nanoFLOWCELL: Kuriositäten um angebliche Milliardenbestellung
Nunzio La Vecchia hat wieder zugeschlagen: Jetzt behauptet der CEO der nanoFLOWCELL Holdings in der Schweiz, das Unternehmen habe eine Drei-Milliarden-Bestellung zur Lieferung von 25.500 Elektroautos mit Flusszellenantrieb erhalten.
Die Geschichte rund um das geheimnisvolle Unternehmen nanoFLOWCELL mit seinen Elektroautos QUANT 48VOLT und Quantino 48Volt wird zunehmen kurios: Jetzt hat ein „internationales Investorenkonsortium“ angeblich Testfahrzeuge mit Flusszellenantrieb im Wert von 3,1 Milliarden Euro bestellt. Das jedenfalls teilt die nanoFLOWCELL Holdings in einer Pressemitteilung mit. Zweifel, ob das wirklich stimmen kann, sind mehr als angebracht.
Das „internationale Investorenkonsortium“ will – den Angaben zufolge – tatsächlich 500 QUANT 48VOLT und 25.000 (!) Quantino 48VOLT-Fahrzeuge bestellt haben, berichtet nanoFLOWCELL Holdings. Diese Elektrofahrzeuge mit der Wunder-Flusszelle sollen dann sowohl zum Flottenbetrieb genutzt werden als auch an Käufer aus dem Netzwerk der Investoren verkauft werden. Mit dieser Bestellung habe nun ein neues Zeitalter der Elektromobilität begonnen. Soso.
Vor einigen Wochen erhielt Cleanthinking eine Pressemitteilung von nanoFLOWCELL Holdings, in der erst ein Börsengang angekündigt und dann doch wieder in weite Ferne gerückt wurde. Die Newsmeldung war so unklar, dass trotz angestrengter Recherche keine glaubwürdige Geschichte geschrieben werden konnte. Und das, obwohl an den Leserzahlen eindeutig zu erkennen ist, dass es unter der Leserschaft von Cleanthinking ein Interesse an der Geschichte rund um nanoFLOWCELL gibt.
Jetzt also die schwer zu glaubende Milliarden-Bestellung. Wundersam ist, dass ein Investorenkonsortium eine „Testflotte“ mit 25.000 Fahrzeugen aufbauen will. Dabei habe dieses Konsortium klare wirtschaftliche Interessen – mit einer Testflotte wird man die ausgegeben Milliarden aber nicht wieder reinbekommen. Wundersam ist auch, dass die Fahrzeuge von nanoFLOWCELL bisher lediglich als Versuchsträger galten, um die Flusszellen-Technologie zu demonstrieren.
Jetzt ist das große der beiden Fahrzeuge, der QUANT 48VOLT serienreif und soll drei Millionen Euro pro Stück kosten? Der Verkaufspreis für den QUANTINO 48VOLT soll übrigens bei lediglich 65.000 Euro liegen.
Ich glaube, es ist einmalig in der Geschichte der Automobilindustrie, dass eine Vorbestellung in dieser Größenordnung aufgegeben wurde – noch bevor die eigentliche Produktion angelaufen ist.
Das sagt Nunzio La Vecchia, CEO der nanoFlowcell Holdings.In der Tat ist dieser Vorgang derart kurios, dass die Aussage, es handele sich um ein „internationales Investorenkonsortium“ nicht ausreicht, um ansatzweise glaubwürdig zu sein. Aber das Kabinett der Kuriositäten rund um nanoFLOWCELL geht noch weiter.
nanoFLOWCELL: Milliarden-Auftrag für Aufbau der QUANT-City
Um den Milliarden-Auftrag abarbeiten zu können, will das geheimnisvolle Unternehmen nun die QUANT-City errichten – wo auch immer. Während eine Überschrift der Pressemitteilung andeutet, es gebe Fortschritte bei „Projektierung und Baubewillingsphase“, wird wenig später konkretisiert, dass mit der Baubewilligungsphase „noch dieses Jahr“ BEGONNEN werden solle. Widersprüche dieser Art finden sich mehrere in der Außenkommunikation von nanoFLOWCELL, was Zweifel schürt.
