Im März 2021 soll die erste Produktionsstraße in der neuen Microvast-Europazentrale eingeweiht werden.
Während sich Tesla entschlossen hat, die Batteriemodule doch nicht in Grünheide zu fertigen, treibt der Batteriehersteller Microvast wenige Kilometer entfernt in Ludwigsfelde den Aufbau seiner Europazentrale sowie des Produktionsgebäudes für Zellen, Module und Batteriepacks konsequent voran. Drei Monate sind seit dem Baustart vergangen – und heute stand bereits das Richtfest an. Die Produktpalette des 2006 in Stafford (Texas) gegründeten Cleantech-Unternehmens ist breit.
Microvast produziert Batteriemodule für E-Fahrzeuge wie PKWs, Busse oder Nutzfahrzeuge, aber auch für speziellere Anwendungen wie beispielsweise stationäre Energiespeichersysteme für Stromnetze, Schwerlastmaschinen in Häfen oder Bergwerken. Das Unternehmen selbst sieht sich als einer der führenden Hersteller für Lithium-Ionen-Batteriespeicher. Aus Ludwigsfelde wollen die Texaner nun europäische Kunden beliefern.
Zu den besonderen Stärken von Microvast zählt die hohe Wertschöpfungstiefe: So fertigt das Unternehmen die Rohstoffe der Batteriechemie überwiegend selbst. Also beispielsweise die Kathoden, die Anoden, den Elektrolyt und Separatoren. Bei der Entwicklung der Zellen ist Microvast daher besonders flexibel – und kann unterschiedliche Batteriechemien ganz nach Anforderung der Kunden herstellen. Auch die Software und die Leistungselektronik kommen direkt von Microvast.
Ein Resultat dieser Entwicklung und Produktion aus einer Hand: Nach Angaben des Unternehmens sind die Batterien besonders schnell aufladbar und halten besonders lange. Denkbar sind, je nach Zellchemie, bis zu 20.000 Ladezyklen.
CNH-Konzern setzt auf Batteriesysteme aus Ludwigsfelde
Zu diesen Kunden zählt beispielsweise ein Unternehmen aus dem CNH Industrial Konzern. FPT soll eine umfangreiche Lieferung von Batteriemodulen von Microvast erhalten, um diese im gesamten CNH-Konzern oder Drittkunden als Batteriesysteme anbieten zu können. Möglicherweise gehören hierzu auch Systeme für die LKWs, die Nikola in Zusammenarbeit mit Iveco, Teil des CNH-Konzerns, in Ulm herstellen wird.
Zum Produktionsstart in acht Monaten werden auf dem 36.000 Quadratmeter großen Grundstück Batteriemodule mit einer Volumenleistung von bis zu 1,5 Gigawattstunden hergestellt. Im Endausbau sollen laut Microvast bis zu 250 Mitarbeiter eine Batterieleistung von bis zu sechs Gigawattstunden produzieren können.
Die Batterien sollen in der ersten Ausbaustufe bis zu 15.000 Elektro- und Hybridbusse, Transporter oder Geländewagen zuverlässig mit Energie versorgen. Einer der Konkurrenten in diesem Segment der Batteriesystem-Fertigung ist die Darmstädter Akasol AG.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, der monatelang persönlich für die Ansiedlung von Tesla und Microvast kämpfte, sind es „Schlüsselinvestitionen“ für moderne Mobilität, die derzeit in seinem Bundesland getätigt werden. Neben Elektroautos und elektrifizierten Nutzfahrzeugen setzt Steinbach auch auf Wasserstoff – und möchte die Strategie seines Landes im nächsten Schritt mit den angrenzenden Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt synchronisieren.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.