Verbraucherorganisation nimmt acht Balkon-Solaranlagen im Heft Mai 2024 unter die Lupe.
Die Stiftung Warentest hat in einem Balkonkraftwerk-Vergleichstest 2024 acht Komplettsets unter die Lupe genommen. Dass sich die renommierte Verbraucherorganisation mit Stecker-Solaranlagen befasst, ist ein gutes Zeichen für die wachsender Relevanz solcher Solaranlagen. Kein Wunder: Mehrere Hunderttausend Anlagen sind mittlerweile installiert. Beim Test der Balkonkraftwerke fielen mehrere Geräte durch – der Artikel beleuchtet, was die Ergebnisse für potenzielle Käufer wirklich bedeuten.
Der Balkonkraftwerk-Vergleichstest der Stiftung Warentest hat für Schlagzeilen gesorgt, weil die Verbraucherorganisation nur ein Balkonkraftwerk für „gut“ befunden hat. Doch, bei genauerer Betrachtung, unterscheiden sich die Testergebnisse der ausgewählten Balkon-Solaranlagen gar nicht so sehr voneinander.
Den größten Unterschied macht der beliebte Wechselrichter Hoymiles HM-800, den die Bundesnetzagentur aus dem Verkehr gezogen hat. Bei diesem Gerät beklagt die Stiftung die mangelnde Elektromagnetische Verträglichkeit und wertet die drei damit ausgestatteten Komplettpakete massiv ab, so dass die Anlagen die Beurteilung „mangelhaft“ erhalten.
Folgende Balkonkraftwerke wurden getestet:
- EPP Balkonkraftwerk 830W (Auslaufmodell)
- Absaar Balkonkraftwerk 600W / 800W Premium
- Strom Ganz Einfach Balkonkraftwerk Komplettset 810W (Auslaufmodell)
- Mysolarplant Balkon 810W
- Anker Solix Balkonkraftwerk 820W
- Maxxisun 810 Wp Black Line (Auslaufmodell)
- PV und SO 840W Balkonkraftwerk mit HM-800 (Auslaufmodell)
- Yuma Balcony (820) Pro (Auslaufmodell)
Auffällig im Teilnehmerfeld vom Balkonkraftwerk-Vergleichstest ist, dass fünf der acht Balkonkraftwerke Auslaufmodelle sind. Als die Stiftung Warentest die Sets Ende 2023 anonym kaufte, waren auch die Preise noch deutlich höher. Bedeutet also leider aufgrund der Schnelllebigkeit des Marktes: Die Aussagefähigkeit der Testergebnisse ist hierdurch erheblich getrübt.
Balkonkraftwerk-Test: Was wurde geprüft?
Im Wesentlichen konzentrierte sich die Organisation auf fünf Bereiche beim Balkonkraftwerk-Test, über den im Mai-Heft der Stiftung Warentest berichtet wurde.
- Stromerzeugung: Im Bereich Stromerzeugung wurde unterschieden zwischen Wirkungsgraden mit und ohne Schatten. In diesem Bereich überzeugten übrigens mit dem Ergebnis „gut“ die drei Balkonkraftwerke von Maxxisun, PV und SO und Yuma, die allesamt mit dem Hoymiles-Wechselrichter ausgestattet sind. Ebenfalls die Bewertung „gut“ erhielt das Komplettset von „Strom Ganz Einfach“. Abwertungen wegen schlechtem Wirkungsgrad bei Verschattung erhielten die Anlagen von EPP Solar, Mysolarplanet und Anker.
- Stabilität: Ein Schwerpunkt lag bei der Stabilität der Anlagen. Hier wurde die Belastung durch Wind und Schnee, die Regendichtigkeit, die Korrosionsbeständigkeit der Halterungen und die Schlagfestigkeit geprüft. Hier stachen die Sets von EPP Solar, Mysolarplanet und Yuma hervor – alle drei mit der Bewertung „sehr gut“. Anker und und Maxxisun (je 4,0) fielen deutlich ab. Das schlechteste Angebot bietet im Bereich Stabilität aber PV und SO durch Auffälligkeit bei der Belastung mit Wind und Schnee.
- Handhabung: In diesem Bereich wurden die Gebrauchsanleitung zur Montage ebenso untersucht wie Anzeigen und App. Besonders gut schnitt bei den Erklärungen und der Montage das Yuma-Balkonkraftwerk ab (1,8). Den zweiten Rang erreichte Maxxisun (2,2). Abzüge erhielten die Geräte von Absaar (3,6) und PV und SO (3,6).
- Sicherheit: Ausgesprochen erfreulich sind die Ergebnisse im Balkonkraftwerk-Test 2024 beim Thema Sicherheit. Hier wurden Verletzungsgefahren einerseits und elektrische Sicherheit andererseits untersucht. Auf sieben von acht Anlagen jeweils (1,5) ist hierbei Verlass – nur Maxxisun (1,8) muss beim Thema Verletzungsgefahren ein wenig optimieren.
