Blink Charging: Komplettanbieter für E-Auto-Ladeinfrastruktur wird zur coolen Börsen-Story
Blink Charging, Cleantech-Unternehmen aus Miami Beach, etabliert ein Lade-Netz für Elektroautos in den USA, Israel oder Griechenland.
Blink Charging Co. ist in den vergangenen Wochen zu einer der coolsten Börsen-Stories in den USA geworden. Das von Michael D. Farkas geleitete Cleantech-Unternehmen ist der einzige Komplettanbieter von Ladeinfrastruktur – kümmert sich also selbst sowohl um die Entwicklung und Produktion der Hardware sowie den Ausbau des Blink-Netzwerks als auch um den laufenden Betrieb von mittlerweile weit über 23.000 Ladestationen. Dabei setzt Blink Charging gezielt auf Partnerschaften.
Seit November 2020 hat sich die Aktie des an der NASDAQ notierten Cleantech-Unternehmens Blink Charging verfünffacht: Kostete das Papier am 11. November nur 11 Dollar, liegt der Preis heute nach einem Tagesanstieg von mehr als acht Prozent bei mehr als 57 Dollar. Die Hoffnung der Investoren: Starkes Wachstum, nachdem im vergangenen Jahr zirka 5,5 Millionen Dollar Umsatz erwirtschaftet worden war.
Klar: Nach der Ankündigung vom neuen US-Präsident Joe Biden, etwa die Flotte der amerikanischen Bundesregierung rasch elektrifizieren zu wollen, und dem generellen Aufschwung von Elektroautos in vielen Ländern weltweit, rückt auch und gerade der Aufbau von zuverlässiger Ladeinfrastruktur immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Blink Charging hat sich über Jahre einen guten Ruf erworben – der sich an einer Vielzahl von Partnerschaften mit Universitäten, Regierungseinrichtungen, Entertainmentpark-Betreibern, Versicherungsunternehmen und vielen weiteren Betreibern von Parkplätzen zeigt. Einige der großen Namen sind Facebook, Shell, McDonalds, IKEA oder Mariott Hotels & Resorts, wobei viele Partnerschaften zunächst regional begrenzt sind, allerdings zumeist langfristig abgeschlossen.
Die Produktpalette von Blink Charging umfasst sowohl die Cloud-Lösung zur Überwachung und zum Betrieb des Ladenetzwerks, als auch die unterschiedlichsten Hardware-Produkte, die den Kunden angeboten werden – von der Lösung für Mehrfamilienhäuser und Parkplatzbetreiber bis zu Privatkunden-Angeboten. Das bestehende Ladenetzwerk besteht aber im Wesentlichen aus kleineren Ladepunkten – das Unternehmen betreibt erst etwa 300 Schnellladepunkte.
Als künftige Produkte sind etwa die Möglichkeit, direkt an Laternen zu laden, angekündigt – oder auch induktive Lademöglichkeiten. Auch Ladestationen mit Display zur Einblendung von Werbung oder eine Ladelösung in der Größe eines Schiffscontainers sind in der Investoren-Präsentation zu finden. Klar ist: Das Unternehmen denkt breit, will die Wertschöpfungstiefe beibehalten, und den Kunden immer die Option bieten, die der jeweilige Partner benötigt.
Die Mission ist es dementsprechend, den E-Auto-Fahrern das Laden dort zu ermöglichen, wo sie eine besonders gute Gelegenheit haben: Beim Einkaufen, während des Freizeitpark- oder Kino-Besuchs oder während der Arbeit.
Dennoch ist der Aktien-Hype mit Vorsicht zu genießen: In der mittlerweile elfjährigen Historie des Unternehmens gelang noch kein Jahresgewinn. Stattdessen gab es noch 2020 Warnungen, man könnte bankrott gehen. Aber: Die Fantasie in einem vor frischem Kapital durch zusätzliche strotzenden Markt reicht derzeit für einen Höhenflug an der NASDAQ. Die Marktkapitalisierung liegt bei etwa 2,5 Milliarden Dollar.
In den vergangenen Monaten ist das Netzwerk von Blink Charging gewachsen: Mehr als 180.000 E-Auto-Fahrer sind mittlerweile registrierte Kunden des Unternehmens. Allein in den USA ist das Blink Network auf mehr als 23.000 Ladepunkte angewachsen – außerdem machte die Firma erste Schritte in Richtung Karibik, nach Israel oder Griechenland. Da das Unternehmen als Komplettanbieter agiert, legt man großen Wert auf Zuverlässigkeit – aus deutscher Erfahrung ein wichtiger Fakt.
Für die USA wird eine Zahl von 13 Millionen Ladepunkten bis 2030 benötigt, schätzen Branchenexperten – ähnlich wie in Deutschland ist es daher schwierig, in Zeiten hoher Anfangsinvestitionen mit erst einer Million Fahrzeugen auf den Straßen, bereits Gewinne zu machen. Entscheidend wird für Blink Charging daher sein, wie rasch die Zahl der verkauften Elektrofahrzeuge steigt – und sich damit jeder einzelne Ladepunkt über Gebühren zu rechnen beginnt.
Ob der derzeitige atemberaubende Aufstieg der Aktie von Blink Charging gerechtfertigt ist, werden erst die kommenden Jahre zeigen. Es könnte gut sein, dass die aufregende Story dieses Cleantech-Unternehmens gerade erst begonnen hat.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.