Die beiden Autokonzerne gaben heute eine enge strategische Kooperation für automatisiertes Fahren bekannt – nur wenige Tage nach dem Zusammenschluss bei Mobilitätsdiensten.
Ist das, was sich gerade auf dem deutschen Automobilsektor tut, eine Art Mini-Fusion der alten Autokonzerne? Nach der Ankündigung von BMW und Daimler, die Mobilitätsdienste zusammenzulegen, kooperieren die beiden Auto-Schwergewichte auch für automatisiertes Fahren. Um sich gegen die neue Konkurrenz von Uber, Waymo, Byton oder Tesla zu behaupten, werden zwischen den einstigen Erzfeinden neue Verbindungen geknöpft. Vielleicht steht eines Tages sogar eine Fusion ins Haus.
Vor wenigen Tagen hatte die deutsche Autoindustrie eine Botschaft aufgeschreckt, die früher undenkbar schien: BMW und Daimler arbeiten in mehreren Joint Ventures im Bereich der Mobilitätsdienste zusammen. DIE WELT titelte „Dieser Deal stellt das Autoland auf den Kopf“. Doch nur wenige Tage später stellt sich heraus, dass BMW und Daimler in einem weiteren Zukunftsfeld eng kooperieren wollen: Automatisiertes Fahren.
Daimler AG und BMW Group wollen zusammen die nächste Technologiegeneration für automatisiertes Fahren entwickeln. Damit sind Fahrassistenzsysteme und hochautomatisiertes Fahren auf Autobahnen, sogenanntes SAE Level 3 und 4, gemeint. Die Kooperation soll Innovationszeiträume verkürzen und flexible Plattformen hervorbringen.
Die Technologie soll nach Angaben der Partner bis „Mitte des nächsten Jahrzehnts“ verfügbar sein. Ist diese Aussage ein Eingeständnis, das BMW und Daimler gegenüber Uber, Waymo, Tesla oder Aurora ins Hintertreffen geraten sind? Oder besser gesagt: Wie weit im Hintertreffen die Partner beim automatisierten Fahren sind? Wäre es nicht besser, Know-how, das State-of-the-art ist, hinzuzukaufen?
Automatisiertes Fahren: Know-how von Außen soll dazukommen
Volkswagen investiert aller Voraussicht nach in das Cleantech-Startup Argo, um die Technologie zum automatisierten Fahren verfügbar zu machen. Gleichzeitig schmiedet Deutschlands größter Autobauer ebenfalls Koalitionen: Beispielsweise mit dem Autobauer Ford, um elektrifizierte Nutzfahrzeuge auf die Straße zu bringen.
Für Daimler AG und BMW wollen neue Technologien schneller an den Kunden weitergeben. schneller an den Kunden weitergegeben und in kürzeren Innovationszyklen aktualisiert werden. Sicherheit und Zuverlässigkeit soll bei den Systemen im Mittelpunkt stehen. Beide Partner haben dabei unverändert den Anspruch, Taktgeber der Entwicklung zu sein. Beide Unternehmen werden weitere Partnerschaften mit Technologie-Unternehmen und Automobilherstellern prüfen, die zum Erfolg der Plattform beitragen können, heißt es in der Erklärung. BMW arbeitet u.a. mit Intel und Mobileye zusammen, Daimler mit Bosch.
In einem Blogbeitrag schildert Dr. Michael Hafner, Leiter Fahrtechnologien und Automatisiertes Fahren Mercedes-Benz Cars Entwicklung, weitere Hintergründe zur überraschenden Zusammenarbeit von BMW und Daimler für automatisiertes Fahren.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.