Synhelion und CEMEX wollen Zementwerke mit Solarwärme betreiben
Sämtliche CO2-Emissionen sollen eingefangen und zu synthetischen Treibstoffen verarbeitet werden.
Wie lässt sich die energieintensive Zement-Industrie dekarbonisieren? Das Schweizer Cleantech-Unternehmen Synhelion will bis Ende 2022 eine entsprechende Pilotanlage in ein bestehendes Zementwerk von CEMEX integrieren. Dabei besteht die Kernidee aus zwei Aspekten: Einerseits daraus, Hochtemperatur-Solarwärme zu erzeugen, um die Zementproduktion zu ermöglichen. Andererseits die CO2-Emissionen zu Treibstoffen weiterzuverarbeiten.
Das Konzept ähnelt dem, was das von Bill Gates finanzierte Cleantech-Startup Heliogen vor hat. Darüber hat Cleanthinking in einem früheren Beitrag berichtet. Synhelion will allerdings nicht nur die Prozesswärme bieten, sondern gleichzeitig auch sämtliche CO2-Emissionen zu Treibstoffen weiterverarbeiten – so soll die Dekarbonisierung von Zementwerken gelingen.
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Um Zementwerke mit Solarwärme betreiben zu können, sind Temperaturen von 1.500 Grad Celsius notwendig. Hierzu sollen spezielle, von Synhelion entwickelte Solar-Receiver zum Einsatz kommen. „Mit unserem solaren Receiver können wir noch nie dagewesene Prozesstemperaturen von über 1.500 °C erzeugen und somit eine saubere Alternative zur Verbrennung von fossilen Treibstoffen anbieten“, berichtet Gianluca Ambrosetti, CEO von Synhelion.
Die CO2-Emissionen aus der Zementherstellung würden sich mit dem Wärmeträgermedium des solaren Receivers vermischen, und so in den Prozess integriert. „Da wir in einem geschlossenen Kreislauf arbeiten, können die CO2-Emissionen einfach extrahiert werden. Im Anschluss wird das überschüssige CO2 zu Treibstoff weiterverarbeitet.“
CEMEX ist ein global tätiges Baustoffunternehmen, das hochwertige Produkte und zuverlässige Dienstleistungen bietet. Das Unternehmen zeichnet sich immer wieder durch innovative Lösungen innerhalb der Baubranche aus, die etwa Effizienzsteigerungen ermöglichen. „Unsere Zusammenarbeit soll CEMEX in die Lage versetzen, das Tempo zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 zu beschleunigen“, so CEMEX-Manager Davide Zampini.
Forschung abgeschlossen – Pilotanlage in Arbeit
Im Frühjahr 2020 haben CEMEX und Synhelion nach eigenen Angaben ein Forschungsprojekt erfolgreich abgeschlossen – und streben nun den Bau einer größeren Anlage an. Konkret soll bis Ende 2022 eine Pilotanlage in ein bestehendes Zementwerk integriert werden. Anschließend soll es zu einer vollständig über Solar betriebe Technologie erweitert werden.
Neben der Dekarbonisierung der Zementherstellung entsteht so zusätzlich entsprechender Treibstoff etwa für Flugzeuge. Der CO2-Kreislauf wird an diesem wichtigen Punkt geschlossen. Es wäre für die Bekämpfung der Klimakrise ein ausgesprochen bedeutsamer Fortschritt.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.