Angeln sich die Schweizer das Lilium-Flugtaxi?
Sprecher der SBB bestätigte Gespräche zwischen dem Verkehrsunternehmen und dem deutschen Cleantech-Startup.
Wer sich mit Lilium Aviation und dem Lilium-Flugtaxi beschäftigt, bekommt momentan vor allem Personalmeldungen mit. Das Münchner Cleantech-Unternehmen besetzt eine Personalie nach der anderen mit teils sehr hochkarätigen Managern. Doch im Verborgenen laufen offenbar bereits konkrete Verhandlungen mit Partnern über den Einsatz der Flugtaxis in Städten oder Ländern. Wie beispielsweise mit der SBB in und für die Schweiz.
Die Schweizerischen Bundesbahn (SBB) hat am Wochenende Gespräche mit Lilium bestätigt. Das berichten die Sonntagszeitung (hier, Bezahlschranke) und 20Minuten. Das Lilium-Flugtaxi soll Pendlern eines Tages, das Fliegen zur Arbeit oder vom Flughafen in die Innenstadt ermöglichen – und zwar zu vergleichbaren Kosten wie eine Taxi-Fahrt. Lilium hat vor einer Weile einen Prototyp dafür vorgestellt, der fünf Passagiere befördern können soll.
Die SBB und die Flugzeugtaxi Lilium führen derzeit Gespräche über die Zusammenarbeit. Die Parteien haben bereits eine Absichtserklärung unterschrieben.
Raffael Hirt, Sprecher der SBB in der Sonntagszeitung
Bekannt ist, dass sich Lilium über politische Unterstützung dafür eingesetzt hat, dass der Münchner Hauptbahnhof mit einer Möglichkeit zum Starten und Landen vom Lilium-Flugtaxi ausgestattet wird. So ähnlich könnte auch die Rolle der SBB sein: durch das direkte Andocken an Bahnhöfe könnte SBB Mitbetreiber oder Vermarkter des Flugtaxi-Dienstes werden. In den Medienberichten ist das aber bisher nicht klar definiert.
Lilium-Flugtaxi mit 300 Kilometer Reichweite
Das Lilium-Flugtaxi soll eine Reichweite von 300 Kilometern bekommen und diese in einer Stunde zurücklegen können. Es müssen also nicht unbedingt die ganz kurzen Strecken sein, die damit überbrückt werden, sondern auch auch in der Schweiz weite Teile des Landes erreichen.
Die Zusammenarbeit zwischen Bahn und Flugtaxi macht durchaus Sinn, weil sich viele Bereiche vorstellen lassen, bei denen Menschen so schneller von A nach B kommen können. Auch die Schweiz als wichtiger Standort ergibt Sinn: Die Kaufkraft ist dort relativ hoch und als innovationsfreundlich sind die Schweizer ebenfalls bekannt. Könnte also durchaus ein erster, europäischer Standort für Flugtaxis von Lilium werden.
Einschätzung von Martin Jendrischik
Eine spannende Entwicklung rund um das Lilium-Flugtaxi ist die Nachricht aus der Schweiz allemal. Aber bis es zum Jungfernflug in der Schweiz kommen kann, wird sicher noch reichlich Zeit vergehen. Es bleibt spannend im Markt für alternative Luftfahrt – oder wie es in USA heißt Urban Air Mobility.
Lesen Sie hier mehr über Lilium-Wettbewerber Volocopter Flugtaxis aus Bruchsal.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.