BMW-Chef Oliver Zipse hat Kompetenzzentrum Batterie eröffnet – jetzt sind Details zum BMW i4 bekannt geworden.
Tesla-Chef Elon Musk hat die deutschen Autobauer mit seiner Ankündigung, die Gigafactory 4 in Grünheide bei Berlin errichten zu wollen, unter Druck gesetzt. Nicht nur das Handelsblatt titelte dies in Bezug auf den neuen BMW-Chef Oliver Zipse, der prompt reagierte. Als Zipse am Donnerstag das Kompetenzzentrum Batterie eröffnete, gab es auch Details zur Elektroauto-Strategie von BMW und zum Mittelklasse-Wagen BMW i4.
Die Lage beim Autobauer BMW könnte eigentlich ausgesprochen entspannt sein. Die Absatzzahlen für die Marke BMW sind von Januar bis September bei 1.777.691 Fahrzeugen und rund 2,3 Prozent über dem Vorjahreswert. Auch bei der überschaubaren Palette elektrifzierter Fahrzeuge der Münchener läuft es gut: Der neue BMW 330e und der BMW X5 xDrive45e wurden 14.182 mal verkauft. Die reinen Elektroautos BMW i3 und BMW i8 legten um Jahresvergleich um 19,3 Prozent auf 34.479 Einheiten zu.
Mindestens 13 vollelektrische BMW bis 2023
Bis Jahresende kommen beispielsweise mit dem Mini ELECTRIC ein weiteres reines Elektrofahrzeug dazu. Das zweite reine Elektroauto BMW i3, das schon 2013 ohne große Neuerungen auf den Straßen ist, wird entgegen früherer Ankündigungen weiter hergestellt. Bis Ende 2021 will die BMW Group eine Million elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße haben. Bedeutet also in zwei Jahren eine Verdopplung der bisherigen Elektroauto-Flotte, die nun bei ungefähr einer halben Million Fahrzeugen liegt.
Bis 2023, so der längerfristige Plan, will die BMW 25 elektrifizierte Modelle im Angebot haben – mindestens 13 davon vollelektrisch. Dazu wird dann auch der BMW i4 gehören, zu dem nun erstmals technische Daten aufgetaucht sind – ein Leak, der womöglich als direkte Antwort auf die Neuigkeiten aus dem Hause Tesla zu verstehen ist.
Erste technische Details des BMW i4
Der BMW i4 als größerer Bruder des i3 soll in etwa 18 Monaten auf den Markt kommen. Also etwa zeitgleich mit dem Model Y von Tesla, das dann in Deutschland produziert werden könnte. Der BMW i4 ist aber eher als Konkurrenz zum Model 3 positioniert. Mit seinem schnittigen Design könnte er aber viele klassische BMW-Fahrer abschrecken.
Technologisch ist das Auto eng mit der 3er-Baureihe von BMW verbunden. Er soll die Elektroauto-Variante des 4er Gran Coupé werden. Dieses soll ab Ende 2020 als konventionelles Auto angeboten werden. Dabei soll es – wie auch bei Tesla – mehrere Varianten geben. Einerseits den BMW i4 mit Heckantrieb, andererseits das Auto mit zwei Motoren vorne und hinten.
Interessante Details gibt es auch zur Batterie des BMW i4. Diese werden flach unter dem Boden eingerahmt untergebracht. Einen Fortschritt gibt es auch im Vergleich zu den Batterien des BMW i3: Trotz vergleichbarer Leistung sind die Batteriepacks den jetzigen Angaben zufolge bis zu 40 Prozent flacher und signifikant kleiner.
Das 550 Kilogramm schwere Batteriepack will BMW für den i4 in Eigenregie entwickeln. Sie hat eine Kapazität von 80 Kilowattstunden, also etwas mehr als im Tesla Model 3 (75 kWh). Die Ladeleistung soll bei 150 Kilowatt liegen. Tesla kann heute 190 Kilowatt. Daraus soll sich eine Reichweite von 500 bis 600 Kilometern ableiten lassen, was ein guter Wert ist. Hier zeigt sich die Erfahrung von BMW mit dem i3 im Hinblick auf die Effizienz.
Generell ist BMW beim Thema Batterie ausgesprochen selbstbewusst. Zellen kauft der Autobauer unter anderem bei CATL, das ein großes Werk am Erfurter Kreuz errichtet:
Von der heutigen Technologie des BMW i3 ausgehend verdoppeln wir die Energiedichte unserer Batteriezellen bis 2030 und damit auch die Reichweite für unsere Kunden.
BMW-Chef Oliver Zipse
Antrieb des Elektroautos von BMW
Der Antrieb soll zwischen 220 und 390 Kilowatt liegen, was 300 bis 530 PS entspricht. In weniger als vier Sekunden soll es das Elektroauto von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde schaffen und schneller Tempo 200 fahren. Angesichts der Diskussionen über ein Tempolimit auch in Deutschland ist fraglich, ob es diese Maximalgeschwindigkeit künftig noch braucht. Aber bislang ist in dieser Hinsicht ja nichts entschieden.
Im Hinblick auf das Design basiert der BMW i4 auf der Studie BMW i Vision Dynamics. Das endgültige Design und die genauen Ausstattungsmerkmale sowie der Preis dürften dann Ende 2020 enthüllt werden. Wir dürfen gespannt sein.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.