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Batterien ersetzen Netzausbau: Bayernwerk Netz setzt auf netzdienliche Speicher

Einsatz eines netzdienlichen Speichers ist günstiger und schneller als Netzausbau, so der Verteilnetzbetreiber.

In Deutschland herrscht großer Nachholbedarf für den Bau von Stromspeichern auf allen Netzebenen. Diese sind notwendig, um die dynamisch ausgebauten erneuerbaren Energien nutzbar zu machen. Bislang halten sich die Verteilnetzbetreiber, die für die Nieder- und Mittelspannungsebene zuständig sind, aber mit entsprechenden Ausschreibungen zurück. Das ändert sich jetzt: Bayernwerk Netz will netzdienliche Speicher ausschreiben, um gezielt Netzausbau zu vermeiden.

Bayernwerk Netz ist der größte regionale Netzbetreiber Bayerns und ist Teil des EON-Konzerns. Er betreibt Stromnetze mit einer Länge von 155.000 Kilometern – sowohl auf der Niederspannungsebene als auch im Mittelspannungsbereich. Damit ist das Unternehmen für den sicheren Transport von Strom vom Kraftwerk zum Endverbraucher verantwortlich.

Als „erster Verteilnetzbetreiber“ Deutschlands will Bayernwerk Netz jetzt eine Ausschreibung für den Einsatz echter, netzdienlicher Speicher starten. „Durch eine vorgegebene Betriebsweise wird der Speicher eine geplante Netzbaumaßnahme ersetzen und so unter dem Strich die Kosten der regionalen Netzentwicklung spürbar reduzieren„, betont Dr. Egon Leo Westphal (Linkedin), CEO der Bayernwerk AG.

Dieser Speicher soll eine Leistung von fünf Megawatt und eine Kapazität von 20 Megawattstunden haben und an die Mittelspannung angeschlossen werden. Die Beratungen und Abstimmungen mit der Bundesnetzagentur für die Ausschreibung sind abgeschlossen. Der Speicher soll ein „echt netzdienlicher Speicher“ werden – bislang setzen Verteilnetzbetreiber zu wenig auf Speicher zur Weiterentwicklung der eigenen Netzgebiete. Der geeignete Betreiber der Speicheranlage wird vorrangig durch die Gebote des Dienstleistungsentgelts bestimmt.

Netzdienliche Speicher? Was bedeutet das?

In der Energiewirtschaft werden drei Hauptarten von Energiespeichern und ihre Funktionen unterschieden:

  • Marktdienliche Speicher:
    • Funktion: Diese Speicher nutzen Preisunterschiede am Strommarkt, um Gewinne zu erzielen. Sie kaufen Strom, wenn er günstig ist, und verkaufen ihn, wenn der Preis steigt
    • Beitrag zur Energiewende: Tragen zur Stabilisierung der Strompreise bei, indem sie Angebot und Nachfrage ausgleichen
  • Systemdienliche Speicher:
    • Funktion: Dienen der Stabilität des gesamten Stromsystems, indem sie Frequenzschwankungen ausgleichen
    • Beitrag zur Energiewende: Sichern die Netzfrequenz und verhindern Stromausfälle. Ihr Einsatzort ist dabei flexibel.
  • Netzdienliche Speicher:
    • Funktion: Verbessern die Stabilität und Effizienz des lokalen Verteilnetzes
    • Beitrag zur Energiewende: Reduzieren Netzengpässe, machen Netzausbau teilweise überflüssig, gleichen Spannungsschwankungen aus und erhöhen die Netzqualität. Netzdienlichkeit ist standortabhängig und erfordert eine spezielle Betriebsweise, die vom Netzbetreiber vorgegeben wird
  • Kombination möglich: Speicher können auch mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen, um einen noch größeren Beitrag zur Energiewende zu leisten.

Der netzdienliche Speicher, den Bayernwerk Netz ausschreibt, soll als vorrangig die Stabilität und Effizienz des lokalen Verteilnetzes verbessern – dabei ist Netzdienlichkeit, die Netzausbau teilweise überflüssig machen soll, standortabhängig. Deswegen bietet der Netzbetreiber eine Landkarte auf seiner Webseite, auf der Investoren sehen können, wo netzdienliche Speicher „wünschenswert“ sind.

Höhe Netzbelastung zu Spitzenzeiten bewältigen

Der netzdienliche Betrieb von Speichern ermöglicht Bayernwerk Netz, die hohe Netzbelastung während Spitzenzeiten erneuerbarer Energien zu bewältigen. Dadurch wird der Bedarf an Netzausbau reduziert, was zu einer schnelleren und kosteneffizienteren Transformation des Energiesystems führt. Das hat Vorteile für alle Kunden von Bayernwerk Netz.

Verteilnetzbetreiber können mithilfe von Speichern Flexibilitäten nutzen und lokale Netzengpässe lösen. Durch die Speicherung von Energie bei Einspeisespitzen können zusätzliche Erzeugungsanlagen ins Netz integriert werden, ohne dass das Netz verstärkt oder ausgebaut werden muss. Speicher tragen außerdem zur Verbesserung der Netzqualität bei, indem sie Spannungsschwankungen reduzieren.

Das Vorpreschen von Bayernwerk Netz ist ein wichtiges Signal für die Energiewende und zur Transformation der Stromnetze. Denn es zeigt, dass es neben dem reinen Netzausbau auch andere Lösungen gibt, die Netze flexibler und widerstandsfähiger zu machen. Daher werden auf diese erste Ausschreibung viele, viele weitere Ausschreibungen folgen – von Verteilnetzbetreibern im gesamten Bundesgebiet.

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% S Kommentare
  1. Ronald Hütter sagt

    Sehr gute Nachricht. Was mir in dem Artikel fehlt, sind Quantifizierungen in verschiedener Richting: wie ist die Grösse des geplanten Speichers im Verhältnis zum Bedarf, wie rechnen sich solche Speicher, wie lange kann das Versorgungsgebiet aus dem Speicher gefahren werden etc. Welche Leitungen werden dennoch gebraucht, wenn die Speicher leer sind?

    Auch: wären nicht kleinere Elektrolyseure sinnvoll, in der Nähe von Gaskraftwerken? Um Lange Strom- und Gasleitungen zu sparen.

    1. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Ronald,

      die Wirtschaftlichkeitsfragen lassen sich sicherlich erst dann beantworten, wenn die Ausschreibung einen Sieger hervorgebracht hat. Und ja: Elektrolyseure könnten auch sinnvoll sein – etwa die modularen Modelle von Enapter. Aufgrund der Wirtschaftlichkeit und des schnellen Einsatzes dürften jetzt erstmal Batteriespeicher Vorrang haben.

      Viele Samstagsgrüße,
      Martin Jendrischik

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