Agri-Photovoltaik: Next2Sun kooperiert mit Total, bringt erste Anlage ans Netz
Next2Sun weiht kommerzielle Agri-PV-Anlage in Donaueschingen ein.
Next2Sun ist der Vorreiter für sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlagen in Deutschland (mehr dazu hier). Dabei setzt der Gewinner des Deutschen Solarpreises 2020 auf eine Symbiose aus Landwirtschaft und erneuerbaren Energien – mit wachsendem Erfolg: In Frankreich kooperiert das Cleantech-Unternehmen jetzt mit dem Energiekonzern Total Quadran. In Donaueschingen geht die erste kommerzielle Agrar-PV-Anlage mit bifacialen Solarmodulen von Meyer Burger ans Netz.
Next2Sun bezeichnet die eigene Technologie nicht mit dem gelernten Begriff Agro-PV, sondern orientiert sich am englischen Begriff Agriculture – und nennt es dementsprechend Agri-Photovoltaik. Wie dem auch sei: Es geht darum, dass landwirtschaftliche Flächen trotz der Installation einer Freiflächen-PV-Anlagen zu 90 Prozent nutzbar bleiben.
Problem in Deutschland bisher: Kritische bürokratische Hindernisse verhindern eine schnelle Skalierung der neuartigen Möglichkeit, Agro-PV zu nutzen. Nach Aussage von Next2Sun-Gründer Sascha Krause-Tünker verliert der bewirtschaftende Landwirt bei Errichtung einer PV-Anlage die wichtige EU-Agrar-Förderung für diese Fläche.
„Obwohl mehr als 90 Prozent der Fläche weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden können“, so Krause-Tünker bei der Verleihung des Deutschen Solarpreises 2020. Sowohl von Landwirten als auch von Flächeneigentümern spürt das Cleantech-Unternehmen wachsendes Interesse an entsprechenden Anlagen.
Next2Sun kooperiert mit Total Quadran in Frankreich
Kein Wunder, dass Next2Sun mit seinem Geschäftsmodell europäisch denkt, und entsprechend Kooperationspartner sucht: Seit Ende März kooperiert das Unternehmen mit dem französischen Energiekonzern Total. Dabei kommt die vertikale Next2Sun-Technologie für bifaciale Solarmodule zum Einsatz. Diese Technologie kann gerade morgens und abends mehr Energie liefern und ermöglicht auch landwirtschaftliche Flächen mit einem niedrigen Flächendeckungsgrad zu überbauen. Somit wird der Wettbewerb zwischen den Nutzungen verringert.
Dank des geringen Überbauungsgrades sowie des vergrößerten Raums
zwischen den Reihen ermöglicht die Next2Sun-Technologie mehr Platz für den Anbau von Pflanzen als herkömmliche PV und die einfache Nutzung mit landwirtschaftlichen Maschinen, was eine praktikable Lösung für die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen darstellt.
Total Quadran ist davon überzeugt, dass diese Technologie einen wesentlichen Beitrag zur Erschließung landwirtschaftlicher Flächen leisten kann, indem sie den Wettbewerb zwischen den Nutzungen verringert und unseren CPPA-Angeboten einen Mehrwert verleiht.
Thierry Muller, Geschäftsführer von Total Quadran
Einweihung der ersten kommerziellen Agri-PV-Anlage
Am 12. Oktober 2020 steht nun ein weiterer Meilenstein für die Agri-Photovoltaik-Vision von Next2Sun bevor: In Donaueschingen-Aasen wird die erste kommerzielle Anlage eingeweiht. Der Solarpark hat eine Leistung von 4,1 Megawatt und ist 14 Hektar groß. Der Jahresertrag soll bei 4850 Megawattstunden liegen.
Und: Vorgesehen ist sowohl eine Heuernte wie in 2020 als auch eine Silageeernte in den Folgejahren. Denkbar ist auch die Ausweitung des Konzepts auf Tierweidung, berichtet Next2Sun.
Die 11.000 Solarmodule, die bifacial, also beidseitig, genutzt werden, wurden in den vergangenen Monaten auf 5.800 von Next2Sun entwickelten und patentierten Gestellen installiert. Der chinesische Modulhersteller Jolywood lieferte die Module mit 380 Watt Leistung.
Nutzung von Heterojunction-Modulen von Meyer Burger denkbar
Künftig könnten die neuartigen Heterojunction-Module von Meyer Burger zum Einsatz kommen, deren Rückseiten-Effizienz Vorteile bringen soll. Meyer Burger hat sich in den vergangenen Monaten entschlossen, vom Maschinenbauer zum Zell- und Modulhersteller zu werden.
So baut das Schweizer Cleantech-Unternehmen eine Zellfertigung für Heterojunction-Zellen in Bitterfeld und eine Modulproduktion in Freiberg auf. Bis Mitte nächsten Jahres wollen CEO Gunter Erfurt und sein Team lieferfähig sein.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
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