Cleantech-Startups gesucht, die das Potenzial haben, mindestens eine Gigatonne Kohlendioxid pro Jahr vermeiden können.
In Berlin ist jetzt ein Venture Capital-Fonds der besonderen Art an den Start gegangen: Beyond Black ist nicht nur darauf konzentriert, Cleantech-Startups zu finanzieren. Der neue Investor möchte die nächsten „Gigacorns“ finden. Das sind Unternehmen, die mit ihren Technologien die Aussicht haben, mindestens eine Gigatonne Kohlendioxid pro Jahr zu vermeiden oder aus der Atmosphäre zu entfernen. Ein erstes Investment soll genau diese Bedingungen erfüllen.
Hinter Beyond Black stecken die Unternehmer Sebastian Heitmann, Joern-Carlos Kuntze, Yair Reem und Oliver Schwarzer, die zuvor schon beruflich mit dem Thema Klimaneutralität zu tun hatten. „Durch Verzicht allein sind CO2-Einsparungen in einer relevanten Größenordnung nicht mehr möglich“, sagt Sebastian Heitmann. „Daher investieren wir in Technologieunternehmen, die einerseits einen messbaren Nachweis auf dem Weg zur Klimaneutralität erbringen, andererseits klar renditeorientiert wirtschaften.“
Beyond Black hat in diesem Jahr ca. 20 Millionen Euro Kapital zur Verfügung, das in zehn aussichtsreiche Cleantech-Startups gesteckt werden soll, die die Chance bieten, eines Tages zum Gigacorn zu werden. Sie müssen es auf der einen Seite Schaffen, die CO2-Emissionen um 1 Gigatonne pro Jahr zu senken oder zu binden – aber andererseits auch kommerziell lebensfähig sein.
Heitmann und seine Mitstreiter wissen, dass Cleantech-Startups mit zwei Millionen Euro nicht besonders weit kommen – daher wollen sie immer im Verbund mit anderen Investoren Kapital bieten. Um dafür besonders attraktiv zu werden, sollen Exits von erfolgreichen Portfolio-Unternehmen erreicht werden – um auch die großen Fonds davon zu überzeugen, dass mit Kohlendioxid-Vermeidung oder -Speicherung Rendite zu erwirtschaften ist.
Nach eigenem Bekunden hat Beyond Black bereits in Technologien investiert, die ein Potenzial haben, die globalen CO2-Emissionen um 3 Gigatonnen zu reduzieren. Das wäre mehr als die Emissionen von Deutschland, UK, Italien, Frankreich, Brasilien und Kanada kombiniert.
GA Drilling: Plasma-Technologie für Geothermie
Das erste veröffentlichte Projekt ist dabei das Cleantech-Unternehmen GA Drilling aus Ungarn. Die Unternehmer haben Technologie entwickelt, um Geothermie-Bohrungen schneller und effizienter zu machen. Dazu wird eine Art Plasma-Bohrer eingesetzt, der Temperaturen von mehr als 6.000 Grad Celsius erzeugen soll.
Im Ergebnis soll diese neue Bohrtechnologie geothermische Bohrungen an viel mehr Orten wirtschaftlich machen. Der Bohrvorgang geht um ein Vielfaches schneller, weshalb die Technologie durchaus disruptives Potenzial haben könnte. Gelingen die Praxistests, kann die Technologie von GA Drilling tatsächlich große Bedeutung gewinnen – und insbesondere die Wärmeversorgung revolutionieren.
In den kommenden Tagen will Beyond Black weitere Investments bekannt geben, um perspektivisch das nächste Gigacorn zu finden.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.