Smart Meter: Energiewende wird ab Januar 2020 digital
Die Digitalisierung der Energiewende beginnt mit dem verpflichtenden Smart-Meter-Rollout ab Januar 2020.
Diese Nachricht ist ein Meilenstein für die Energiewende in Deutschland: Im Januar 2020 beginnt endlich der lange erwartete und bereits 2015 in Gesetzesform gegossene sogenannte Rollout der Smart Meter. Die intelligenten Stromzähler sind digital, vernetzt und letztlich die unabdingbare Voraussetzung dafür, das dezentral organisierte Energiesystem zu realisieren. Heute wird das dritte Smart-Meter-Gateway offiziell zertifiziert, im Januar erfolgt die Markterklärung.
Die Energiewende wird mit intelligenten Stromzählern digital und muss im kommenden Jahrzehnt wieder deutlich an Dynamik gewinnen, damit wir die Pariser Klimaziele erreichen können. Die Ankündigung eines European Grean Deals durch die neue EU-Kommission, die Verschärfung des deutschen Klimapakets mit einem CO2-Preis von 25 Euro und nun die sichere Ankündigung des verpflichtenden Smart-Meter-Rollouts sind wichtige Meilensteinen hierfür.
Wenngleich weitere Meilensteine folgen müssen, ist der verpflichtende Smart-Meter-Rollout für einen Teil der Haushalte und Unternehmen in Deutschland ein ganz wichtiger Schritt. Denn der Einbau intelligenter Stromzähler (konkret: Intelligente Messsysteme), die Stromverbrauch und -erzeugung transparent machen können, hilft Unternehmen und Haushalten dabei, effizienter mit Energie umzugehen.
Smart-Meter-Gateways machen Zähler intelligent
Aus technischer Sicht besteht der Smart Meter aus einem digitalen Stromzähler in Verbindung mit einer Kommunikationsschnittstelle, die Smart-Meter-Gateway genannt wird. Diese Smart-Meter-Gateways sind entscheidend für die Vernetzung der Stromzähler untereinander, für die Übermittlung von Daten an Netzbetreiber und viele andere Prozesse bin hin zur Steuerung des Strompreises in Abhängigkeit vom aktuellen Börsenkurs.
Mit den Smart Metern werden zeit- und lastvariable Stromtarife möglich, die beispielsweise die Anbieter aWATTar und Stromdao offerieren. Das bedeutet: Am Freitag erhält der Stromverbraucher über die Webseite etwa von aWATTar eine Übersicht, wie sich die Börsenstrompreise am kommenden Tag entwickeln werden. So kann er entscheiden, wann er beispielsweise sein Elektroauto auflädt – etwa an einem Samstagmorgen oder einem Sonntag-Vormittag, wenn die Preise niedrig sind, weil beispielsweise der Wind kräftig weht.
Noch müssen die Endkunden aktiv sein, um von variablen Stromtarifen in Anlehnung an die Börsenpreise an der EEX in Leipzig profitieren zu können. Aber schon heute gibt es beispielsweise Wärmepumpen, die vollautomatisch eher dann heizen oder Warmwasser produzieren, wenn die Strompreise vorhersehbar niedrig sind. Auch erste Wallboxen sind darauf ausgerichtet, Preisimpulse automatisiert zu nutzen.
Wer ein intelligentes Messsystem bekommt
Der Smart-Meter-Rollout wird laut Messstellenbetriebsgesetz in mehreren Etappen erfolgen. Im Januar wird die sogenannte Markterklärung erfolgen, die exakt festlegt, welche Unternehmen und Haushalte jetzt verpflichtend ein intelligentes Messsystem einbauen lassen müssen. Es ist davon auszugehen, dass es zunächst nur diejenigen betrifft, die pro Jahr mehr als 6.000 Kilowattstunden elektrischer Energie verbrauchen.
Der durchschnittliche Haushalt verbraucht 3.500 Kilowattstunden und wird also zunächst aller Voraussicht nach nicht betroffen sein. Größere Haushaltsverbraucher, Gewerbebetriebe und Industrieunternehmen sind also die Ersten, die sich nun auf die veränderte Situation und die Umstellung auf Smart Meter einstellen müssen.
Dazu kann entweder auf die Aussage des zuständigen Netzbetreibers gewartet werden oder der Prozess selbst in die Hand genommen werden – sogenannte wettbewerbliche Messstellenbetreiber bieten oft ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als Netzbetreiber, die als grundzuständige Messstellenbetreiber nur handeln, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist.
Neben diesen Verbrauchern auch Energieerzeugungsanlagen, die mehr als sieben Kilowatt installierter Leistung haben sowie sogenannte steuerbare Verbraucher (Ladepunkte für Elektromobilität, Wärmepumpen, Nachtspeicherheizungen) höchstwahrscheinlich schon in der ersten Phase des Rollouts vom Umbau vom klassischen Ferraris-Zähler zum Smart Meter betroffen.
Die nächsten Schritte für die Energiewende
Am heutigen Donnerstag wird mit EMH Metering der dritte Hersteller sein Zertifikat vom Bundeswirtschaftsministerium erhalten. Das bedeutet: Sein Smart-Meter-Gateway ist nun für den Smart-Meter-Rollout zertifiziert. Im Januar wird mit dem Anbieter Theben ein weiteres Gateway vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI zertifiziert werden.
Die Hersteller PPC und SAGEMCOM Dr. Neuhaus verfügen bereits über entsprechende, zertifizierte Gateways für Smart Meter bzw. Intelligente Messsysteme. Im Januar wird nach einem Bericht des Handelsblatts die Markterklärung erfolgen – dann geht der Pflichteinbau der Geräte der ersten Generation los. Damit werden dann noch nicht sämtliche Tarifanwendungsfälle abgedeckt – die Geräte werden schrittweise weiterentwickelt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.