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Atomausstieg geht voran: Sprengung der Kühltürme von Gundremmingen noch 2025

Die markanten Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks Gundremmingen, die seit Jahrzehnten die Skyline der Region prägen, werden noch in diesem Jahr verschwinden. Der Kraftwerks-Betreiber RWE hat beim zuständigen Landratsamt Günzburg eine Abbruchanzeige gestellt, und die Sprengung ist für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant. Diese Entwicklung markiert einen bedeutenden Schritt im deutschen Atomausstieg und im Rückbauprozess des Kernkraftwerks, das Ende 2021 planmäßig vom Netz genommen wurde.

Der Rückbau schreitet voran

Der Rückbau des Kernkraftwerks Gundremmingen, heute als Rückbauanlage bezeichnet, läuft bereits seit 2022 und soll laut Betreiberangaben noch bis Mitte der 2030er Jahre andauern. Im Mai 2024 erhielt RWE die dritte und letzte atomrechtliche Genehmigung zur Stilllegung und zum Abbau des Kraftwerks vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Diese Genehmigung ermöglicht die nahtlose Fortsetzung des unverzüglichen Abbaus gemäß geltendem Atomgesetz und ist ein wichtiger Meilenstein im Rückbauvorhaben.

Der Rückbauprozess umfasst den Abbau aller weiteren und bisher nicht betroffenen Anlagen. Insgesamt müssen 89.000 Tonnen Material entsorgt werden, davon 11.500 Tonnen Atommüll. Die Sprengung der Kühltürme wird das erste äußerlich sichtbare Zeichen des Rückbaus sein und markiert einen symbolträchtigen Moment im Prozess des Atomausstiegs.

Desinformation durch rechte Medien

Trotz der klaren Faktenlage verbreiten einige rechtsgerichtete Medien wie NIUS und Apollo News Desinformation über eine angebliche Reaktivierbarkeit des Kraftwerks. Diese Behauptungen ignorieren wichtige Fakten und den aktuellen Stand des Rückbaus.

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Das rechte Portal NIUS über die Kühlturm-Sprengung.

NIUS beispielsweise suggerierte in einem Artikel vom 25. März 2025, dass die Sprengung der Kühltürme übereilt sei und eine mögliche Wiederinbetriebnahme verhindern solle. Sie zitierten dabei Thomas Seipolt, Chef des AKW-Dienstleisters Nukem, der gegenüber der Bild-Zeitung behauptete: „Wir sehen eine realistische Comeback-Möglichkeit für die Atomkraft und machen der neuen Bundesregierung daher ein Angebot.“

Seipolt argumentierte, dass die sechs Atomkraftwerke, die 2021 und 2023 vom Netz genommen wurden, bis 2030 wieder in Betrieb gehen könnten, wenn man den Rückbau sofort stoppen würde.

Apollo News griff diese Aussagen auf und stellte sie in den Kontext einer angeblich verfehlten Energiepolitik, die Deutschland abhängig von Stromimporten mache. Beide Medien ignorierten dabei bewusst die Tatsache, dass der Rückbauprozess bereits weit fortgeschritten ist und eine Reaktivierung aus technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen nicht realistisch ist.

Die Realität: Keine Chance auf Reaktivierung des AKW Grundremmingen

Die Behauptungen von NIUS und Apollo News stehen im krassen Gegensatz zur Realität des Rückbauprozesses und den Aussagen der verantwortlichen Experten. Dr. Heiko Ringel, Leiter des ehemaligen Kernkraftwerks Gundremmingen, stellte unmissverständlich klar: „Es ist klar: Das Kernkraftwerk Gundremmingen wird nie wieder in Betrieb gehen.“

Diese Aussage wird durch mehrere Faktoren untermauert:

  1. Der Rückbauprozess ist bereits weit fortgeschritten und umfasst die Demontage kritischer Anlagenteile. Eine Umkehr dieses Prozesses wäre technisch äußerst komplex, wenn nicht unmöglich.
  2. Die rechtlichen Genehmigungen für den Betrieb des Kraftwerks sind erloschen. Eine Neubeantragung würde Jahre dauern und müsste moderne Sicherheitsstandards erfüllen, was bei einem alten Kraftwerk kaum möglich ist.
  3. Die Kosten für eine hypothetische Reaktivierung wären enorm. Schätzungen gehen von mehreren Milliarden Euro pro Kraftwerk aus, was wirtschaftlich nicht vertretbar wäre.
  4. Das Personal mit spezifischer Erfahrung im Betrieb des Kraftwerks wurde größtenteils in den Ruhestand versetzt oder hat sich beruflich neu orientiert.
  5. Die Brennelemente wurden bereits abtransportiert, und die Beschaffung neuer Brennelemente wäre ein langwieriger und kostspieliger Prozess.

Die geplante Sprengung als logischer Schritt

Die geplante Sprengung der Kühltürme ist somit kein übereilter Schritt, sondern Teil eines lang geplanten und genehmigten Prozesses. Sie unterstreicht die Endgültigkeit der Stilllegung und ist ein sichtbares Zeichen des deutschen Atomausstiegs.

Bürgermeister Tobias Bühler (CSU) kommentierte die bevorstehende Sprengung: „Sie waren nicht nur für die Gemeinde, sondern für die ganze Region ein Zeichen, nachdem sie in den 1980er Jahren erbaut wurden.“ Der Abbau der Kühltürme markiert das Ende einer Ära in der Region und symbolisiert den Übergang zu einer neuen Energiepolitik.

Der Atomausstieg im Kontext der Energiewende

Trotz der Behauptungen einiger Medien über steigende Stromimporte ist es wichtig zu betonen, dass der Atomausstieg Teil einer langfristigen Energiestrategie ist, die auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz setzt. Deutschland hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien gemacht und arbeitet kontinuierlich daran, die Netzinfrastruktur zu verbessern und Speichertechnologien zu entwickeln.

Die Entscheidung zum Atomausstieg wurde nicht leichtfertig getroffen, sondern basiert auf einer sorgfältigen Abwägung von Risiken, Kosten und langfristigen energiepolitischen Zielen. Die Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit der Kernenergie, die Problematik der Endlagerung radioaktiver Abfälle und die hohen Kosten für Bau und Betrieb neuer Kernkraftwerke waren wichtige Faktoren in dieser Entscheidung.

Fazit: Ein Schritt in die Zukunft

Die Sprengung der Kühltürme in Gundremmingen ist mehr als nur der Abriss von Industriebauten. Sie symbolisiert den Wandel in der deutschen Energiepolitik und den Willen, eine nachhaltigere und sicherere Energiezukunft zu gestalten. Während einige Stimmen weiterhin die Rückkehr zur Kernenergie fordern, zeigt die Realität des Rückbaus in Gundremmingen, dass dieser Weg nicht mehr umkehrbar ist.

Die Herausforderungen der Energiewende sind zweifellos groß, aber sie bieten auch enorme Chancen für Innovation, wirtschaftliche Entwicklung und Klimaschutz. Die Sprengung der Kühltürme in Gundremmingen wird ein sichtbares Zeichen dieses Wandels sein – ein Moment, der das Ende einer Ära markiert und gleichzeitig den Blick in eine neue energiepolitische Zukunft richtet.

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