht in den oben genannten 1,1 Billionen Dollar enthalten ist, beschreibt neue Eigenkapitalfinanzierungen, die von Unternehmen im Bereich der Klimatechnologie entweder von öffentlichen Märkten oder von privaten Investoren aufgenommen wurden.
Verdreifachung der Investitionen notwendig
Trotz der beeindruckenden Ergebnisse des Jahres 2022 bleiben die weltweiten Investitionen in Cleantech hinter dem zurück, was zur Bekämpfung des Klimawandels erforderlich ist. Nach Schätzungen von BNEF müssten sich diese Investitionen sofort verdreifachen, damit die Welt bis 2050 auf einen Netto-Null-Emissionspfad kommt. Einschließlich der zusätzlichen 274 Milliarden Dollar, die in das Stromnetz investiert werden, belaufen sich die Investitionen in die Energiewende im Jahr 2022 auf 1,38 Billionen Dollar.
Im Vergleich dazu muss die Welt für den Rest dieses Jahrzehnts jährlich durchschnittlich 4,55 Billionen Dollar investieren, um nach dem Netto-Null-Szenario von BNEF auf Kurs zu kommen.
Insbesondere in den USA gab es in den letzten Monaten eine Welle von Ankündigungen neuer oder erweiterter Fabriken für saubere Energietechnologien, die jedoch in den Zahlen des BNEF noch nicht berücksichtigt sind, da diese nur erfolgreich in Betrieb genommene Fabrikprojekte berücksichtigen.
Der Report Energy Transition Investment Trends 2023 steht hier zum Download zur Verfügung.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.