Unter QUANT-City versteht Nunzio La Vecchia offenbar eine Pilotanlage, die aus drei Kernbereichen bestehen soll:
- Aus Produktionsanlagen für die nanoFlowcell Flusszelle (inkl. Membran) und für die bi-ION Elektrolytflüssigkeit – die bi-ION Tank-Spots der Flottenbetreiber sollen direkt aus dieser Anlage mit Elektrolytflüssigkeit beliefert werden.
- Außerdem soll es eine Muster-Produktion für die Elektrofahrzeuge geben – allerdings sollen diese erst „im Importland“ zusammengesetzt werden.
- Schließlich ein Innovation-Lab für Flusszellen-Technologie
Diese QUANT-City hatte nanoFLOWCELL auch bereits für das Jahr 2016 bzw. Fertigstellung 2018 angekündigt – und zwar in Tenero in der Schweiz. Hier geht es möglicherweise um ein Gebiet einer ehemaligen Papierfabrik. Dort plant auch der Handelsriese Coop eine Ansiedlung, berichtet das Schweizer Fernsehen RSI. Nunzio La Vecccia ist hier zumindest aktiv: Er hat dem Bericht folgend Widerspruch gegen die geplante Verlegung eines Kanals eingelegt.
Allerdings gab nanoFLOWCELL im April via Pressemitteilung bekannt, man suche europaweit nach geeigneten Fertigungsstandorten in der Größenordnung von 380.000 bis 500.000 Quadratmetern.
Viel beschäftigt wird der umstrittene Firmenchef in Zukunft also sein. Man werde nun zwei Jahre für den Bau der QUANT-City benötigen – „zumindest für die erste Ausbaustufe der Pilotanlage.“ Kurz danach würden die ersten QUANT 48VOLT-Fahrzeuge ausgeliefert. Es sei bereits als Kleinserienmodell „fertig homologiert“ und werde „parallel zum Bau von QUANT-City“ produziert. Damit nicht genug: Für den QUANTINO 48VOLT sei mit einem Engineering-Aufwand von etwas über zwei Jahren zu rechnen, bis das Fahrzeug in Serienproduktion gehen werde.
Wie geht’s weiter? Jetzt für Cleanthinking-Newsletter registrieren
Nun denn, schauen wir dem Unternehmen weiter auf die Finger – wer auf dem Laufenden bleiben will, kann sich hier für den Cleanthinking-Newsletter registrieren. Wäre zu schön, wenn es tatsächlich eine Elektroauto-Revolution wäre. Trotz der Kuriositäten in der Kommunikation um die angebliche Milliardenbestellung.
Am kommenden Sonntag, 17. Juni berichtet übrigens das n-tv-Automagazin „PS – Das Automagazin“ unter dem Titel „Kombination aus Batterie und Brennstoffzelle – nanoFLOWCELL will Tesla Konkurrenz machen“ über die Schweizer. Früh aufstehen ist angesagt: Los geht es um 8:10 Uhr.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Wenn man die Vergangenheit des CEOs etwas googelt, wundert einen gar nichts mehr…
Ich frage mich nur, warum man dem Herrn immer wieder eine Bühne bietet.
Kritik und Zweifel sind im Artikel deutlichst herauszulesen. Mittlerweile ist das Unternehmen stumm.
Naja, wenn man das Maximalmoment multipliziert mit der Maximaldrehzahl dann kommt man auf solche Leistungswerte. Doch genau das kommt nicht vor. Geschwindigkeit und Moment da wird es auch bei anderen Spannungen elektrisch eng. Ich fahre eine ZERO: Ja die Leiter im Motor sind Fingerdick. Nein der Motor wird nicht warm. Das ist auch logisch denn man kann nur Teile der 100 Nm nur für die Dauer von Sekunden nutzen dann hat man den jeweils anderen Zustand bereits erreicht (Vmax). Die Traktion ist sehr begrenzt und beim Motorrad auch der Wheely also der rückwärtige Überschlag.
