Calectra: Elektrifizierte Ziegel für eine grüne Industrie
Die Dekarbonisierung der Schwerindustrie ist eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel. Ein Viertel des weltweiten Energieverbrauchs entfällt auf industrielle Prozesse, die oft extrem hohe Temperaturen erfordern und traditionell mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Das Cleantech-Startup Calectra möchte dies ändern und hat eine innovative Lösung entwickelt: elektrisch leitfähige Ziegel, die Wärme speichern und bei Bedarf an industrielle Prozesse abgeben können.
Die Technologie
Die saubere Wärmespeicher-Technologie von Calectra basiert auf der Umwandlung von Strom in Hochtemperaturwärme mithilfe spezieller Ziegel. Diese Ziegel können Temperaturen von bis zu 1.600 Grad Celsius erreichen und die Wärme über Rohre an industrielle Anlagen weiterleiten.
Das System ermöglicht die Nutzung von überschüssigem Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne, was zur Stabilisierung des Stromnetzes und zur Senkung der Energiekosten beiträgt.
Finanzierung und Entwicklung
Das Cleantech-Unternehmen aus den USA hat kürzlich eine Finanzierung in Höhe von zwei Millionen US-Dollar erhalten, darunter 1,6 Millionen US-Dollar aus einer Pre-Seed-Runde unter Führung von Lifeline Ventures sowie 400.000 US-Dollar an Zuschüssen vom US-Energieministerium und der New York State Energy Research and Development Authority. Mit diesen Mitteln will das Unternehmen sein Team erweitern und einen größeren Prototyp seines Systems entwickeln.
Herausforderungen und Chancen
Die Dekarbonisierung industrieller Wärmeprozesse ist eine komplexe Aufgabe. Während für Prozesse mit niedrigeren Temperaturen bereits sauberere Alternativen wie Wärmepumpen und elektrische Kessel zur Verfügung stehen, sind Lösungen für Hochtemperaturanwendungen noch rar. Grüner Wasserstoff ist eine mögliche Option, aber seine Produktion ist derzeit noch teuer und aufwändig.
Calectra sieht in seiner Technologie eine vielversprechende Lösung für dieses Problem. Die elektrisch leitfähigen Ziegel bieten eine effiziente und kostengünstige Möglichkeit, erneuerbare Energien in Hochtemperaturwärme umzuwandeln und zu speichern. Das Unternehmen arbeitet derzeit daran, die Technologie weiterzuentwickeln und zur Marktreife zu bringen.
Hochtemperaturwärme wird benötigt, um wichtige Materialien wie Zement, Stahl und Glas herzustellen. Die Entwicklung von Dekarbonisierungslösungen für Hochtemperaturwärme war schwierig, da die derzeitigen Optionen auf grünen Wasserstoff oder direkte Elektrifizierung beschränkt wurden, die beide für margenschwache Fertigungsindustrien unerschwinglich teuer sind, um sie in großem Maßstab einzuführen.
In Hamburg läuft bereits seit 2019 ein sogenannter ETES von Siemens Gamesa. Daneben kümmert sich Energynest mit einem Betonspeicher um die Dekarbonisierung der Industrie – mit wachsendem Erfolg.
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Die innovative Lösung aus den USA könnte einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Schwerindustrie leisten. Die Kombination aus erneuerbaren Energien, Wärmespeicherung und elektrisch leitfähigen Ziegeln bietet das Potenzial, fossile Brennstoffe in Hochtemperaturanwendungen zu ersetzen und so die CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.