Betterland bringt kuhfreie Milch mit Molkenprotein von Perfect Day
Betterland setzt auf Milch-Proteine, die von Perfect Day per Präzisionsfermentation hergestellt werden.
Mit Betterland kommt eine neue „Milch“-Marke auf den Markt, die ein Schlüsselprotein von Kuhmilch enthält, aber nicht vom Tier stammt, sondern aus Pilzen hergestellt wird. Dabei bezeichnet sich die Milchmare nicht als pflanzlich, sondern als „kuhfrei“. Das besondere Protein stammt vom Unternehmen Perfect Day und ist mit dem Protein der Kuhmilch identisch. Allerdings wird es mit Hilfe von Pilzen in Bioreaktoren hergestellt – das Verfahren nennt sich Präzisionsfermentation.
Bisherige Pflanzenmilch leidet unter geschmacklichen Nachteilen oder solchen, die bei der Verarbeitung auftreten. Und: Die Klimabilanz manch Alternativ-Milch ist nicht besonders berauschend. Daher gelten diese Art der Milchprodukte eher als eine Übergangslösung, vergleichbar mit dem Hybridantrieb beim Automobil. Die perfekte Milch ist die mit echten Proteinen, die nur tierlos hergestellt werden.
Konkret schäumt die Betterland-Milch etwa bei der Zubereitung von Milchkaffee genauso wie herkömmliche Milch und bildet Bläschen auf identische Weise. „Wenn Sie sie in Ihren Kaffee gießen, können Sie eine ganze Tasse Kaffee trinken und haben immer noch die Spitze [des Schaums] am Boden“, sagt Lizanne Falsetto, Gründerin und CEO von Betterland Foods. Auch bei Verwendung zum Backen oder Kochen, verhält sie sich beim Aufschlagen oder Erhitzen identisch.
Perfect Day stellt Proteine her, die der Schlüssel zu schmackhafter Milch sein könnten. Im Kern besteht Milch aus Zucker, Fett und Eiweiß, wobei letzteres den größten Teil ausmacht – doch Hafer- oder Sojamilch schmeckt daher nur als Gemisch mit Müsli, aber ohne Schaum nicht auf dem Milchkaffee. „Das Protein verleiht ihr der Milch die meisten ihrer Funktionen. Es verbindet sich mit Wasser, es verbindet sich mit Luft und macht die Milch zur Milch“, sagt Perfect Day-Cogründerin Peruma Gandhi.
Bei der Präzisionsfermentation – laut Tony Seba eine disruptive Technologie, die entscheidend zum Gelingen der ökologischen Transformation beitragen wird – werden Mikroben in Tanks gefüttert, die gentechnisch zuvor mit der Kuh-DNA ausgestattet wurden. Durch das Füttern mit Zucker stellen diese Mikroben Molkenproteine her. Das Verfahren der Präzisionsfermentation ist nicht grundlegend neu – im Gegenteil: es wird beispielsweise eingesetzt, um Insulin für Diabetiker herzustellen oder eine spezielle Käse-Zutat zu bilden.
Das Cleantech-Unternehmen Perfect Day entwickelt mit dem Molkenprotein auch eigene Produkte wie beispielsweise eine Eiscreme-Linie namens Brave Robot. Dazu hat es auch eine eigene tierfreie Milch auf den Markt gebracht, die beispielsweise von Starbucks getestet wurde. „Was uns antreibt, ist die Wirkung“, sagt Gandhi. Eine unabhängige Lebenszyklusanalyse ergab demnach, dass das Molkenprotein des Unternehmens die Treibhausgasemissionen im Vergleich zur herkömmlichen Produktion um bis zu 97 Prozent reduziert.
„Nur ein Unternehmen, das dies tut, hat nicht den Einfluss, den wir haben wollen, also ist es unser Ziel, dies der gesamten Branche zu vermitteln“, sagt er. Das Team von Betterland nahm das Protein und durchlief einen einjährigen Forschungs- und Entwicklungsprozess, um eine Rezeptur für seine ersten beiden Produkte zu entwickeln, eine Vollmilch und eine „cremige“ Version, die speziell zum Backen entwickelt wurde.
„Wir haben uns eingehend mit den Produkten befasst, die heute auf dem Markt sind, und uns überlegt, was wir anders machen wollen, und dann haben wir es auf den Prüfstand gestellt“, sagt Gründer Falsetto, womit er die Testküche des Unternehmens meint. Für die neue Milch werden unter anderem Kokosnussöl, Sonnenblumenöl und ein Zusatzstoff namens MCT-Öl verwendet.
Sie enthält 8 Gramm Eiweiß – weit mehr als einige pflanzliche Milchprodukte -, weniger Fett als Vollmilch und ein Drittel des Zuckers. Außerdem vermeidet sie einige der anderen Probleme konventioneller Milch, von Cholesterin bis zu Hormonen und Antibiotika. Sie ist laktosefrei, aber da sie echte Milchproteine enthält, sollten Personen mit einer Molkeallergie sie nicht konsumieren.
„Unser Ziel ist es jedoch, dass Betterland-Milch geschmacklich der herkömmlichen Kuhmilch vorgezogen wird“, sagt Falsetto Die Betterland-Milch wird noch in diesem Frühjahr zu einem Premiumpreis auf den Markt kommen, aber perspektivisch will das Unternehmen über den Preis mit herkömmlicher Milch konkurrieren.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.