Wenn ich das richtig verstanden hab, haben die im Quantino Linearmotore (Maglev) aufgewickelt. Das ist sehr plausibel den bei normalen Torque Motoren und darum handelt es sich bei 2000Nm (irre!) sind die radialen Kräfte sonst so gigantisch, dass man derer nicht mehr ohne weiteres Herr wird. Prinzipiell ist es egal ob wenig fette Wicklungen (48V) oder viele dünnere Wicklungen (400V) verbaut werden solange der Strom pro mm² der gleiche ist haben die auch das gleiche Moment.
Der Quantino habe einen Tank von 2 mal 100l , ist schon viel aber mit 2*50l sollte er immer noch eine Reichweite von 700km erreichen können. Das wäre schon toll weil ja das Bi-ION Flüssigkeit auch nachzutanken ist.
Die Idee ein oder zwei synthetische Komponenten so energetisch anzureichern, daß man im Fahrzeug daraus wirtschaftlich Strom erzeugen kann, ist wirklich bestechend und keines Wegs unrealistisch. Für mich ist die Wahrscheinlichkeit für eine solche Lösung höher als die für die wirtschaftliche Brennstoffzelle. Insbesondere da die Flüssigkeit wegen der anderen Vorteile des E-Antriebs ja nur etwa 1/5 der Energiedichte braucht als Benzin.
Ich habe an den Proto-Quant’s mitgebaut…
Leider verstoße ich gegen Geheimhaltungsverpflichtungen wenn ich hier vom Leder ziehe…
Hallo Anonym, ich garantiere Quellenschutz. Bei Interesse, gerne Mail an mj@cleanthinking.de. Martin Jendrischik
Ich habe auch mal etwas gerechnet wie mit 48V 560KW auf die Straße gebracht werden soll:
11600 A bei gerade mal 0,001 Ohm erzeugt schon Verluste im Bereich von 136 kW.
Wenn also 48 Volt am Motor anliegen, muss die Batterie schon 60 V liefern.
Feiern die doch die 48 V Technologie als Ziel für den Leichtbau, bloß wie bei den armdicken Kabeln und den massiven Kühlkörpern?
Wer mit 48 Volt 1 kW Leistung auf die Straße bringen will, muss schon mal gut 20 Ampere durch die Kabel fließen lassen. Der Quant will mit 560 kW glänzen. Dafür sind dann (bei immer noch 48 V) fast 12000 Ampere nötig.
Da biegen sich nicht nur die Balken, sondern die Stromschienen.
Also ich denke, dass ist alles Humbug. Das kann man nicht ernst nehmen
Ich habe mich bei NanoFlowcell.com als Ingenieur beworben, wobei ich sogar einige zutreffende Referenzen aus meinen Aufgabenstellungen im Automotive Sektor beigefügt habe. Als Reaktion kam: „Wir haben Ihre Daten unserem Recruiting Pool hinzugefügt“. Das war es bis dato. Natürlich ist das alles Quatsch, was die da behaupten zu können.
Ich beschäftige mich seit über einem Jahrzehnt interessehalber mit Scharlatanerie und gewerbemäßigem Betrug in der Overunity und Freie Energie Szene. Ich habe inzwischen viel Erfahrung/Intuition. Daher reicht mir allein das „verbale Gehabe“ aus, welches auch bei nanoflowcell voll und ganz dem in dieser Szene üblichen Jargon entspricht, um zu erkennen, dass (im Moment noch) nanoflowcell nur eine durchaus kostspielige Hochstapelei darstellt. Die Leute, die das bezahlen, haben wohl zu viel Geld und leisten sich daher diese Extravaganz.
Ich halte die Flusszellentechnologie vor allem im Hinblick auf die Weiterverwendung des vorhandenen Tankstellennetzes für absolut zukunftsweisend für den Automobilverkehr. Das geht aber erst, wenn die Leistungsdichte ausreicht. Dass Nunzio La Vecchia, der sich als Universal-Genie sieht, bereits und zwar einzig und allein das geschafft haben will, darf mit Fug und Recht ins Reich der Phantasterei verbracht werden. Diese Person hat bereits einen ganzen Berg an Gaunereien angehäuft. Rechtskräftige Verurteilung eingeschlossen.
Kuckt Euch ein Bild von dem Typ an und sagt mir, ob Ihr von dem einen Gebrauchtwagen kaufen würdet – ich jedenfalls nicht.