Mini-Atomreaktoren: Newcleo sucht 1 Milliarde Euro für SMRs
Londoner Cleantech-Unternehmen Newcleo verspricht saubere und sichere Kernenergie mit bleigekühlten Reaktoren.
newcleo ist ein Cleantech-Unternehmen für Nukleartechnologie, das derzeit bis zu 1 Milliarde Euro einsammelt, um die Entwicklung innovativer Generation-IV-Reaktoren und Kraftstoff-Fertigungsanlagen zu finanzieren. Das in London ansässige Unternehmen möchte durch die Verwendung von nuklearem Abfall als Brennstoff saubere und sichere Kernenergie bereitstellen. Die Reaktoren sollen bleigekühlte, schnelle Kernreaktoren sein.
Durch die Nutzung der Vorteile von Small Modular Reactors (SMRs) hofft newcleo, die Mängel konventioneller Nukleartechnologie zu adressieren. Das Unternehmen hat bereits zwei erfolgreiche Kapitalerhöhungen in Höhe von insgesamt 400 Millionen Euro abgeschlossen und plant, sich als Branchenführer zu etablieren, indem es bis 2030 seinen ersten Reaktor entwickelt, gefolgt von einer kommerziellen Einheit im Vereinigten Königreich bis 2032.
Der Ansatz umfasst die Verwendung von Mixed Plutonium-Uranium-Oxiden (MOX), die aus vorhandenem Abfall produziert wurden, der von traditionellen Reaktoren produziert wurde. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Umwelt- und Finanzkosten der Entsorgung von radioaktivem Abfall zu reduzieren, das Proliferationsrisiko zu verringern und den Bedarf an Bergbau für neuen Kernbrennstoff zu vermeiden.
Das Unternehmen hat bereits kommerzielle Zusammenarbeiten und Partnerschaften mit wichtigen Akteuren in der Nuklearindustrie in Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich etabliert. Die Londoner haben auch öffentliche Finanzierungsanträge in Frankreich eingereicht und erste Schritte zur Genehmigung von Regulierungsbehörden unternommen, einschließlich des Einstiegsantrags für das UK Generic Design Assessment (GDA).
Obwohl die Mission ambitioniert ist, gibt es immer noch erhebliche Herausforderungen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Nukleartechnologie.
Debatte um Vor- und Nachteile der newcleo-Technologie
So gibt es eine Debatte über die Vor- und Nachteile von Small Modular Reactors (SMRs) im Vergleich zu traditionellen Kernkraftwerken. Obwohl SMRs aufgrund ihrer geringeren Größe und modularen Bauweise als vielversprechende Alternative gelten, gibt es Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Wirtschaftlichkeit dieser Technologie.
Eine Studie des BUND argumentiert, dass SMRs aufgrund ihrer geringeren Größe möglicherweise nicht in der Lage sind, ausreichend Strom zu erzeugen, um die Energiebedürfnisse einer Stadt oder einer Region zu decken. Zudem könnten SMRs laut der Studie schwerer abzusichern sein und ein höheres Risiko von Kernschmelzen und Störfällen aufweisen.
Eine andere Studie, die vom deutschen Bundesamt für Strahlenschutz in Auftrag gegeben wurde, kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Die Autoren argumentieren, dass SMRs aufgrund ihrer kompakten Bauweise ein höheres Risiko von Störfällen haben und dass eine Verbreitung von SMRs das Risiko von Atomwaffenproliferation erhöhen könnte, da es schwieriger wäre, sie zu überwachen.
Obwohl SMRs in einigen Ländern als vielversprechende Option zur Verringerung der Treibhausgasemissionen und zur Erzeugung sauberer Energie betrachtet werden, bleibt ihre Umsetzung eine Herausforderung. Es ist wichtig, dass weitere Forschung und Überlegungen in Bezug auf die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit von SMRs durchgeführt werden, bevor eine breitere Einführung dieser Technologie in Erwägung gezogen wird.
Mini-Reaktor 2030 in Frankreich?
Der neue Kapitalplan soll dem Wachstumskurs unterstützen, der die Entwicklung und den Bau eines Mini-Reaktors mit einer Leistung von 30 Megawatt vorsieht, der bis 2030 zunächst in Frankreich und zwei Jahre später in Großbritannien in Betrieb genommen werden soll.
Zu den Geldgebern des Unternehmens gehört Exor NV, die Investmentgesellschaft der italienischen Familie Agnelli. John Elkann, der Spross des Agnelli-Clans, sagte letztes Jahr, er sehe das Potenzial für ein „neues Tesla“, das aus der aktuellen Welle der Energiewende hervorgehen könnte.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.