Der chinesische Autohersteller BYD hat große Pläne für Europa. Während die erste europäische Produktionsstätte des Unternehmens in Ungarn noch nicht einmal in Betrieb ist, kündigt BYD bereits die Planung einer 2. Fabrik auf dem Kontinent an. Diese Ankündigung erfolgt trotz eines allgemein rückläufigen Marktes für Elektrofahrzeuge (EVs) in Europa. Hintergrund dieser Expansionsstrategie sind erwartete Zölle der EU auf aus China importierte Elektroautos.
Die Nachrichtenagentur AFP berichtet unter Berufung auf Stella Li, Vizepräsidentin für Europa und Amerika bei BYD, dass die Fabrik in Ungarn Ende nächsten Jahres die Produktion aufnehmen wird. Gleichzeitig prüft BYD Standorte für eine zweite europäische Fabrik. „Wenn die Zeit reif ist, werden wir in eine zweite Anlage investieren“, so Li.
Hintergrund dieser Expansionsstrategie sind erwartete Zollanhebungen der Europäischen Union auf aus China importierte Elektroautos. Diese Zölle würden nicht für in Europa gefertigte Fahrzeuge gelten, was den Bau eigener Fabriken für chinesische Hersteller wie BYD besonders attraktiv macht. Stella Li betont, dass solche Zölle den europäischen Verbrauchern schaden würden, da sie den Zugang zu erschwinglicher Technologie einschränken.
Dennoch bleibt sie optimistisch: „Wir werden weiterhin in Europa investieren und hier Erfolg haben.“
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Parallel zu diesen Expansionsplänen bringt BYD erstmals Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEV) auf den europäischen Markt, um den sinkenden Verkäufen von Elektrofahrzeugen entgegenzuwirken. Auf einer Veranstaltung in Monaco wurde das Modell Seal U DM-i vorgestellt, ein PHEV mit sowohl Verbrennungsmotor als auch mittelgroßer Batterie, die an eine Steckdose angeschlossen werden kann.
„Für Autokäufer sind PHEVs der erste kleine Schritt, um in den Genuss der Technologie zu kommen“, erklärte Li. In China sind PHEVs bereits ein großer Erfolg für BYD; im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen 1,5 Millionen dieser Fahrzeuge, was die Hälfte des weltweiten Absatzes ausmacht. Kritiker merken allerdings an, dass PHEVs schwer und nicht effizient genug seien, um die Emissionen ausreichend zu reduzieren.
BYD-Managerin Li argumentiert, dass solche Fahrzeuge für Verbraucher attraktiv seien, die Bedenken hinsichtlich der Ladeinfrastruktur und der Reichweite von Elektroautos haben. „Diese Autos können eine Brücke für diejenigen sein, die sich noch nicht vollständig auf reine Elektrofahrzeuge einlassen möchten“, so Li.
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Der Schritt zur Errichtung weiterer Produktionsstätten in Europa könnte auch als Antwort auf die wachsende Konkurrenz und regulatorische Herausforderungen gesehen werden. Die Europäische Kommission hat im letzten Jahr eine Untersuchung gegen Subventionen für chinesische Elektroautos eingeleitet, was zu erhöhten Einfuhrzöllen führen könnte. Dies wird von BYD als Bestätigung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit betrachtet.
„Wenn Ihre Konkurrenz sich Sorgen um sie macht, bedeutet das, dass sie wirklich gut sind“, kommentierte Li in einem Interview. Trotz der Herausforderungen plant BYD, weiterhin stark in den europäischen Markt zu investieren und seinen Erfolg hier auszubauen.
Mit 2. Fabrik Präsenz in Europa stärken
Mit diesen ambitionierten Plänen setzt BYD ein deutliches Zeichen und zeigt, dass das Unternehmen bereit ist, trotz Marktveränderungen und politischer Hürden, seine Präsenz in Europa weiter zu stärken. Ob die Strategie aufgehen wird, bleibt abzuwarten, doch BYD scheint entschlossen, sich als bedeutender Akteur auf dem europäischen Automobilmarkt zu etablieren.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.