Gründer von Freyr Batteries steht hinter dem Plan von Blastr Green Steel für grünen Stahl.
Die Stahlindustrie in Europa ist bereits mitten in der Transformation angekommen. Während beispielsweise Salzgitter Flachstahl Milliarden in grüne Stahlerzeugung investiert, entstehen gerade in Skandinavien neue, besonders ambitionierte Industrieunternehmen, die sich unter anderem der grünen Stahlerzeugung verschrieben haben. Nach H2 Green Steel kommt mit Blastr Green Steel nun ein weiterer Pionier an die Öffentlichkeit, der im südlichen Finnland vier Milliarden Euro investieren will.
Blastr Green Steel ist in 2021 mit dem Ziel gegründet worden, ein integrierter, grüner Stahlhersteller zu werden. Dabei sollen die Vorteile Skandinaviens genutzt werden: Hoher Windkraftanteil und Verfügbarkeit von Eisenerz. Bislang setzen die meisten Stahlwerke in der Produktion auf Koks und Kohle, was aufgrund einer chemischen Reaktion zwangsläufig zu hohen Kohlendioxid-Emissionen führt. Mehrere Stahlerzeuger – wie eben auch Salzgitter oder SSAB – wollen Koks daher durch Wasserstoff ersetzen. Hierfür braucht es ausreichend erneuerbare Energien.
Das grüne Stahlwerk von Blastr Green Steel soll im Industriegebiet Inkoo an der Südküste Finnlands entstehen und über eine integrierte Wasserstoffproduktion verfügen. Das Werk könnte 2026 seinen ersten Stahl erzeugen – die endgültige Investitionsentscheidung soll den Angaben des Cleantech-Unternehmens zufolge aber erst 2025 fallen.
Durch konsequente Nutzung von erneuerbaren Energien sowie die Anwendung der Kreislaufwirtschaft „in der gesamten Wertschöpfungskette“ sollen die CO2-Emissionen des grünen Stahls um 95 Prozent reduziert werden.
Ein Versprechen, das ganz ähnlich auch H2 Green Steel abgibt – hinter diesem Vorhaben stecken unter anderem die Gründer von Northvolt. Aber auch Blastr Green Steel kann auf finanzkräftige Unterstützung bauen: Dahinter steht mit Vanir Green Industries das Investment-Unternehmen von Tore Ivar Slettemoen, der mit Freyr Battery AS ebenfalls ein grünes Batterieunternehmen (vergleichbar mit Northvolt) leitet.
Um den Nutzen eines solchen Stahlwerks einzuordnen: Blastr rechnet damit, pro Jahr 4,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen zu können. Das entspricht dem Ausstoß aller PKW in Finnland mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern pro Jahr. Der Output soll bei 2,5 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr liegen – und im Wesentlichen auf nordischen Eisenerzkonzentrationen basieren.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.