Update Tesla Model 3: Produktion des Elektroautos gewinnt an Fahrt
Wie Bloomberg berichtet, bestellen Zulieferer relevante Komponenten für das Tesla Model 3, die auf das Erreichen des Produktion-Ziels von 5.000 Elektroautos pro Woche hindeuten
Es gibt positive Anzeichen, dass die Produktion des Tesla Model 3 deutlich an Fahrt gewinnt. Das berichtete Bloomberg heute auf Basis einer Analyse der Branchenexperten von JL Warren Capital LLC. Die wiederum beziehen sich auf Bestellungen bei einem deutschen Zulieferer. Elon Musk, CEO von Tesla, hat das Ziel, bis Ende des 2. Quartals 2018 5.000 Elektroautos vom Typ Model 3 bauen zu wollen – zuletzt hatte Elon Musk die Erreichung des Ziels als „sehr wahrscheinlich bezeichnet“. Die Aktie reagierte mit einem kleinen Freudensprung auf die Bloomberg-Meldung.
Konkret geht es um den deutschen Cockpit-Hersteller SAS Automotive Systems. Das Joint Venture von Continental und Faurecia hat seinen Sitz in Karlsruhe. In einem Hinweis an Kunden schrieb JL Warren Capital nun, SAS Automotive, das auch eine Produktion in Kalifornien betreibt, habe im Mai einen Auftrag über die Lieferung von 20.000 Displays und 10.000 für Juni beim chinesischen Zulieferer bestellt. Demnach plant der chinesische Anbieter die Produktion von 58.000 dieser Displays – was ungefähr 20.000 pro Monat entspricht.
Bedenkt man, dass die Bestellung mehrere Wochen Vorlauf haben dürfte, wird klar: Diese Bestellung von Bauteilen für Tesla’s wichtigstes Elektroauto passt zu dem Ziel, das Tesla in weniger als zwei Monaten erreichen will ziemlich genau.
Positive Nachrichten nach Musks Analysten-Gau
Diese positiven Nachrichten kommen für Tesla zum richtigen Zeitpunkt. Bei einem Analysten-Call vergangene Woche, bei dem Elon Musk die Zahlen für das erste Quartal bekannt gab – und dabei leicht positiv überraschte – weigerte sich Musk, einige Analysten-Fragen zu beantworten. Das kam an der Börse nicht gut an – der Aktienkurs gab nach einem vorherigen Kurssprung im nachbörslichen Handel kräftig nach. In den Tagen darauf versuchte Elon Musk den Schaden zu begrenzen und begründete seine unflätige Art mehrfach via Twitter.
Das Tesla Model 3 ist zum Symbol für den Umstieg auf Erneuerbare Energien und Elektromobilität geworden. Die Aufmerksamkeit, die das Auto von Tesla erfährt, ist atemberaubend. Das Unternehmen tut viel dafür, das Model 3 zum Erfolg zu führen – bei 400.000 Vorbestellungen keine große Überraschung.
Würde Tesla scheitern, wären auch andere Investitionen in Elektromobilität aus heutiger Sicht gefährdet. Soweit sollte es nicht kommen… Gelingt hingegen endlich der Produktionshochlauf, könnte es tatsächlich dazu kommen, dass Tesla in einem der folgenden Quartale erstmals Gewinne erwirtschaftet.
Tesla Model 3 Produktion Update 16. Juni 2018
Inzwischen sind seit dem ursprünglichen Beitrag vom 9. Mai wieder fünf Wochen vergangen – und der erfolgreiche Produktionshochlauf beim Tesla Model 3 wird immer wahrscheinlicher. Am 8. Juni wurde bekannt, dass mehr als 35.000 Tesla Model 3 produziert worden sind. Das ist allerdings etwas weniger als zehn Prozent der insgesamt bestellten Fahrzeuge – Tesla hat mit dem Model 3 also noch einiges vor in den kommenden Monaten.
Die Tesla-Aktie ist in diesen fünf Wochen kräftig nach oben gesprungen. Grund war unter anderem die sehr überzeugende Hauptversammlung, in der Elon Musk als CEO und Verwaltungsratschef der Rücken gestärkt wurde. Außerdem bezeichnete Elon Musk das Erreichen des 5.000-Fahrzeuge Zwischenziels als „sehr wahrscheinlich“.
Am 12. Juni berichtete CNBC über das Anheben des monatlichen Produktionsziel von 20.000 auf 30.000 Tesla Model 3 in Juni – zumindest geht KeyBanc Capital Markets davon aus. Sehr realistisch erscheint dieses Szenario allerdings nicht: Tesla hatte ja die Produktion für einige Tage – andere sagen für ca. 2 Wochen – gestoppt, um sie neu zu justieren.
Die Ankündigung des Baus einer Gigafactory in Shanghai sorgte ebenfalls für positive Reaktionen an den Aktienmärkten – womöglich ist die Gewissheit, bald in China für den dortigen gigantisch wachsenden Markt produzieren zu können auch der Grund dafür, dass Tesla sicher ist, kein frisches Kapital von den Aktienmärkten zu benötigen. Ob Tesla in China ein relevantes Joint Venture eingegangen ist, in das auch die chinesische Seite viel Kapital einbringt?
Unterdessen ist auch klar geworden, was Elon Musk unter einem Langfristplan versteht. Musk hält mehr als 33 Millionen Aktien an Tesla mit einem heutigen Wert von mehr als 11,5 Milliarden US-Dollar. In 20 Jahren werde er seine Aktien verkaufen, um die Mars-Mission von SpaceX zu finanzieren, so wird Musk in verschiedenen Medien zitiert. Na, wenn das keine Aussage ist, an der man den Unternehmer-Guru messen kann…
Will Daimler Tesla übernehmen?
In der Summe: Tesla ist mit dem Model 3 auf einem unheimlich guten Weg und die Nervosität in der deutschen Autoindustrie steigt angesichts des neuerlichen Abdriftens ins Diesel-Abgasskandale. Gerüchten zufolge hatte sich der eine oder andere Konzern – am wahrscheinlichsten dürfte Daimler sein – vorgestellt, Tesla zu übernehmen.
Angesichts eines Jahresgewinns von 25 Milliarden erscheint eine Übernahme eines wiederum mit 60 Milliarden Dollar bewerteten Unternehmens nicht gänzlich unrealistisch. Der jüngste Kurssprung, der dann weitergehen dürfte, wenn Elon Musk das Produktionsziel von 5.000 pro Woche in der letzten Juni-Woche schafft, dürfte eine Übernahme aber nicht wahrscheinlicher gemacht haben.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Wir alle wissen um das geschickte Händchen vom Daimler-Benz bei seinen Übernahmen. Man denke nur an die „Sternstunden“ mit Chrysler und Mitsubishi. Meiner Einschätzung nach wird das mit Tesla etwa ähnlich erfolgreich ablaufen.