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Wieso eine neue Ölheizung eine Kostenfalle ist

Wer in diesem Jahr noch rasch eine neue Ölheizung einbaut, tappt wahrscheinlich in eine Falle.

In ganz Deutschland berichten Installationsbetriebe von wachsender Nachfrage nach Ölkesseln. Doch wer sich noch schnell eine neue Ölheizung einbaut, bevor dies als alleinstehende Heizungslösung ab 1.1.2024 nicht mehr erlaubt ist, tappt wahrscheinlich in eine Falle. Zwar ist die Anfangsinvestition beispielsweise in eine Wärmepumpe zu Beginn höher – durch niedrigere laufende Kosten wird dieser Nachteil aber mehr als ausgeglichen. Der Artikel beleuchtet im Detail, wieso der Einbau einer neuen, fossilen und ölbasierten Heizungsanlage eine Kostenfalle ist.

Immer wieder berichten Medien wie etwa der Weser-Kurier über derzeit hohe Nachfrage nach neuen Ölheizungen. Dabei ist der Gedanke der Hausbesitzer durchaus nachvollziehbar: Die geringeren Investitionskosten für eine neue Ölheizung im Vergleich etwa zu einer Wärmepumpe lassen die Entscheidung auf den ersten Blick logisch erscheinen. Doch bei genauerem hinsehen, entpuppt sich die neue fossile Heizung als ziemlich sichere Kostenfalle.

Die Ausgangslage: Eine neue Ölheizung kostet heute in der Regel 15.000 Euro, teilweise auch etwas günstiger mit 10.000 Euro. Eine der Alternativen, die das Gebäudeenergiegesetz vorsehen wird, wenn es bis zur Sommerpause verabschiedet wird, ist die Wärmepumpe. Diese ist mit modernen Geräten wie Propan-Wärmepumpen mit hohen Vorlauftemperaturen von bis zu 70 Grad Celsius in den allermeisten Fällen auch einsetzbar.

Höhere Investitionen bei Wärmepumpe

Aber: Die Investitionen sind höher, liegen bei zirka 30.000 Euro. Und trotz verbesserter Wärmepumpentechnologie können Dämm-Maßnahmen etwa vom Dach, neue dreifach verglaste Fenster oder Niedertemperatur-Heizkörper dazu kommen.

Auf eine Lebensdauer der Heizung von 20 Jahren gerechnet, fallen diese höheren Investitionen nur eingeschränkt ins Gewicht. Denn es gibt laufende Kosten der Ölheizung, die vorhersehbar nacheilig ins Gewicht fallen.

  1. Heizöl wird teurer
    Während die Entwicklung des Strompreises nicht eindeutig vorhersehbar ist, ist dies beim Heizöl für die neue Ölheizung anders. Die CO2-Abgabe alleine steigt schon bis 2026 auf 55 bis 65 Euro pro Tonne. Und danach geht es ab 2027 mit dem ETS 2 weiter mit schrittweise steigenden Klimakosten. Die Verbraucherzentrale NRW kalkuliert bei einem Ölverbrauch von 2.000 Litern Zusatzkosten von 400 Euro pro Jahr. Nachteil Ölkessel?
  2. Strompreisentwicklung
    Da die Elektrifizierung aufgrund von Effizienzvorteilen gewollt ist, könnte der Preis für Wärmepumpenstrom auch jenseits der Strompreisbremse gedeckelt werden. Hinzu kommt, dass Strom günstiger wird, je mehr Erneuerbare Energien integriert werden. Vorteil Wärmepumpe?
  3. Kapazitäten für Ölheizungen werden kleiner
    Es ist zu erwarten, dass gerade die Nachfrage nach Ölheizungen stark abnehmen wird. Damit einher geht dann auch, dass weniger neue Modelle auf den Markt gebracht werden. Durch immer weniger fossile Heizungen dieser Art, nimmt auch die Zahl der Dienstleister, die Öl liefern ab. Auch hiermit sind tendenziell steigende Kosten verbunden.
  4. Förderung noch unklar
    Die derzeitige Unsicherheit unter Hausbesitzern liegt auch daran, dass die Förderung, die die Bundesregierung zur Unterstützung der Wärmewende anstrebt, nicht definiert ist. Allerdings gibt es auch heute schon hohe BAFA-Förderungen und Unterstützung bei KfW-Krediten. Zusätzliche Unterstützung ist zu erwarten.
  5. Sanierung wird ohnehin fällig
    Und letztlich ist es mittel- bis langfristig ohnehin notwendig, Altbauten schrittweise zu sanieren. Dies hat nicht nur etwas mit einer etwaigen Wärmepumpe zu tun.
  6. Synthetisches Heizöl keine Alternative
    Zahlreiche Installationsbetriebe werben derzeit dafür, alte Ölheizungen zu erhalten, weil diese künftig mit synthetischem Heizöl betrieben werden könnten. Das ist eine Aussage, die aus heutiger Sicht nicht ansatzweise realistisch erscheint, da die weltweiten Kapazitäten zur Herstellung von E-Fuels nicht einmal ausreichen, um 10 Prozent des Bedarfs der wichtigsten drei Sektoren Deutschlands zu decken.

All diese Punkte sollten bedacht werden, bevor die überstürzte Entscheidung für eine neue Ölheizung fällt. Insbesondere sollte darüber nachgedacht werden, welche Zwischenlösungen es im individuellen Fall geben kann. Womöglich kann eine bestehende und funktionierende Ölheizung weiter genutzt werden – aber eben nur dann, wenn eine Wärmepumpe Schwierigkeiten hat.

