Die Idee ist bestechend: Das bislang in der Öffentlichkeit unbekannte Unternehmen Bankset Energy – Teil einer Unternehmensgruppe, die in große Projekte mit Erneuerbaren Energien investiert – will seit 2013 eine Technologie entwickelt haben, um Bahnschwellen mit Photovoltaikmodulen zu belegen. Die Pläne des Unternehmens rund um Patrck Buri sind ambitioniert: Nach ersten Installationen in der Schweiz, sollen bald Projekte in vielen anderen Ländern folgen, berichtet pv magazine.
Den Angaben zufolge erfolgte kürzlich die erste Installationen der Bahnschwellen-Photovoltaikanlage in Bern in der Schweiz. Grundsätzlich macht es Sinn, für weitere Photovoltaikinstallationen Flächen zu nutzen, die ohnehin bereits genutzt werden (wie Straßen). Dennoch erweckt die Benutzung von Bahnschienen zunächst negative Gedanken: Kann die Technologie dem Druck durch fahrende Züge standhalten? Was ist mit Vandalismus und Diebstahl? Und wie kommt der Strom von dem einzelnen Photovoltaikmodul zum Netzbetreiber oder zum nächsten Ort?
Klar ist: Nach Angaben von Bankset Energy arbeitet das Unternehmen nicht nur am Projekt in der Schweiz, sondern auch an Projekten in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, den USA, China und Italien – bislang allerdings verwunderlicherweise ohne jegliche Medienaufmerksamkeit. Auch Österreich und Spanien seien im Visier sagt der 1972 geborene Patrick Buri gegenüber pv magazine.
In Bern wurden erste Module auf einem privaten Schienenweg installiert. Seit Juni läuft offenbar ein Projekt in Sachsen, wo bereits Module mit einer Gesamtleistung von 200 Megawatt installiert werden sollen – auf einer Gleislänge von 1.000 Kilometern. Diese Ausbaustufe soll bis 2019 schon abgeschlossen sein – bis 2022 soll dann die Verzehnfachung folgen. Cleanthinking.de hat bei Bankset Energy nachgefragt, aber kurzfristig noch keine Antwort erhalten.
Für die Umsetzung Projekte ist scheinbar die Bankset Rails Group verantwortlich.Produziert werde in den USA, aber auch in zwei Fertigungszentren in Europa, so Bankset Energy gegenüber pv magazine. Die Bankset Energy Group hat ihren Sitz in der Schweiz und in Großbritannien – mit einer Webseite, die ein Copyright von 2012 trägt und nicht aktuell wirkt. Derzeit arbeitet das Unternehmen an einer Finanzierungsrunde im Bereich von 300 Millionen Euro – zuvor hat Bankset Energy für die Entwicklung der Technologie seit 2013 rund zehn Millionen Investorengeld in die Hand genommen.
Bankset Energy reinigt mit Roboterzug
Technologisch werden die Solarmodule aus Silikon und Aluminium auf die Bahnschwellen aufgesteckkt – ganz gleich, ob diese aus Beton, Holz oder Stahl hergestellt sind. Die Bahnschwellen müssen also nicht erneuert werden. Es gibt auch keine direkte Berührung zwischen mit Photovoltaik belegter Bahnschwelle und den Rädern der Züge – einzig Erschütterungen und aufgewirbelten Dreck müssen die Module aushalten. Je nach Belastungsgrad setzt Bankset Energy auf unterschiedliche Technologien. Für die Reinigung soll vollautomatisiert ein Roboterzug eingesetzt werden.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.