Carbon Engineering: 68 Millionen US-Dollar für Negativ-Emissionen
Kanadisches Cleantech-Unternehmen will CO2 aus der Luft filtern und unter der Erde speichern oder in Kraftstoffe verwandeln
Negativ-Emissionen ist ein im Deutschen schrecklicher Begriff. Damit gemeint ist der Entzug von CO2 aus der Atmosphäre mit anschließender unterirdischer Speicherung. Mit Global Thermostat, Climeworks oder Carbon Engineering arbeitet eine Handvoll Unternehmen daran, diese Negativ-Emissionen möglich zu machen. Die Kanadier haben jetzt die bislang größte Finanzierungsrunde in diesem Sektor abgeschlossen.
Direct Air Capture ist eine Technologie, mit der CO2 aus der Luft abgetrennt und in gereinigter Form zur Verwendung oder Speicherung bereitstellt wird. Die DAC-Technologie von Carbon Engineering erledigt diese Aufgabe in einem geschlossenen Kreislauf, für den Wasser und Energie gebraucht wird. Der Output ist ein Strom von reinem, komprimiertem CO2. Mit diesem CO2 können dann beispielsweise Kraftstoffe erzeugt werden. Oder Negative Emissionen, in dem das CO2 sicher unterirdisch gespeichert wird.
Die Finanzierungsrunde von Carbon Engineering umfasst finanzielle Mittel in Höhe von 68 Millionen US-Dollar. Es ist die größte Investition in die Direct Air Capture genannte Technologie, die dazu dienen soll, CO2 direkt aus der Umgebungsluft zu filtern. Laut Medienberichten gehört mit Thomvest Asset Management der kanadische Milliardär Peter Thomson zu den Investoren. Weitere stammen offenbar aus dem Silicon Valley. In früheren Finanzierungsrunden hatte sich auch Microsoft-Gründer Bill Gates an Carbon Engineering beteiligt.
In der jüngsten Vergangenheit hat Carbon Engineering eine großskalige Demonstrationsanlage gebaut, mit der auch der Nachweis erbracht werden konnte, das gefilterte CO2 direkt in strombasierte Kraftstoffe zu verwandeln. Das Unternehmen behauptet, mit seiner Direct Air Capture-Technologie CO2 für 100 US-Dollar pro Tonne abtrennen und den Märkten zur Verfügung stellen zu können. Ein Preis, der vor einigen Jahren noch völlig undenkbar erschien.
Mit der Demo-Anlage hat das Cleantech-Unternehmen nun die Marktreife erreicht und will mit dem frischen Kapital die erste, eigene kommerzielle Direct Air Capture-Anlage aufbauen. Die Finanzierung ermöglicht konkret den Ausbau der CE-Pilotanlage in Squamish, British Columbia, und die Planung der ersten kommerziellen Anlagen. Diese großtechnischen DAC-Anlagen können jährlich bis zu einer Million Tonnen CO2 aus der Luft abscheiden.
Investoren von Carbon Engineering:
- Bill Gates
- Murray Edwards
- BHP
- Chevron Technology Ventures
- Oxy Low Carbon Ventures
- LLC, Bethel Lands Corporation Ltd
- Carbon Order
- First Round Capital
- Lowercase Capital
- Rusheen Capital Management
- LLC,
- Starlight Ventures,
- Thomvest Asset Management (eine Tochtergesellschaft von Peter J. Thomson), die
- Benjamin Family, die
- Hodgkinson Family und die
- Hutchison Family.
- Darüber hinaus haben der gesamte Vorstand, das Management und viele Mitarbeiter von CE im Rahmen dieser Runde persönlich in das Unternehmen investiert.
Bäume pflanzen oder Negativ-Emissionen?
Oft liest man, statt über Technologien wie diese zur Erzeugung von Negativ-Emissionen sollten doch besser Bäume gepflanzt werden. Natürlich ist es nie falsch, Bäume zu pflanzen, aber um die notwendigen Effekte zu erzielen, um Millionen und Aber-Millionen CO2 aus der Atmosphäre zu entziehen ist schlicht nicht genug Platz vorhanden bzw. es gäbe eine große Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Daher sind Technologien wie die von Carbon Engineering ein geeigneter Weg:
Eine kommerzielle Anlage, die 30 Hektar Land benötigt, kann der Atmosphäre pro Jahr eine Megatonne CO2 entziehen. Das ist gleichbedeutend mit dem Pflanzen von 40 Millionen Bäume – die aber durch Brände oder ihren normalen Lebenszyklus den Großteil des CO2 wieder freisetzen.
Ziel dieser Technologien von Carbon Engineering, Global Thermostat oder Climeworks müsste es sein, eine Gigatonne CO2 bis 2050 aus der Atmosphäre zu holen und unterirdisch zu speichern. Mit dem CarbFix-Projekt läuft in Island ein vielversprechender Test, bei dem aus der Luft entzogenes CO2 verflüssigt und in mineralreiches Basaltgestein gepumpt wird. Der Vorteil: Dort verfestigt es sich aufgrund einer chemischen Reaktion nachhaltig.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
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