Amminex und Baumot profitieren von Nachrüst-Förderung
Dieselbusse, aber auch Diesel-PKW können bald mit den Systemen von Amminex und Baumot umgerüstet werden. Fortschritte sind deutlich sichtbar. Jetzt profitieren die Hersteller vom Nachrüst-Förderprogramm.
Die Nachrüstung von Diesel-Bussen, um die Luft in den Städten zu verbessern und die Grenzwerte einzuhalten, wird immer realistischer. Zwei der Technologien, die dafür in Frage kommen, sind die Systeme von Baumot / Twintec und Amminex. Jetzt hat das Bundesverkehrsministerium ein Nachrüst-Förderprogramm im dreistelligen Millionenbereich aufgelegt – speziell für die Nachrüstung von 28.000 Diesel-Bussen der Schadstoffklassen Euro III, IV, V und EEV.
Und das ist nur der erste Schritt: In einem weiteren Schritt könnte die Nachrüstung von Krankenwagen und Müllfahrzeugen folgen. Die Förderrichtlinie des Bundes ist Teil des „Sofortprogramm Saubere Luft 2017-2020“ und Ende März in Kraft getreten. Unterstützt werden sollen Gebietskörperschaften, Verkehrsverbünde und öffentliche sowie private Verkehrsunternehmen. Insgesamt stehen 107 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Fördersätze sind abhängig von der Unternehmensgröße und liegen zwischen 40 und 60 Prozent. Ziel des Förderprogramms ist, möglichst schnell die Stickoxidbelastung in den von Grenzwertüberschreitungen betroffenen Städten zu reduzieren. Neben der Nachrüstung von Diesel-Bussen im ÖPNV gehört zum Förderprogramm auch die Elektrifizierung des urbanen Verkehrs und die Digitalisierung von Verkehrssystemen.
Baumot bietet das sogenannte BNOx-System an, das zu einer durchschnittlichen NOx-Reduktion von mehr als 90 Prozent beitragen soll. Damit ist Baumot nach eigenen Angaben technologischer Marktführer. Zum Einsatz kommen umgerüstete Busse beispielsweise bereits in Berlin. Auch aus London ist die starke Umrüstung von Diesel-Bussen bekannt. Baumot ist auch hier beteiligt.
Mitte letzten Jahres hatte sich die Baumot Group als einer von fünf zugelassenen Nachrüstern für die Umrüstung von insgesamt 5.800 Bussen in London qualifizieren. Um die Luftqualität in London nachhaltig zu verbessern, sollen die Stadtbusse bis spätestens zum Frühjahr 2019 auf die Abgasnorm Euro-VI umgerüstet werden. Hierfür wurden Fördermittel in Höhe von rund 78 Mio. Britischen Pfund (ca. 90 Mio. Euro) von der britischen Regierung bereitgestellt.
Anfang 2018 folgten Förderzusagen für weitere 20 Städte in Großbritannien. Zusätzliche 40 Mio. Britische Pfund (ca. 46 Mio. Euro) sollen 2018 und 2019 dazu verwendet werden, rund 2.800 weitere Stadtbusse in britischen Städten mit SCR Systemen nachzurüsten, um so die Abgasnorm Euro-VI zu erfüllen.
Die Zertifizierung für die allgemeine Betriebserlaubnis steht laut Baumot aber noch aus – gelingt diese, erwartet das Unternehmen für das vierte Quartal 2018 die ersten Umsätze aus der Nachrüstung von Stadtbussen, Müllfahrzeugen und Krankenwagen auch in Deutschland. Mehr zum Baumot-System gibt es auch hier.
ASDS: Nachrüst-Kit von Amminex
Ein weiteres Nachrüst-Kit für Nutzfahrzeuge bietet das Cleantech-Unternehmen Amminex, das zum großen Automobilzulieferer Faurecia gehört. Amminex hat in London nach eigenen Angaben bereits 130 Busse mit dem Ammonia Storage and Delivery System (ASDS) umgerüstet. Weitere 770 Busse befinden sich insbesondere in Kopenhagen (300) derzeit in der Umrüstung. Das System wurde für die Umrüstung „vielerlei Nutzfahrzeuge“ konzipiert.
