Immer wieder die gleiche Botschaft: Elektromobilität macht, gerade im urbanen Raum, aus vielerlei Gründen ganz viel Sinn. Weil die Luftqualität verbessert wird, weil Geräuschemissionen reduziert werden und, bei Betankung mit Erneuerbaren Energien, auch CO2-Emissionen verringert werden. Diesen Vorteile stehen noch die Nachteile gegenüber, geringere Reichweiten in Kauf nehmen und Ladeinfrastruktur aufbauen zu müssen. Die NRW-Landesregierung findet den Test des Discounters Aldi Süd so spannend, dass sie erwägt, bei erfolgreichem Verlauf nächtliche Auslieferungen an Supermärkte zuzulassen – um Staurisiken zu reduzieren.
Der Elektrolaster mit Kühlfunktion, den Aldi Süd nun testweise einsetzt, stammt von Framo und wird auch im Rahmen der IAA Nutzfahrzeuge in Halle 13 präsentiert. Schon zuvor, präsentierte der Discounter den 40-Tonner, der dazu führen könnte, dass deutlich mehr Belieferungen nach 22 Uhr stattfinden könnten. Das könnte, so die Einschätzung der Landesregierung Nordrhein-Westfalens helfen, im Berufsverkehr Staus zu vermeiden.
Der Framo-Kühlauflieger ist der erste rein elektrisch betriebene 40-Tonne mit Kühlfunktion. Verbaut sind Akkus mit 1,5 Tonnen Gewicht. Der eingebaute Elektromotor schafft eine Leistung von 380 PS – die Geschwindigkeit ist auf 80 km/h beschränkt. Mit einer Akkuladung liegt die Reichweite bei 120 Kilometern. Genug für den urbanen Raum, wenn Routen exakt vorgeplant werden können und keine überraschenden Staus auftreten. Alsi Süd sieht die Reichweite als ausreichend an, um vom Zentrallager aus, die Filialen im Stadtgebiet Mühlheim und Umgebung anzufahren.
Die tatsächliche Reichweite hängt aber davon ab, wie viel elektrische Energie die Kühlung der frischen Waren benötigen wird. Auch das soll ein Alltagstest des Framo-Transporters in den kommenden Wochen zeigen.
„Wir möchten mit unserem Elektro-Lkw die Praxistauglichkeit von alternativen Antrieben in der Warendistribution überprüfen“, erklärt Andreas Kremer, Leiter Logistikmanagement bei ALDI SÜD.
Aldi Süd betreibt LKW-Flotte mit 1.000 Fahrzeugen
Die Discounter-Kette betreibt eine LKW-Flotte mit 1.000 Fahrzeugen. Diese erzeugen ungefähr die Hälfte der CO2-Emissionen, die der Konzern in Deutschland ausstößt. Bereits seit Sommer 2018 testet ALDI SÜD in vier weiteren Regionalgesellschaften jeweils einen Erdgas-Lkw.Würde man viele dieser Wagen auf Elektrobetrieb umrüsten, wäre dies zwar eine sehr teure Investition,aber man würde die Umwelt stark entlasten, da man nur Ökostrom lade. Und falls im Gegenzug deutlich mehr Nachtlieferungen möglich wären, würde sich die Ausgabe möglicherweise sogar rechnen.
„Unser Ziel ist es, den Kraftstoffverbrauch unserer Fahrzeugflotte dauerhaft zu senken. Wir setzen schon seit Jahren auf modernste Technik und eine optimale Streckenplanung in der Filiallogistik. Die Tests mit alternativen Antrieben ergänzen unseren Einsatz für eine nachhaltige Logistik“, so Andreas Kremer.
Der Klimaschutz ist in den Corporate-Responsibility-Grundätzen der Unternehmensgruppe Aldi Süd fest verankert. Das Unternehmen arbeitet seit vielen Jahren daran, seinen Geschäftsbetrieb nachhaltig und klimaschonend zu gestalten und handelt seit 2017 klimaneutral. Alid Süd produziert mittlerweile auf 1300 seiner 1890 Filialen klimaschonenden Strom mit eigenen Photovoltaikanlagen. Bis Ende 2018 werden 60 weitere Aldi Süd Filialen mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.