Tesla übernimmt rheinland-pfälzischen Spezialist für Batterie-Anlagen ATW
Die kanadische Konzernmutter ATS wollte den 210-Mann-Standort in Neuwied aufgeben – jetzt die Wende.
Tesla steht mehreren Zeitungsberichten zufolge unmittelbar vor der Übernahme des durch die Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geratenen Unternehmens ATW Automation. ATW (Assembly & Test Europe GmbH), die Teil der kanadischen ATS Group ist, hat im letzten Jahrzehnt nach eigenen Angaben mehr als 20 Batterie-Produktionsanlagen für große Automobilbauer – darunter Daimler – gebaut.
Bis zum Beginn der Corona-Pandemie galt ATW Automation mit 210 hochqualifizierten Engineering-Mitarbeitern als Spezialanbieter, der profitabel arbeitet. Seit Frühjahr geriet man in Schwierigkeiten. Im September wurden die Pläne öffentlich, dass ATS den Standort im Zuge einer umfassenden Restrukturierung schließen wollte.
Nun die Wende: Bereits am vergangenen Freitag wurde einem Bericht zufolge die Belegschaft des Unternehmens darüber informiert, dass der Verkauf an einen Autobauer aus Kalifornien gelungen sei. Mittlerweile ist laut Zeitungsangaben in der Branche durchgesickert, dass es sich bei dem Autobauer um Tesla handelt.
Nur 100 Kilometer entfernt vom ATW-Standort in Neuwied ist ein weiteres Tesla-Unternehmen Zuhause: Tesla Grohmann Automation wurde in den vergangenen Jahren vom Technologieunternehmen übernommen, stoppte anschließend die Arbeit für andere Automobilbauer. Möglicherweise hat Elon Musk nun ähnliche Pläne.
ATW baut komplexe Montageanlagen für Batterien
Laut Firmenbeschreibung des bislang weitgehend unbekannten Unternehmens ohne eigene Webseite kann ATW komplexe Montageanlagen für Batterien in sechs Monaten bauen. Dabei verfügt man über Erfahrung im Handlung und der Montage unterschiedlicher Batteriezellen – wie Rundzellen oder Pouch-Zellen. Dabei setzt ATW konsequent auf Standard-Industrie-Hardware – von der Antriebstechnik, über Motion Control und Safety bis zu Sensorik und Robotik.
Eine weitere Spezialität ist es, Produktionskapazitäten der Automotive-Branche zu analysieren, verbunden mit dem Ziel, den Output der Anlagen zu erhöhen.
ATS bestätigt Verhandlungen über Verkauf
Die ATW-Muttergesellschaft hatte am 25. September Verhandlungen bestätigt, bislang aber die Transaktion nicht offiziell bestätigt:
ATS Automation Tooling Systems Inc. (TSX:ATA) („ATS“ oder das „Unternehmen“), ein branchenführender Anbieter von Automatisierungslösungen, gab heute bekannt, dass das Unternehmen im Rahmen seines zuvor angekündigten Plans zur Reorganisation seines Transportgeschäfts eine bedingte Vereinbarung über den Verkauf bestimmter Vermögenswerte und die Übertragung von Mitarbeitern einer seiner in Deutschland ansässigen Tochtergesellschaften an einen Dritten abgeschlossen hat.
Quelle: atsautomation.com (Übersetzt)
Der Vollzug des Verkaufs ist an mehrere Abschlussbedingungen geknüpft. Wenn die Transaktion zum Abschluss kommt, wird erwartet, dass sie die Kosten der zuvor angekündigten Reorganisation des Transportgeschäfts teilweise mindern wird. Die finanziellen Bedingungen der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben.
Welche Beziehung pflegen ATW und Tesla?
Es ist bislang unklar, wie eng ATW und Tesla aktuell zusammenarbeiten. Möglicherweise wird das in einem Statement im Laufe des heutigen Tages konkretisiert. Natürlich ist denkbar, dass ATW gemeinsam mit Grohmann an der Batteriezell-Fertigung beteiligt ist.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.