Bei der ASDS-Technologie wird gasförmiges, an Salz gebundenes Ammoniak direkt in den Dieselabgasstrang dosiert, um NOx und NO2 durch selektive Katalysatorreduktion zu minimieren. Die Besonderheit: Es funktioniert bereits bei niedrigen Abgastemperaturen von 140 Grad Celsius. Ein klarer Vorteil im Stadtverkehr, da Stadtbusse langsam fahren und im Stop-and-Go-Betrieb. Herkömmlöiche Systeme, die auf AdBlue basieren, benötigen Temperaturen von 200 Grad Celsius.
„Die bedarfsgerechte Dosierung von gasförmigem Ammoniak von ASDS erfolgt somit viel früher. Zukünftige Katalysatoren und Sensoren werden voraussichtlich noch weiter unten in der Temperatur effizient sein und dann noch stärker von den Tieftemperaturvorteilen der ASDS-Technologie profitieren“, so eine Faurecia-Sprecherin gegenüber Cleanthinking.de.
Interessant: Die Technologie von ASDS würde auch im Zusammenspiel mit synthetischen Kraftstoffen, wie etwa dieselähnlichen synthetischen Kraftstoffen auf Basis von Wasser, CO2 und Ökostrom funktionieren. Dann könnten Dieselfahrzeuge auch weitgehend CO2-neutral fahren.
Mehr zu Amminex gibt es im folgenden Video:
Amminex diskutiert den Angaben der Faurecia-Sprecherin zufolge derzeit mit mehreren deutschen Städten darüber, wie ASDS helfen kann, den NOx-Gehalt vor Ort zu senken. Konkrete Vereinbarungen gibt es derzeit aber noch keine.
BNOx-System von Baumot auch für Diesel-PKW
Während sich das Angebot von Amminex derzeit noch sehr stark auf die Nutzfahrzeuge konzentriert, ist Baumot auch in Sachen PKW vorgeprescht. Mitte März verkündete das Unternehmen, es habe die Entwicklungen des BNOx Systems zur Stickoxidreduktion bei Diesel-Pkw für die Seriennachrüstung des VW Passat, das auch beim ADAC-Test im Einsatz war, erfolgreich abgeschlossen. Damit stünde bereits heute für einen der wichtigsten Diesel-Pkw in Deutschland eine Nachrüstlösung.
Weitere Entwicklungen sind den Angaben zufolge für mehrere Volumenmodelle auch anderer Hersteller in Vorbereitung. Hierfür baut Baumot aktuell das eigene Team im Dortmunder Entwicklungszentrum weiter aus. Die Baumot Group rechnet damit, dass diese Systeme nach Vorliegen der Zulassungsrichtlinien in rund sechs Monaten ebenfalls für eine Nachrüstung in Serie bereitstehen können. Zugute kommt Baumot dabei die Plattformstrategie der Automobilhersteller. So werden zahlreiche Fahrzeuge auf einer gemeinsamen technischen Plattform gebaut. Dies vereinfacht die Nachrüstung deutlich, da das BNOx System bei überschaubarem Entwicklungsaufwand und kurzen Entwicklungszeiten für weitere Modelle angepasst werden kann.
Es wird noch ein bißchen Zeit ins Land gehen, bis die Diesel-Nachrüstung im PKW-Bereich ebenso realistisch wird wie im Bereich der Nutzfahrzeuge. Aber Bewegung und Dynamik ist drin und der Bedarf von Seiten des Marktes erkannt. Das Angebot wird dieser Nachfrage innerhalb der kommenden Monate folgen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Hallo, ich habe eine Frage, ob eine Möglichkeit gibt, die Nachrüstung für japanisches Auto Honda CRV-IV Euro 5, Diesel zu machen.
Vielen Dank im Voraus.