Unter der Marke Palmless vertreibt C16 Biosciences ab sofort ein Pflege-Öl mit der Palmöl Alternative.
Palmöl ist eines der am meisten verwendeten Pflanzenöle der Welt. Doch der Anbau ist nicht nachhaltig, weil damit die Abholzung von Regenwald verbunden ist. C16 Biosciences bietet jetzt die erste echte Palmöl Alternative. Das New Yorker Cleantech-Unternehmen nutzt dabei eine Hefe-Züchtung, um die Abholzung von Regenwald für das beliebte und in etwa der Hälfte der Produkte im Supermarkt genutzte Pflanzenöl zu reduzieren.
Im März 2023 hat C16 Biosciences unter der Marke Palmless das erste kommerzielle Produkt mit der nachhaltigen Palmöl Alternative auf Hefe-Basis auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um ein Pflege-Öl, das in der Schönheitsbranche genutzt werden soll. Entscheidende Ingredienz ist das im Labor designte Torula-Öl. Das ist ein Weichmacher für die Kosmetikindustrie, der aus Hefe und nicht aus den Bestandteilen von Regenwald-Bäumen gewonnen wird.
„Torula-Öl ist ein erstklassiger Inhaltsstoff, und wir wollten ihn mit einer erstklassigen, hochwirksamen Formel einführen“, sagt Shara Ticku, Mitbegründerin und CEO von C16 Biosciences. „Das pflegende Öl macht nicht nur Spaß bei der Anwendung und spendet viel Feuchtigkeit, es zeigt auch, dass wir durch den Einsatz von Biodesign und Biotechnologie schöne Produkte auf den Markt bringen können, die den höchsten Nachhaltigkeitsstandards entsprechen.“
Mit der Markteinführung dieses Produkts hofft das Unternehmen, den Weg für weitere Innovationen in der Schönheitsindustrie zu ebnen, um die klimatischen, ökologischen und gesellschaftlichen Probleme der 64 Milliarden Dollar schweren Palmölindustrie zu bewältigen. Das spezielle Produkt wird für Verbraucher erhältlich sein, dient aber auch als Beispiel für Marken in der Branche und zeigt, wie Torula-Öl und andere biologisch konzipierte Inhaltsstoffe formuliert und in überzeugenden Produkten für Gesicht, Körper und Haarpflege verwendet werden können.
Meilenstein: Erste Fermentierung erreicht
Shara Ticku dazu: „Verbrauchermarken sind seit Jahren auf der Suche nach einer Palmöl Alternative, aber es fehlte ihnen eine echte Lösung – bis zur jetzigen Einführung von Palmless jetzt.“
C16 Biosciences hatte im November 2022 den Abschluss seiner ersten Fermentierung im industriellen Maßstab mit einem Volumen von 50.000 Litern Palmöl Alternative bekannt gegeben. Mit diesem Meilenstein hat das Cleantech-Unternehmen die wichtige Phase der Kommerzialisierung erreicht.
Neu eingeführt wurde die neue Markenplattform für Palmöl Alternativen: Palmless. Hintergrund: Palmöl wird mit der Abholzung von Wäldern, dem Ausstoß von Treibhausgasen, dem Verlust der Artenvielfalt und missbräuchlichen Arbeitspraktiken in Verbindung gebracht und ist in fast der Hälfte der Produkte in den Supermarktregalen enthalten. Palmless von C16 Biosciences bietet eine Lösung für dieses Problem.
Weitere Produkte im Kosmetikbereich, die einen Palmless-Inhaltsstoff enthalten, werden Anfang 2023 auf den Markt kommen. Im Folgejahr 2024 geht es dann auch um die ersten Produkte im Food-Segment. Heute wird Palmöl etwa in Lippenstiften, Feuchtigkeitscremes, aber eben auch in Back- und Süßwaren eingesetzt.
Skalierung mit robusten Mikroorganismen
Die Skalierung der Produktion soll mit wirklich robusten Mikroorganismen gelingen, die nicht empfindlich auf Temperatur- oder pH-Änderungen reagieren. Zum Gedeihen nutzt C16 Glukose, Saccharose, Glycerin und verschiedenen Kohlenstoffquellen. Dabei sind nach Angaben des Unternehmens keine besonders reinen Kohlenstoffquellen notwendig. Die Hefe indes kommt auch lange Zeit „ohne Fütterung“ aus.
Die Basistechnologie ist auch hier wieder die Technologie der Präzisionsfermentation. Dazu hatte sich kürzlich eine Art Verband gegründet, wie hier berichtet wurde. Und: Das Unternehmen New Culture hat einen Mozzarella entwickelt, der bald in Tiefkühlpizzen zum Einsatz kommt.
Hintergrund: Globaler Markt für Palmöl
Der globale Markt für Palmöl ist einer der größten und am schnellsten wachsenden Märkte für Pflanzenöle weltweit. Palmöl ist ein pflanzliches Öl, das aus den Früchten der Ölpalme gewonnen wird und in einer Vielzahl von Produkten wie Lebensmitteln, Kosmetika, Reinigungsmitteln und Bioenergie verwendet wird. Der größte Anteil der weltweiten Palmölproduktion kommt aus Indonesien und Malaysia, gefolgt von anderen Ländern wie Thailand und Kolumbien.
Die Auswirkungen der Palmölproduktion auf den Regenwald sind jedoch schwerwiegend. Die massive Abholzung von Regenwäldern zur Anlage von Palmölplantagen ist eine Hauptursache für den Verlust von Tier- und Pflanzenarten sowie für den Klimawandel. Die Entwaldung trägt zur Freisetzung von Kohlenstoff in die Atmosphäre bei und zerstört die Lebensräume von Tieren wie Orang-Utans, Elefanten und Nashörnern, die in den Regenwäldern beheimatet sind. Die Palmölindustrie hat auch mit Menschenrechtsverletzungen wie Zwangsvertreibungen, Sklaverei und Kinderarbeit zu kämpfen.
Infolgedessen gibt es einen wachsenden Druck von Verbrauchern und Regierungen, die Palmöl-Produktion zu regulieren oder zu verbieten. Es gibt auch Initiativen von Unternehmen und Organisationen, um den Anbau von nachhaltigem Palmöl zu fördern, bei dem strenge soziale und ökologische Kriterien erfüllt werden müssen. Doch trotz dieser Bemühungen bleibt Palmöl eine der größten Bedrohungen für den Regenwald und seine Bewohner.
Einschätzung von Martin Jendrischik, Gründer von Cleanthinking.de:
Umso wichtiger ist es nun, dass es eine echte Palmöl-Alternative gibt. Zentrale Herausforderung ist, die Produktion zu skalieren und schrittweise die alternativen Öle in die Produkte der Markenhersteller einzubringen. In Europa gibt es immer wieder Bemühungen, den Einsatz von Palmöl zu reduzieren, um etwa den Regenwald auch in Brasilien zu schützen.
Die Nicht-Verfügbarkeit von Alternativen ist bislang die große Ausrede, wie auch die Gründerin von C16 Biosciences betont: „Wir brauchen einen radikalen Wandel in der Art und Weise, wie Dinge hergestellt werden“, sagt Ticku, die das Unternehmen zusammen mit David Heller und Harry McNamara gegründet hat. „Ohne diese Palmöl Alternative wird niemand umsteigen.“
Ticku und ihre Mitstreiter haben sich einer gewaltigen Aufgabe gewidmet. Eine 64-Milliarden-Industrie umzukrempeln; dazu gehört reichlich Mut. Aber sie und ihr Unternehmen sind auf einem guten Weg eine Alternative zu Palmöl in Kosmetik voranzubringen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.