60.000 Euro (netto): so lautet die Obergrenze für Elektroautos, die von der Kaufprämie gemäß der Richtlinie zur Förderung des Absatzes von elektrisch betriebenen Fahrzeugen profitieren sollten. Laut der ausführenden Stelle BAFA hat Tesla diese Preisobergrenze nicht eingehalten. Jetzt fordert das BAFA daher Förderung von Käufern, die vor dem März 2018 ein Tesla Model S erworben haben, zurück. Tesla verspricht seinen deutschen Kunden die Übernahme der Kosten, bis eine Lösung gefunden wurde.
Es ist ein wirklich unnötiger Streit, der auf dem Rücken der Elektromobilität ausgetragen wird und nach Ansicht von Tesla verhindern soll, dass der Kunden des amerikanischen Elektroauto-Pioniers von der deutschen Kaufprämie für Elektroautos profitieren. Gestern nun veröffentlichte das BAFA eine Mitteilung, dass es bis Anfang Juli nicht gelungen sei, mit Tesla eine Lösung des Problems zu erarbeiten (Cleanthinking berichtete zuvor).
Daher müsse das BAFA 800 ausgezahlte Kaufprämien nun zurückfördern und 250 beantragte Förderungen zurückweisen. Betroffen sind Tesla-Fahrer, die ein Tesla Model S vor dem März 2018 erworben haben. Das BAFA behauptet, es sei nicht möglich gewesen, ein Tesla Model S zu bestellen, das im Gesamtpreis weniger als 60.000 Euro gekostet habe. Tesla behauptet das Gegenteilt. Dennoch haben die Kalifornier auf gesetzte Fristen mit Lösungsvorschlägen bis Anfang Juli nicht mehr reagiert.
Aber: Nach der Ankündigung der BAFA hat sich Tesla zu Wort gemeldet, und den betroffenen Kunden die Kostenübernahme versprochen, bis eine Lösung gefunden sei:
Wir appellieren an die Entscheidung des BAFA, diese Maßnahme gegen unsere Kunden vor März 2018 zu ergreifen. Um sicherzustellen, dass unsere Kunden durch diese Entscheidung keinen Schaden erleiden, werden wir die Kosten für den Bonus bis zur Lösung des Problems übernehmen.
Kurios an der gesamten Aktion ist, dass das Tesla Model S zunächst auf einer Liste der förderfähigen Elektroautos gestanden hatte, danach wieder heruntergenommen wurde und erst seit März 2018 wieder aufgeführt wird. Streitpunkt ist die Frage, ob günstigere Modelle mit weniger Extras tatsächlich bestellbar waren und ausgeliefert wurden, oder nicht.
In einschlägigen Facebook-Gruppen wie dieser kursieren Rechnungen, die eindeutig den Preis von weniger als 60.000 Euro für das Tesla Model S ausweisen – unter Einberechnung des unternehmensseitigen Umweltbonus von 2.000 Euro. Der Staat fördert Elektroautos mit 2.000 Euro, wenn der Hersteller den Rabatt in gleicher Höhe gewährt. Den Preis für das Tesla Model S Base setzte der Elektroauto-Bauer ganz bewusst auf 59.999 Euro fest.
In seiner Stellungnahme kritisiert Tesla die Entscheidungen des BAFA als willkürlich. Sie würden EU-Recht widersprechen:
Die willkürliche Entscheidung, Tesla aus der Liste der Fahrzeuge, die für den Umweltbonus in Frage kommen, vorübergehend zu streichen, war entgegen den erklärten Zielen des Programms nicht gerechtfertigt und unfair gegenüber unseren Kunden. Die Tatsache, dass Tesla in die Liste aufgenommen wurde, aus der Liste entfernt wurde und dann wieder zur Liste hinzugefügt wurde, beweist, dass dies ein Fehler war. Wie unsere Website zeigt, war es in Deutschland immer möglich, eine Basisversion Modell S zu bestellen, die unter dem geforderten Preisniveau lag, und wir haben solche Autos an Kunden ausgeliefert.
manager-magazin.de berichtet unterdessen folgenden Hintergrund:
Hintergrund des Ganzen ist eine Trickserei auf Tesla-Seite. Denn die Kaufprämie der Bafa soll nur für Elektrofahrzeuge ausbezahlt werden, die maximal 60.000 Euro netto Listenpreis kosten. Der Listenpreis von Teslas Model S lag da zuerst deutlich darüber. Wie manager-magazin.de berichtete, bot Tesla ab November 2016 aber in Deutschland plötzlich ein stark abgespecktes Basismodell für 58.000 Euro an. Bei dem Fahrzeug ließen sich zahlreiche Funktionen nachträglich freischalten – gegen jeweils ein paar tausend Euro Aufpreis.
In den Internetforen denken Tesla-Käufer bereits über eine Sammelklage nach. Letztlich geht es pro Käufer „nur“ um 2.000 Euro Bundesanteil an der Förderung. Für Tesla ist es aber weit mehr: Es ist der Kampf darum, als Autobauer anerkannt zu werden. Fortsetzung folgt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.