Naturstrom AG koordiniert innovative Studie zum effizienten und handelbaren Einsatz von gemeinsamen Batteriespeichern.
Das Forschungsprojekt MELANI startet seine Feldphase und widmet sich der Fragestellung, wie Haushalte in Mehrparteienhäusern einen gemeinsamen Batteriespeicher effizient nutzen sowie Speicherkapazitäten untereinander handeln können (Batteriespeicher-Sharing). Die Naturstrom AG führt das Projekt zusammen mit SMA, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und dem elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme der TU Braunschweig durch. Im Mittelpunkt steht die Installation von Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern auf vier Mehrfamilienhäusern in der Bielefelder Holbeinstraße, um die Potenziale des Batteriespeicher-Sharings aufzuzeigen.
Gemeinsame Nutzung von Batteriespeichern für Mehrparteienhäuser
Auf den vier Mehrfamilienhäusern wurden insgesamt 94 Kilowatt-Peak (kWp) an Photovoltaikanlagen installiert und zwei Batteriespeicher mit einer Kapazität von je 67 Kilowattstunden (kWh) verbaut. Dabei teilen sich jeweils zwei Häuser einen Batteriespeicher. Die Neubauten, die den KfW40+-Standard erfüllen, bieten insgesamt 48 Wohneinheiten und befinden sich derzeit im Bezug durch die ersten Mietern.
Webportal ermöglicht gezielte Solarstromnutzung und Handel
In zwei der Gebäude, auch „MELANI-Häuser“ genannt, haben die Bewohner über ein spezielles Webportal die Möglichkeit, jederzeit den aktuellen Strombezug aus der Photovoltaikanlage, dem Batteriespeicher oder dem öffentlichen Stromnetz zu überprüfen. Die verschiedenen Stromquellen sind unterschiedlich bepreist, wodurch die Bewohner befähigt werden, Solarstrom bevorzugt zu verbrauchen, wenn er günstig und umweltfreundlich direkt von der Photovoltaikanlage zur Verfügung steht.
Zusätzlich bietet das Webportal den Bewohnern beim Batteriespeicher-Sharing die Möglichkeit, ihren Anteil an der Photovoltaikanlage und am Batteriespeicher zeitweise an Mitbewohner abzutreten, gegen eine Leihgebühr. Naturstrom-Vorständin Dr. Kirsten Nölke betont, dass die aktive Nutzung der Photovoltaikanlage und des Batteriespeichers den Haushalten ermöglicht, ihren individuellen Solaranteil am gelieferten Mieterstromtarif zu erhöhen und somit ihre Stromkosten zu senken.
Vorteile für MELANI-Häuser im Vergleich zu Vergleichsgebäuden
Die anderen beiden Gebäude beim Batteriespeicher-Sharing sind als Vergleichsgebäude weitgehend technisch identisch mit den „MELANI-Häusern“, jedoch erhalten die Bewohner einen einheitlichen Tarif und haben nur die Möglichkeit, durch Stromeinsparungen ihre Kosten zu senken. Die Photovoltaikanlage und der Batteriespeicher in diesen Gebäuden werden zentral gesteuert.
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Das Forschungsprojekt ermöglicht somit Rückschlüsse darauf, wie die Bewohner der „MELANI-Häuser“ die Möglichkeit zur aktiven Nutzung von Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern annehmen.
Batteriespeicher-Sharing: Zukunftsorientierte Forschung für die Energiewende
Kirsten Nölke betont die Bedeutung digitaler Lösungen im Zusammenhang mit der Energiewende und hebt die Relevanz der Nutzung von Flexibilitäten hervor, insbesondere im Geschosswohnungsbau. Melanie Kühl, verantwortlich für die praktische Umsetzung des Projekts zum Sharing von Batteriespeichern bei Naturstrom, fügt hinzu, dass ein systemdienlicher Stromverbrauch in Mehrparteienhäusern mit Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern attraktiv sein muss.
MELANI ist der Schritt, um solche Anreizsysteme zu testen und sicherzustellen, dass alle Beteiligten, einschließlich der Mieter, von der Energiewende profitieren.
Forschungskooperation für die Entwicklung marktreifer Geschäftsmodelle
Das Forschungsprojekt MELANI, dessen Titel für „Mehrfach genutzte Energiespeicher im Mehrfamilienhaus Nachhaltig Integrieren“ steht, wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. In den vorangegangenen Projektphasen haben die Konsortialpartner Naturstrom, SMA, PTB und das elenia Institut der TU Braunschweig seit 2021 Konzepte, Verfahren und Geschäftsmodelle entwickelt.
Ein zentrales Anliegen dabei war die Lösung der Herausforderungen bei der Erfassung und Abrechnung von Energiemengen, die von den Wohnparteien aus der Photovoltaikanlage, dem Batteriespeicher oder dem öffentlichen Netz bezogen werden.
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Zudem müssen diese persönlichen Daten aus dem Projekt automatisiert anderen Marktteilnehmern wie dem Verteilnetzbetreiber oder anderen Energieversorgern zur Verfügung gestellt werden. Die Feldphase wird voraussichtlich ein Jahr dauern, in dem die Ergebnisse analysiert und die Konzepte entsprechend angepasst werden.
Das Projekt Batteriespeicher-Sharing zielt darauf ab, marktreife Geschäftsmodelle zu entwickeln, die für alle Akteure der Energiebranche, von Mietenden über Energieversorger bis hin zu Immobilienentwicklern, praktikabel sind. Damit haben die Projektpartner eine ausgesprochen relevante Initiative ergriffen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.