High-Power-Charging: Wie Audi seine Elektroautos fit für die Langstrecke macht
Spezielles Thermo- und Batteriemanagement ermöglicht besondere Ladekurve beim High-Power-Charging mit bis zu 150 Kilowatt.
Während es in der Elektroauto-Community Zweifel an der Effizienz des Audi e-tron gibt, sind die Fähigkeiten beim High-Power-Charging unbestritten. Der Ingolstädter Autobauer hat jetzt genauer erklärt, wie die besondere Ladeleistung seiner Elektroautos zustande kommt – die maximale Ladeleistung des 95-Kilowattstunden-Batteriesystems wird über einen weiten Bereich des Ladevorgangs erreicht.
Der e-tron, erstes Audi Elektroauto, ist eines der ersten Serien-Elektroautos, die an einer Schnellladesäule mit bis zu 150 Kilowatt Strom tanken können. Dabei ist die hohe Ladeleistung über einen weiten Bereich des Ladevorgangs verfügbar – das hilft, Standzeiten an der Ladeinfrastruktur an der Autobahn zu reduzieren und die Langstrecke auch für Geschäftsreisende zu ermöglichen.
Dabei hat sich Audi besonders über das Thermomanagement der Batteriezellen Gedanken gemacht – eine Flüssigkeitskühlung hält alle Zellen im optimalen Wirkungsbereich von 25 bis 35 Grad Celsius. Dabei sind Strangpressprofile, die wie ein Lattenrost aussehen, besonders wichtig. Diese werden von unten mit einem neu entwickelten, wärmeleitfähigen Klebstoff an das Batteriesystem geklebt.
Den Kontakt zwischen Gehäuse und den darin platzierten Zellmodulen stellt wiederum der sogenannte Gap-Filler her – ein wärmeleitfähiges Gel, das unter jedem Zellmodul den Zwischenraum zum Gehäuse füllt. Es leitet die entstehende Abwärme der Zellen gleichmäßig über das Batteriegehäuse in das Kühlmittel. Die räumliche Trennung von kühlwasserführenden Elementen und Batteriezellen erhöht die Sicherheit des Gesamtsystems.
Besondere Ladekurve beim High-Power-Charging
Die Ladekurve des Audi e-tron zeigt, dass die maximale Ladeleistung über einen großen Bereich von 5 bis 70 Prozent Ladezustand erreicht wird. Erst danach reduziert das Batteriemanagementsystem die Ströme, um die Batteriezellen zu schonen und die Lebensdauer zu erreichen. Bisherige Konzepte erreichen – nach Angaben von Audi – die volle Leistung nur für kurze Zeit und regeln schon vor der 70-Prozent-Schwelle spürbar herunter.
Bei 80 Prozent lädt der Audi e-tron im High-Power-Charging noch mit mehr als 100 Kilowatt. Im Alltag bedeutet das: Für rund 100 Kilometer Reichweite steht der Audi-Fahrer im Idealfall weniger als 10 Minuten an der Ladesäule Die 80 Prozent-Marke erreicht der Audi e-tron nach knapp 30 Minuten. Obwohl es aus technischen Gründen deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt, die verbleibenden 20 Prozent der Lithium-Ionen-Batterie zu füllen, dauert das Vollladen des Audi e-tron an einer High-Power-Charging-Säule weniger als 50 Minuten.
Neben Ladeleistung und Batteriekapazität ist die Verfügbarkeit von Ladesäulen ein Schlüsselfaktor für sorgenfreie Elektromobilität. Mit dem eigenen Ladedienst e-tron Charging Service sind derzeit 100.000 Ladepunkte in 17 EU-Ländern zugänglich. Landesspezifisch vereinheitlichte Tarife ermöglichen einfaches Reisen ohne lästige Preisvergleiche. Auf längeren Fahrten laden Audi-Kunden zu besonderen Konditionen an den High-Power-Charging-Säulen des IONITY-Netzwerkes, das sukzessive ausgebaut wird und im kommenden Jahr 2020 insgesamt 400 Stationen umfassen soll.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.