Tesla-CEO twittert über 500.000 produzierte Tesla Model 3 in diesem Jahr – und korrigiert sich erst einige Stunden danach – Börsenaufsicht will Musk daher anklagen.
Wir leben in verrückten Zeiten: Tesla-Chef Elon Musk hat 25 Millionen Follower bei Twitter und damit findet jeder Tweet ein riesiges, aktives Publikum. Doch die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat Musk nach seiner letzten Eskapade im September 2018 untersagt, von Juristen ungeprüfte Twitter-Nachrichten herauszugeben, die den Börsenkurs beeinflussen können. Genau ein solcher Fall ist nun eingetreten.
Eigentlich klingt es harmlos, was Musk vor wenigen Tagen twittert: Erst freut sich der Tesla-Manager über 4.000 Model 3s, die für den europäischen Markt zur Verschiffung bereitstehen. Wenige Momente danach, der fatale Tweet: Musk twittert, Tesla habe 2011 kein Auto produziert, 2019 würden es 500.000 sein. Doch das widerspricht früheren Aussagen des Autobauers.
Wenige Stunden später korrigiert sich Musk, um der Klage der Börsenaufsicht aus dem Weg zu gehen: Er sagt nun, Tesla plane mit einer jährlichen Produktionsrate von 500.000 Stück, die bis Ende des Jahres erreicht werden solle. Nochmal später beruft sich Musk darauf, er habe im Earnings-Call im Januar, also vor ungefähr vier Wochen, auf eine Range von 350.000 bis 500.000 bei der Produktion des Tesla Model 3 hingewiesen.
Börsenaufsicht SEC reicht Klage gegen Musk ein
Allein: Die Börsenaufsicht SEC, mit der Musk bereits im September im Clinch lag und sich abfällig über die Institution äußerte, versteht keinen Spaß. Denn der erste Tweet Musks, muss so interpretiert werden, dass der Manager neue Informationen hat und damit verkündet, die Produktionsrate in die Höhe zu schrauben. Ist das der Fall, muss der Tweet nach dem Urteil der SEC vom September, von Juristen abgesegnet werden – Musk hielt das hingegen nicht für nötig.
Die Securities and Exchange Commission SEC hat nun am Montag Abend amerikanischer Zeit einen Richter um die Anklage von Musk gebeten – das Schreiben kann hier eingelesen werden. Dabei ist der kleinste Vorwurf, Musk habe die Verpflichtung zur Freigabe des Tweets missachtet und damit gegen die Auflagen des damaligen Kompromisses verstoßen.
Im September hatte Musk gezwitschert, er habe „Funding Secured“ und denke darüber nach, Tesla für 420 US-Dollar je Aktie zu verkaufen und von der Börse zu nehmen.
Klar ist: Wenn Musk neue Informationen gehabt hätte, hätte dies über ein „8-K Filing“ gegenüber der Börsenaufsicht angezeigt werden müssen. Und das nimmt dem Manager nicht nur die SEC übel: Die Tesla-Aktie gab gestern Abend im nachbörslichen Handel schon kräftig nach und liegt aktuell, 2,5 Stunden vor Öffnung, erneut mit drei Prozent im Minus.
Wie wird die Börsenaufsicht Musk bestrafen?
Welche Strafen die SEC letztlich aussprechen wird, ist nach Medienberichten nicht vorherzusehen. Es ist aber sicherlich nicht davon auszugehen, dass Elon Musk seinen Stuhl als CEO von Tesla räumen muss. Das wäre dann für all die Aufregung durch die Börsenaufsicht doch ein wenig „too much“. Allerdings: Solange Musk weiterhin uneinsichtig ist und die Börsenaufsicht ins Lächerliche zieht, werden es seine dortigen Gegenspieler weiterhin versuchen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.
Das ist letztlich ein riskantes Spiel, das Musk schleunigst beenden sollte. Damit die Tesla-Mission, die Welt der Mobilität und Energieversorgung nachhaltiger zu machen, nicht gefährdet wird.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.