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% S Kommentare
  1. […] durch den CO2-Preis, aber auch durch steigende Netzentgelte. Über diese Kostenfalle am Beispiel Öl hatte Cleanthinking am 16. April 2023 berichtet – es gab vielfältigste Warnungen auch der Grünen sowie aus der Wissenschaft. Doch all dies […]

  2. Wolfgang Zöllner sagt

    Mit einem neu gedämmten Dach und damit verbundener Pflicht einer Fotovoltaikanlage plus dreifach verglaste Fenster + neue Wärmepumpe plus Niedertemperaturheizkörper liegen Sie schnell über 100.000 Euro, falls Sie dafür überhaupt Installateure finden. Sie schreiben, eine schrittweise energetische Sanierung des Gebäudes sei eh nötig. Ja, aber eben schrittweise. Wenn Ihnen nächstes Jahr die Öl- oder Gasheizung ausfällt, sind diese Kosten aber alle auf einmal fällig, damit Sie überhaupt noch heizen können. Da sind mir 400 Euro für erhöhte Gas- oder Ölkosten pro Jahr lieber.
    Ich bin nächstes Jahr leider erst 76. Ich verstehe nicht, dass es für die Bank einen Unterschied machen soll, ob sie mir mit 80 oder mit 76 keine 100.000 Euro mehr leiht.
    Das Gesetz sagt vermutlich nichts aus über kleine, privat betrieben Zentralheizungen für mehrere Einfamilienhäuser. Da können Sie mit einer Wärmepumpe anstelle eines großen Gas- oder Ölheizkessels gar nichts ausrichten. Aber in den nächsten 10 Jahren gibt es zur Wärmepumpe auch keine technisch ausgereifte Alternative. Z.B. nicht genügend Wasserstoff, den man zum Heizen einsetzen könnte.
    Natürlich muss bei der Heizung und der Gebäudedämmung etwas passieren. Aber mit Augenmaß und nicht mit dem Fallbeil nach nicht mal 8 Monaten.

    1. Manfred Schyma sagt

      Sie sprechen mir sehr aus der Seele, Herr Zöllner, vielen Dank. Der Bericht ist m. E. Panikmache in die andere Richtung. Hilft überhaupt nicht, denn so wird man nur noch hilfloser.
      Wir haben nicht viel Einkommen und können uns unser Eigenheim nur knapp leisten.
      Also kein Geld mal eben. Eine neue – bis zu 70 Prozent effektivere – Ölheizung könnte in dem Maß unsere Kosten reduzieren, die wir – wie der Bericht so dramatisch äußert – per CO2-Abgabe draufrechnen müssten, wahrscheinlich kämen wir immer noch günstiger dabei weg als bisher. Dazu eine Angabe? Fehlanzeige.

      Ich empfinde den Bericht nicht als sachlich oder objektiv und er beleuchtet nicht die Thematik, die viele in unserer aktuellen Situation bewegt. Aus meiner Sicht werden Menschen mit geringem Einkommen, die endlich froh waren, das Eigenheim abbezahlt zu haben und in ruhige Fahrwasser zu kommen, extrem benachteiligt. Da hilft auch kein unwürdiges Gießkannenprinzip, das wieder einmal Steuergelder in unnützer Weise vergeudet.

      Stand jetzt werde ich noch schnell eine neue Ölheizung einbauen lassen, da ich mir diese gerade noch leisten kann.

      Sparen im Gegensatz dazu werde ich mir den nächsten Gang zur Wahlurne. Da habe ich ein besseres Gefühl was die Nachhaltigkeit anbelangt.

    2. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Herr Schyma,

      es tut mir leid, wenn der Artikel nicht „sachlich“ oder „objektiv“ erscheint.

      Sie kritisieren, es gäbe keine Rechnung, der sozusagen Ihrem Fall entspricht. Ja, das ist auch logisch, weil Wohnen und Heizen so unterschiedlich ist, dass jede gezeigte Rechnung als „unsachlich“ wahrgenommen würde. Hellsehen kann ich nicht. Und dieser Artikel ersetzt auch nicht die Beratung durch Fachleute, die sich vor Ort ein Bild machen.

      Die genannten Aspekte, warum eine Ölheizung aus meiner Sicht keine richtige Entscheidung ist, sind valide. Aber es bleibt natürlich Ihre freie Entscheidung, gar nichts zu tun oder eine Ölheizung dieses Jahr noch einzubauen, auf eine Hybridlösung zu setzen oder eben eine Wärmepumpe zu nutzen.

      Viele Grüße und alles Gute,
      Martin Jendrischik

    3. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Herr Zöllner,

      es ist doch nicht richtig, dass wegen einer Wärmepumpe alle Dämmmaßnahmen unverzüglich realisiert werden müssen. Es geht – wie beschrieben – schrittweise. Und ich höre immer wieder den Rat von Experten, dass Fenster etwas bringen und dann vor allem die Dämmung des Daches. Fassade hat kaum einen Effekt.

      Und: Welche Heizung in Ihrem Fall in Frage kommt, müssen individuelle Begutachtungen ergeben. Aus meiner Sicht ist der Rat wichtig, jetzt nicht mehr auf fossile Heizungen zu setzen. Das führt DEFINITIV in die Kostenfalle.

      Viele Grüße,
      Martin Jendrischik

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