Starkes Wachstum sauberer Energien: Chinas Emissionen sinken ab 2024 strukturell

Boom von Solar, Wind, Wasserkraft übertrifft Energiehunger des Landes.

Es ist eine Nachricht, die Mut macht für die Abwendung der schlimmsten Klimaszenarien: Chinas Emissionen von Kohlendioxid werden bis 2024 sinken und könnten aufgrund des Rekordwachstums bei der Installation erneuerbarer Energien vor einem strukturellen Rückgang stehen. Das zeigt eine Analyse, die CarbonBrief erstellt hat. Diese stützt sich auf offizielle Zahlen und kommerzielle Daten. Damit würden die Emissionen Chinas sechs Jahre früher zu sinken beginnen, als ursprünglich geplant.

Die Emissionen des weltweit umweltschädlichsten Landes sind in diesem Jahr wieder angestiegen, nachdem die chinesische Regierung im Januar ihre Covid-Beschränkungen aufgehoben hat. Dieser Wiederanstieg der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen ging aber mit einer historischen Expansion der regenerativen Energiequellen einher. Dieser Boom ging demnach weit über Ziele und Erwartungen der politischen Entscheidungsträger hinaus.

Diese Zielvorgaben für die Installation von Solar- und Windenergieanlagen wurden der Analyse von CarbonBrief folgende schon im September erreicht. Daneben liegt auch der Marktanteil von Elektroautos schon heute weit über dem von der Regierung für 2025 vorgesehenen Ziel von 20 Prozent.

„Diese Rekordzuwächse werden die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen und die CO2-Emissionen im Jahr 2024 mit ziemlicher Sicherheit zurückgehen lassen“, so Lauri Myllyvirta, leitender Analyst am Centre for Research on Energy and Clean Air und Autor des Berichts.

Das auffälligste Wachstum ist laut Myllyvirta bei der Solarenergie zu verzeichnen. Allein in diesem Jahr sind die Solaranlagen um 210 Gigawatt gewachsen, was dem Doppelten der gesamten Solarkapazität der USA und dem Vierfachen dessen entspricht, was China im Jahr 2020 zugebaut hat.

Im Jahr 2023 hat China daneben 70 Gigawatt Windenergie installiert – mehr als die gesamte Stromerzeugungskapazität des Vereinigten Königreichs. Außerdem wird erwartet, dass China in diesem Jahr sieben Gigawatt Wasserkraft und drei Gigawatt an Kernkraftkapazität zubaut. Das zeigt, wie wenig die Atomenergie letztlich beiträgt.

Laut Myllyvirta könnte trotz des Baus neuer Kohlekraftwerke im ganzen Land ab dem nächsten Jahr ein Rückgang der chinesischen Emissionen aufgrund des Booms sauberer Energie erfolgen. Der Grund dafür ist, dass der Ausbau kohlenstoffarmer Energien nun erstmals das Tempo des durchschnittlichen jährlichen Anstiegs der chinesischen Stromnachfrage nicht nur deckt, sondern übertrifft.

„Sollte dieses Tempo beibehalten oder sogar beschleunigt werden, würde es bedeuten, dass Chinas Nutzung fossiler Brennstoffe zur Stromerzeugung in eine Phase des strukturellen Rückgangs übergeht – was auch in der Vergangenheit noch nicht vorgekommen ist. Zusätzlich könnte dieser strukturelle Rückgang trotz der kürzlichen Welle von Genehmigungen und dem Bau von Kohlekraftwerken im Land eintreten“, erläuterte Myllyvirta.

Chinas Emissionen: Kohlekraftwerkskapazität steigt

Ende Juni befanden sich in China 136 Gigawatt an Kohlekraftwerkskapazität im Bau, weitere 99 Gigawatt waren bereits genehmigt. Seitdem wurden weitere 25 Gigawatt genehmigt, so die Studie, was einen Verstoß gegen das Versprechen des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping darstellt, „neue Kohlekraftwerksprojekte streng zu kontrollieren“.

China hat prognostiziert, dass seine Kohlekraftkapazität im Jahr 2030 einen Höchststand von 1.370 Gigawatt erreichen wird, was entweder ein sofortiges Ende der Genehmigungen für neue Kohlekraftwerke oder eine beschleunigte Stilllegung bestehender und geplanter Kohlekraftwerke erfordern würde, so Myllyvirta. Das würde sich positiv auf Chinas Emissionen auswirken.

Ein Bericht des Thinktanks Ember Climate im Oktober 2023 stellte fest, dass das globale Wachstum der erneuerbaren Energien so schnell ist, dass es nahe an der Rate liegt, die erforderlich ist, damit die Welt ihre Kapazität bis zum Ende des Jahrzehnts verdreifachen kann, um die Klimaziele zu erreichen. Sinken Chinas Emissionen, ist das ein weiteres, mutmachendes Signal.

In den letzten Wochen fügte die Internationale Energieagentur hinzu, dass die Emissionen aus allen Energiequellen – einschließlich fossiler Brennstoffe, die zum Heizen und für Kraftstoffe verwendet werden – im Jahr 2025 ihren Höchststand erreichen könnten, bevor sie in einem historischen Wendepunkt für die Energiewirtschaft zu sinken beginnen.

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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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