- Elektromagnetische Verträglichkeit: Wenngleich die Elektromagnetische Verträglichkeit nur zu 5 Prozent zum Gesamtergebnis beitragen soll, hat die Stiftung Warentest hier die Geräte mit Hoymiles-Wechselrichter wegen der Gefahren auf „mangelhaft“ abgewertet. So erreicht die Yuma-Solaranlage in allen anderen Kategorie die Bewertungen „gut“ oder „sehr gut“ – wird aber im Gesamtergebnis mit „mangelhaft“ bewertet und landet auf dem letzten Platz im Test.
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Welche Wechselrichter wurden verwendet?
Der Fall Yuma zeigt, welche große Bedeutung der Mikro-Wechselrichter bei der Bewertung eines Balkonkraftwerks spielt. Dabei kommen bei den getesteten Anlagen neben den Hoymiles-Modellen zwei Mal Deye-Wechselrichter zum Einsatz sowie zweimal AP Systems und der gebrandete Anker-Wechselrichter.
Interessant ist wiederum, welche Stromausbeute geschätzt wird (Südausrichtung, in kWh):
- EPP Solar: 585
- Abssar: 760
- Strom Ganz Einfach: 820
- MySolarplant: 745
- Anker: 830
- Maxxisun: 850
- PV und SO: 810
- Yuma: 825
Die stark voneinander abweichende Stromausbeute macht eine Schwäche des Tests deutlich: Das Set von EPP Solar kostete zum Zeitpunkt des Kaufs lediglich 500 Euro, während die Balkonkraftwerke von Yuma und Absaar jeweils rund 900 Euro teuer waren. Somit relativiert sich die höhere Stromausbeute bei Yuma etwas, während das Balkonkraftwerk von Absaar schlechter dasteht. Hier wäre es für künftige Testfelder sinnvoll, besser vergleichbare Balkonkraftwerke auszuwählen – etwa fünf Solaranlagen, die etwa 500 Euro kosten und weitere fünf Anlagen, die doppelt so teuer sind.
Das sagt Händler Christian Rahn zu den Testergebnissen
Händler Christian Rahn von Balkonkraftwerk-Express zeigt sich auf Cleanthinking-Anfrage überrascht von den Ergebnissen des Balkonkraftwerk-Vergleichstests und vermutet eher eine praxisferne Analyse: „Unsere Kund*innen haben sich noch nie über gestörte Radios oder Internet beklagt. Im Gegenteil: Die Bewertungen der Mikro-Wechselrichter von Hoymiles sind ausgesprochen positiv.“
Der Unternehmer sieht eine positive Entwicklung rund um technische Feinheiten, Apps oder Anleitungen bei einem der Platzhirsche in diesem Bereich. „Man darf nicht vergessen, dass diese kleinen Wechselrichter als Industrieprodukte entwickelt wurden, und jetzt schrittweise zu Consumer-Electronics-Produkten werden“, erklärt Rahn.
„Dafür ist die Entwicklung sehr positiv und den Marktführern Hoymiles und Deye kann durchaus Vertrauen entgegengebracht werden. Die Chinesen sind da deutlich zugänglicher geworden, wenn es Kritik gibt und bessern im Zweifelsfall nach.“
Fazit des Balkonkraftwerk-Vergleichstest 2024 aus Verbrauchersicht
Die Aussagen der Stiftung Warentest zu Balkonkraftwerken allgemein sind eindeutig: „Schon nach fünf Jahren kann sich eine Balkon-Solaranlage amortisieren“, sagt Testleiter Dr. Dirk Lorenz, der auch Mitglied im DIN-Verbraucherrat ist. Dabei hänge die Wirtschaftlichkeit vor allem von Anschaffungskosten, Förderung, Jahresertrag und verbrauchtem Strom ab.
Trotz der Aussage, nur ein Balkonkraftwerk habe „gut“ abgeschnitten, sind die Testergebnisse durchaus erfreulich, weil es keine Sicherheitsbedenken gibt. Bedeutet aber: Nicht alle Komponenten überzeugen. Der negativ aufgefallene Wechselrichter von Hoymiles ist indes bereits aus dem Markt genommen – und wurde schon durch Nachfolgemodelle ersetzt. Eines dieser Geräte haben auch die Youtuber rund um AkkuDoktor Andreas Schmitz getestet – und empfohlen.
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Verbraucher können heutzutage also ohne Bauchgrummeln zu Geräten wie den im Test beschriebenen Balkonkraftwerken greifen. Da es aber auch auf Kundenberatung einerseits und die Kompatibilität der Komponenten andererseits ankommt, sind kundenfreundliche Händler im Vergleich zu Baumärkten oder Supermärkten zu bevorzugen. Gerade beim Wechselrichter sollte aber auf No-Name-Produkte verzichtet werden.
Wer letztlich ein schlechtes Gefühl mit dem Hoymiles-Wechselrichter hat, investiert etwas mehr in eine Anlage mit Deye-Gerät. Und wird dann viel Freude daran haben, den Solarstrom vom Balkon in den heimischen vier Wänden zu verbrauchen. Pünktlich zur morgigen Verabschiedung des Solarpaket 1, mit dem nun die Anmeldung beim Netzbetreiber wegfällt, kann der Boom der Minisolaranlagen ohne große Bedenken weitergehen. Das ist eine gute Nachricht für die Energiewende.
Alle Ergebnisse im Balkonkraftwerk-Vergleichstest sind bei der Stiftung Warentest erhältlich.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.