Kurz vor der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts über die Rechtmäßigkeit von Fahrverboten für Diesel-Fahrzeuge bestimmten Typs, kommt Bewegung in den Markt für Technologien zur Hardware-Nachrüstung. Einer der Profiteure könnte die Baumot Group aus der Schweiz bzw. aus Königswinter sein, die mit ihrer Tochtergesellschaft TwinTec beim ADAC-Test zu Hardware-Nachrüstungen besonders gut abschnitt. Was fehlt, sind gesetzliche Rahmenbedingungen wie beispielsweise ein Gesetz zur Einführung der Blauen Plakette.
Die Baumot Group AG gilt als einer der führenden Anbieter im Bereich der Abgasnachbehandlung in Europa. Mit seinen Technologien ist das Cleantech-Unternehmen beispielsweise auch an der Umrüstung von Dieselbussen in London beteiligt. Im Dezember 2017 erhielt Baumot den Auftrag, 100 Berliner Stadtbusse nachzurüsten. Allein dieser Auftrag hat ein Umsatzpotenzial von mehr als einer Million Euro.
Die Baumot Group AG (WKN A2DAM1), Anbieter im Bereich der Abgasnachbehandlung, informiert über einen gewonnenen Auftrag zur Nachrüstung von rund 100 Berliner Stadtbussen mit dem BNOx System. Das Umsatzpotenzial des Auftrages liegt bei rund 1,3 Millionen Euro. Damit gewinnt Baumot den ersten großen Auftrag zur Stadtbusnachrüstung nach dem Diesel-Gipfel Ende November, bei dem unter anderem staatliche Fördermittel zur Nachrüstung von Stadtbussen in Höhe von 150 Millionen Euro beschlossen wurden.
Beim ADAC-Test wurde dem BNOx genannten System von Baumot die höchste durchschnittliche Reduktionsrate von Stickoxiden attestiert. Die Ergebnisse des Tests unterstreichen die technische Machbarkeit der Nachrüstung von SCR-Katalysatoren bei Diesel-Fahrzeugen zur Reduktion von Stickoxiden.
Getestet und belegt wurde die Wirksamkeit des BNOx bereits in mehreren Diesel-Pkw und Stadtbussen. Das seit 2010 entwickelte System wurde 2014 anfänglich für den Einsatz in großen Motoren, beispielsweise für Busse, Lkw sowie Land- und Baumaschinen auf den Markt gebracht. Anfang 2016 wurde auch der Einsatz im Pkw-Bereich erfolgreich realisiert und ist eine saubere Lösung, um für Diesel-PKW der Schadstoffklassen Euro-4, Euro-5 und Euro-6 Fahrverbote in vielen deutschen Städten zu vermeiden.
Baumot kann Stickoxide um 87 Prozent reduzieren
Mit einer Stickoxidreduktionsrate von bis zu 87 Prozent konnte das mit dem BNOx System nachgerüstete Fahrzeug sehr gute Ergebnisse erzielen, dieteilweise Euro-6-Grenzwerte unter realen Bedingungen unterschreiten. Am Beispiel der Schadstoffbelastung in Stuttgart (Am Neckartor) konnte aufgezeigt werden, dass mit der flächendeckenden Hardware-Umrüstung von Euro-5-Diesel-Pkw Fahrverbote verhindert und die Emissionen des Straßenverkehrs in Deutschland um über 25 Prozent gesenkt werden können.
Deutschlandweit liegt der Bestand von Euro-5-Diesel-Pkw bei rund 5,9 Millionen Fahrzeugen.
Die Kosten der einzelnen Systeme inkl. Einbau bewegen sich je nach Hersteller zwischen 1.400 EUR und 3.300 EUR. Eine zeitnahe Markteinführung des BNOx Systems wäre zudem – nach Angaben von Baumot über Werkstätten – möglich. Ein direkter Verkauf von Nachrüstsets an Endkunden ist hingegen nicht geplant.
Was würde Baumot-Umrüstung kosten?
Baumot hat eine Wirtschaftlichkeitsberechnung auf Basis einer Analyse des Umweltbundesamtes veröffentlicht:
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.