Was taugt die Saubere Technologie von CarbonCure? Reichen 5 Prozent niedrigere Emissionen?
Das Cleantech-Unternehmen CarbonCure Technologies Inc., das von Investoren wie Breakthrough Energy, Amazon und Microsoft unterstützt wird, hat weitere 80 Millionen US-Dollar eingesammelt und plant die globale Expansion mit dem frischen Kapital. Interessant: Damit ist auch die Expansion nach Deutschland gemeint. Neben dem Fokus auf Europa will die Firma aber auch in Standorte im Nahen Osten, Lateinamerika oder Südostasien investieren. Aber ist die Technologie wirklich bahnbrechend und sinnvoll?
Beton ist eines der weltweit am häufigsten verwendeten Baumaterialien, und Zement, ein wesentlicher Bestandteil von Beton, verursacht etwa 8 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Der Markt für grünen Beton ist zunehmend umkämpft, mit vielen Unternehmen, die größere Emissionsreduktionen als CarbonCure anbieten und sogar Kohlenstoffnegativität versprechen.
Wettbewerber: Neustark
Zu den Wettbewerbern zählt beispielsweise auch das Cleantech-Startup Neustark aus der Schweiz, das über seinen Gründer und seine Verbindungen zur ETH Zürich auch eng mit dem gehypten Direct Air Capture-Spezialisten Climeworks verbandelt ist. Neustark gilt als ein führender Anbieter im schnell wachsenden Carbon Removal Sektor (CDR). Es hat eine Lösung zur dauerhaften Speicherung von biogenem CO₂ in recycelten mineralischen Abfällen wie Abbruchbeton entwickelt.
Bisher hat allerdings keines dieser Unternehmen das Ausmaß an Kommerzialisierung erreicht, das CarbonCure erzielt hat. Das Unternehmen wurde 2012 gegründet und hat seitdem rund 775 Systeme an Betonproduzenten verkauft, wobei 80% davon in Nordamerika sind.
Die Technologie des Unternehmens aus Halifax, Kanada, injiziert CO2 in Beton, ein Prozess, der den Beton stärker macht und den Bedarf an zementbasiertem, kohlenstoffemittierendem Zement um etwa 5 Prozent reduziert.. Zusammen mit dem im Beton gebundenen Kohlenstoff kann die Technologie des Unternehmens insgesamt die CO2-Emissionen während des Lebenszyklus des Betons um etwa 5 Prozent reduzieren.
CarbonCure Technologies: Einfache Nachrüstung
„Was CarbonCure Technologies besonders attraktiv macht, ist, dass es relativ einfach nachzurüsten ist, damit es den Geschäftsbetrieb nicht stört, und es ist kommerziell attraktiv für Betonunternehmen“, sagt Kayode Akinola, Leiter des Private-Equity-Geschäfts bei Blue Earth Capital AG, das die Finanzierungsrunde anführte. „Diese Faktoren spielen gerade in Zeiten wirtschaftlicher Volatilität eine wichtige Rolle.“
CarbonCure hat bis heute etwa 775 Systeme an Betonproduzenten verkauft, wobei 80 Prozent davon in Nordamerika sind. Die hohe Anzahl der verkauften Systeme zeigt das kommerzielle Potenzial. Die Einsparungen von nur fünf Prozent sind aber viel zu wenig, um richtige Relevanz für den Abbau von Emissionen zu haben.
Die Finanzierungsrunde wurde von Blue Earth Capital, einer globalen Investmentgesellschaft mit Sitz in der Schweiz, angeführt und umfasst auch die Unterstützung bestehender Anteilseigner, darunter Breakthrough Energy Ventures, Taronga Ventures, Amazon’s Climate Pledge Fund, Microsoft Climate Innovation Fund und 2150. Zu den neuen Investoren der Runde gehören BH3 Growth Equity und Samsung Ventures (Corporate VC-Fonds, der von Samsung C&T unterstützt wird).
CarbonCure expandiert nun mit grünerem Zement nach Deutschland – in den kommenden Monaten wird man sehen, wie sehr das Modell auch in Europa funktionieren kann. Womöglich auch in Kombination mit anderen sauberen Technologien, um größere Emissionsreduzierungen zu erreichen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.