eHighway: Strom-Autobahn bei Weiterstadt geht in offiziellen Testbetrieb
Mit Technologie von Siemens Mobility ist zwischen Frankfurt/Main und Darmstadt der Testbetrieb vom ersten eHighway Deutschlands gestartet.
Er ist fünf Kilometer lang, verläuft auf der Autobahn A5 zwischen Langen/Mörfelden und Weiterstadt, umfasst 229 Masten, pro Tag verkehren dort 14.000 LKW. Alleine für den Streckenbau wurden 14,6 Millionen Euro veranschlagt: Deutschlands erster eHighway zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt ist heute in den offiziellen Testbetrieb gestartet.
Der erste deutsche eHighway für Oberleitungs-Hybrid-LKW soll bis Mitte 2020 zunächst von fünf entsprechenden LKW befahren werden, die mehrmals am Tag die Strecke zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt befahren. Die umgerüsteten LKW verfügen sowohl über einen Diesel- als auch über einen Elektromotor und Batterien, die sich über Oberleitungen auch während der Fahrt rasch aufladen lassen.
Bis der Feldversuch in Hessen Ende 2022 abgeschlossen ist, werden weitere 15,3 Millionen Euro veranschlagt. Die Straßenbaubehörde Hessen Mobil koordiniert das Projekt und ist für den operativen Betrieb des eHighways verantwortlich. Beteiligt sind zudem die Technische Universität Darmstadt, die Siemens Mobility GmbH sowie die ENTEGA AG. Die fünf OH-LKW fahren im Auftrag verschiedener Speditionen. Der erste LKW geht an die Spedition Schanz.
Elektrisch betriebene Oberleitungs-Lkw sind eine besonders effiziente Lösung auf dem Weg zu einem klimaneutralen Güterverkehr. Wir haben sie viele Jahre auf einer nicht-öffentlichen Teststrecke erprobt. Jetzt startet der Praxistest auf der A 5 zwischen Frankfurt und Darmstadt. Zwei weitere Teststrecken in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg werden noch folgen.
Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Insgesamt hat das BMU bisher über 70 Millionen Euro zur Entwicklung von e-Highway und der OH-LKW zur Verfügung gestellt. Interessant ist die Technologie vor allem für den Teil des LKW-Verkehrs, der sich mittel- bis langfristig nicht auf die Schiene verlagern lässt.
eHighway: So funktioniert das Aufladen während der Fahrt
Die Technologie funktioniert ganz simpel: Der elektrische Antrieb des Hybrid-LKW wird auf dem e-Highway über eine Oberleitung mit Strom versorgt. Während der LKW mit der Oberleitung verbunden ist, fährt er mit Hilfe seines Elektromotors und lädt zugleich seine Batterie auf. Während des Aufladens kann der LKW maximal 90 Kilometer pro Stunde fahren – angesichts des hohen Verkehrsaufkommens auf der Teststrecke sicherlich keine Einschränkung.
Mit der in der Batterie gespeicherten Energie kann der OH-LKW nach Verlassen der Oberleitungsstrecke weiterfahren und sich außerhalb der Autobahn emissionsfrei bewegen. Für den Fall, dass die Batterie leer ist, hat der OH-Lkw noch einen Dieselmotor an Bord. So ist das Weiterfahren des Fahrzeugs immer gesichert. Sensoren erkennen, wann die Oberleitungen verfügbar sind.
Die Einweihung des ersten deutschen eHighways in Hessen ist ein Meilenstein für die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs in Deutschland. Die Siemens Mobility-Innovation kombiniert die Vorteile elektrifizierter Bahnen mit der Flexibilität des Straßengüterverkehrs und bietet damit eine effiziente, ökonomische und umweltschonende Alternative zum Lkw-Transport mit Verbrennungsmotoren.
Roland Edel, Technologiechef der Siemens Mobility GmbH
Nach Angaben von Siemens Mobility kann ein LKW-Besitzer bei Nutzung eines solchen LKW 20.000 Euro Kraftstoffkosten auf einer Strecke von 100.000 Kilometern einsparen. Weitere Tests der Siemens-Technologie werden übrigens bereits auch international durchgeführt: In Schweden und in der Nähe der US-Häfen Los Angeles und Long Beach.
Ob ein eHighway – weitere Teststrecken u.a. in Schleswig-Holstein folgen – wirklich eine entscheidende Zukunftsperspektive bietet, wird die Realität zeigen. Die Dimensionen mit mehreren Tausend LKW pro Tag, die allein auf dem Teilstück der A5 täglich verkehren, sind gewaltig. In keinem Fall sollte der Versuch unterlassen werden, einen Teil dieser LKW-Transporte auf die Schiene zu verlagern.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.