Canoo: Wieso der Kleinbus aus den USA elektrisiert
Ex-BMW-Entwickler wollen mit dem Canoo das Zeitalter des SUV beenden – und das Elektroauto im Abo-Modell anbieten.
Es ist derzeit selten, dass ein neues Fahrzeug so elektrisiert wie der Canoo. Ein elektrischer Kleinbus eines amerikanisch-chinesischen Startups, der Platz für sieben Sitze bietet und durch ein Abo-Modell gerade für junge Leute attraktiv werden soll. Zwei Haken gibt es allerdings: Das Elektrofahrzeug soll in zwei Jahren zunächst in den USA und in China auf den Markt kommen, ein Europastart ist unklar. Einen Abo-Preis nennen die Canoo-Gründer bislang nicht.
Der ehemalige Deutsche Bank- und BMW-Manager Stefan Krause, der kurzzeitig auch Finanzchef des Elektroauto-Startups Faraday Future war und im Aufsichtsrat von Rocket Internet sitzt, fungiert heute als Chairman von Canoo. Krause möchte gemeinsam mit einem Team aus 400 Mitarbeitern das Zeitalter des SUV beenden. Hilfe hat er dabei von Entwickler Ulrich Kranz, der einst den BMW i3 und den BMW i8 entscheidend entwickelte. Mit an Bord ist auch Richard Kim, der die ersten Entwürfe des BMW i3 zeichnete.
Seit August ist Krause vom CEO-Posten in die Rolle des Chairman geschlüpft – und hat dies mit dringenden Privatangelegenheiten begründet. Stattdessen führt Ulrich Kranz die Geschicke derzeit von der Spitze aus – die mittelfristige Management-Aufstellung kann sich aber noch ändern bei Canoo.
Krause und Kranz sehen den Canoo als passende Antwort auf den Geländewagen für die Stadt, der wahrscheinlich niemals schlamm an den Rädern haben wird. Das Canoo-Fahrzeug soll also so etwas werden wie der moderne Van für die Ära nach dem SUV-Hype. Ob es wirklich gelingen wird, junge Käuferschichten mit einem solchen Fahrzeug abzuholen im wahrsten Sinne des Wortes?
Canoo ähnelt dem ID Buzz von Volkswagen
In eine ganz ähnliche Nische des lifestyligen, großräumigen Elektrofahrzeugs strebt auch Volkswagen mit seinem Elektro-Bulli ID Buzz. Das Elektrofahrzeug lebt von der Möglichkeit der Interaktion zwischen den Insassen und eben von seiner Geräumigkeit für den Weg zum Strand oder durch die Stadt. Aber reicht das, um SUVs zu ersetzen?
Die technischen Daten des Canoo sind schnell erzählt: 4,42 Meter lang, 1,89 Meter breit und 1,84 Meter hoch. Der 300-PS-Elektromotor soll für eine Maximalgeschwindigkeit von 200 km/h sorgen. Als Reichweite stehen laut EPA-Fahrzyklus rund 400 Kilometer im Raum. Das Gewicht ohne Insassen beträgt zwei Tonnen – die Zuladung 600 Kilogramm.
Wir glauben, dass das Potenzial der EV-Architektur eine Post-SUV-Ära ermöglichen kann, die dem ständig wachsenden Wunsch nach Raum und Wert gerecht wird. Wir haben einen wirklich anderen Ansatz für EVs versprochen, und unser Canoo beweist, dass wir diese Vision umsetzen können. Mit der Enthüllung beginnt auch die Phase der Beta-Tests, so dass wir auf dem richtigen Weg zu unserem Starttermin 2021 sind.
Ulrich Kranz, Verantwortlicher bei Canoo
Sofa statt Autositze im Innenraum
Der Canoo soll das Resultat komplett neu gedachten Fahrzeugdesigns sein. Statt Platz zu verschwenden soll es dem Nutzen einen außergewöhnlichen Nutzen bieten. Mit dem Innenraum eines SUV und den Außen-Abmessungen eines Kleinwagens. Der Canoo könnte als urbaner Loft auf Rädern beschrieben werden – die Rücksitze sind mehr Sofa denn Autositze. Es soll ein Lebensgefühl transportieren, das insbesondere junge Menschen bereits vom Smart Home kennen.
Im nächsten Schritt geht der Canoo-Prototyp, der elektrisiert, auf kleine Tour durch Kalifornien. Dann möchte sich das gleichnamige Unternehmen auf die Fertigstellung des Fahrzeugs und dessen Produktion fokussieren. Dann gibt es sicher auch mehr Details zum geplanten Abo-Modell. Der Start soll dann 2021 in den USA und China erfolgen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.