Vehicle-to-Grid im Praxistest im Netzgebiet der TenneT
Übertragungsnetzbetreiber TenneT, Cleantech-Unternehmen The Mobility House und Autobauer Nissan kooperieren bei Vehicle-to-Grid. Projekt soll Potenziale zeigen und regulatorische Rahmenbedingungen schaffen.
Welche Anforderungen haben Übertragungsnetzbetreiber, wenn es um die Nutzung von Elektroauto-Batterien zur Netzstabilisierung geht? Und welcher regulatorischer Rahmen müsste für Vehicle-to-Grid gesetzt werden? Ein starkes Bündnis aus Cleantech-Unternehmen The Mobility House, Autohersteller Nissan und Übertragungsnetzbetreiber TenneT untersucht genau das jetzt einem neuen Pilotprojekt.
Das zeigt: Weil der Bedarf zur Netzstabilisierung größer wird, wächst die Offenheit bei den Netzbetreibern für solche Lösungen, die etwa Elektroautos mit einbeziehen. Im Pilotprojekt nutzen TenneT, The Mobility House und Nissan Batterien von Elektrofahrzeugen, um lokal produzierten Strom zu speichern und wieder einzuspeisen (Vehicle-to-Grid bzw. Grid-to-Vehicle). Damit wird das Stromnetz stabilisiert.
„Dieses Pilotprojekt ergänzt unsere Blockchain-Projekte. Wir nutzen Batterien für Elektrofahrzeuge, die sowohl Strom speichern als auch wieder ins Stromnetz einspeisen können, für Redispatch, also um Transportengpässe im Netz aufzulösen. Das entlastet das Stromnetz und hilft uns, die teure Abregelung von Windanlagen zu begrenzen“, sagt Lex Hartman, Geschäftsführer der TenneT TSO GmbH.
Bisherige Maßnahmen zur Behebung von Transportengpässen sind vor allem Redispatching, Netzreserve und Windabregelungen. TenneT gibt dafür jährlich eine Milliarde Euro aus, die indirekt an die Verbraucher weitergegeben wird. Erste Ergebnisse erwarten die Projektpartner im ersten Quartal 2019.
Das passiert konkret: Nissan-Elektroautos in den TenneT-Bereichen Nord- und Süddeutschland werden als mobile Stromspeicher genutzt. Sie gleichen lokale Überlastungen unmittelbar aus. Gelingt das im Pilotprojekt, kann es leicht auf bundesweiten Betrieb ausgeweitet werden.
The Mobility House ist im Boot, weil deren entwickelte Software für Lade- und Energiemanagement die automatisierte Steuerung entsprechender Lade- und Entladevorgänge ermöglicht. Voraussetzung dafür ist die Eignung zum bidirektionalen Laden. Eine deutlich kleinere Kooperation gab es vergangenes Jahr mit Honda.
Nissan arbeitet seit Jahren mit The Mobility House an der intelligenten Einbindung von Elektrofahrzeugen in das Stromnetz. Francisco Carranza, Geschäftsführer Nissan Energy, Nissan Europe, sagt:
„Nissan-Elektrofahrzeuge können an das Stromnetz angeschlossen werden und unterstützen die Übertragung und Verteilung von Strom. Sie können so dazu beitragen, das Stromnetz nachhaltiger und stabiler zu machen. Bei Nissan haben wir nach Möglichkeiten gesucht, Elektrofahrzeuge jenseits der herkömmlichen Mobilität zu nutzen und sie zu sauberen mobilen Energiezentren zu machen. Heute verändern unsere Elektrofahrzeuge nicht nur unsere Art zu fahren, sondern auch unsere Art zu leben.“
Am Ende des Projektes sollen weitere kommerzielle Produkte und Leistungen für die Halter von Elektrofahrzeugen stehen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.