Clean Fish: Israelis drucken kochfertiges Zackenbarsch-Filet
Steakholder Foods und Umami Meats erreichen weiteren Meilenstein mit Clean Fish auf Basis von Biotinte im 3D-Drucker.
Das israelische Cleantech-Unternehmen Steakholder Foods hat einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Erstmals gelang es mit Biotinte im 3D-Drucker ein kochfertiges Zackenbarsch-Filet herzustellen – Clean Fish sozusagen. Der Erfolg gelang in Zusammenarbeit mit Umami Meats, das die Biotinten für den Fisch-Genuss zuerst gelieferte hatte. Mit dem kultivierten Fisch-Filet macht die Branche einen bedeutsamen Schritt hin zur Kommerzialisierung von 3D-Biodruckern, die die ressourcenaufwändige klassische Herstellung von Lebensmitteln mindestens teilweise ersetzen wird.
Steakholder Foods ist einer der Pioniere der kultivierten Fleischindustrie und kommt aus Israel. Mit anderen Nahrungsmitteln aus dem 3D-Drucker sorgte das Cleantech-Unternehmen schon in der Vergangenheit für reichlich Aufmerksamkeit. Jetzt gelang der Schritt, ein küchenfertig kultiviertes Zackenbarsch-Filet zu drucken. Der Erfolg ist Ergebnis einer strategischen Partnerschaft von Steakholder Foods mit Umami Meats. Das Cleantech-Unternehmen hatte die Basis für die Biotinte geliefert, aus der nun Clean Fish entstand.
Was ist Zackenbarsch-Filet?
Zackenbarsch-Filet ist ein Speisefisch, der aus dem Fleisch des Zackenbarschs hergestellt wird. Dieser Fisch ist weit im Atlantik und im westlichen Indischen Ozean verbreitet und kann entlang der Küsten Westafrikas, auf den Azoren, den Kanarischen Inseln, Madeira sowie im Mittelmeer gefunden werden. Das Fleisch des Zackenbarschs ist äußerst zart und hat einen distinkten Geschmack mit einer leicht süßlichen Note, die an Goldbrasse erinnert. In der Regel wird die Haut des Zackenbarschs nicht mitgegessen. Zackenbarsch-Filet wird in vielen Restaurants und Feinschmeckerläden angeboten und ist in vielen Ländern ein beliebter Speisefisch.
Dabei galt diesmal nicht das Motto „nicht essen“: Sogar der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu besuchte das Unternehmen, sah bei der „Zubereitung“ des Clean Fish Filets im 3D-Drucker zu und probierte im Anschluss das von einem Koch von Steakholder Foods zubereitete Filetstück. Er ist damit der erste Premierminister, der jemals 3D-gedruckten Zuchtfisch probiert hat.
“Heute haben wir Fisch gegessen, der ohne Fisch produziert wurde, und Fleisch, das ohne Vieh produziert wurde. Das ist eine globale Revolution. Israel ist weltweit führend auf dem Gebiet der alternativen Proteine und wir werden dafür sorgen, dass wir weiterhin führend sind. Bald werden wir neue Genehmigungen und neue Entwicklungen haben, die die Welt verändern werden”, so Netanjahu im Anschluss.
Daneben kamen u.a. der CEO von Umami Meats, Mihir Pershard, und weitere Prominente zusammen, um auf Einladung von Steakholder CEO Arik Kaufman das neue kultivierte Produkt zu verkosten.
Der Druck und die Anpassung der Biotinte sind Schritte auf dem Weg zur Kommerzialisierung des 3D-Druckers von Steakholder Foods, der beweist, dass seine Bioprinting- und Biotinten-Technologien eine hochentwickelte Produktionsplattform für strukturierte Hybrid- und Zuchtprodukte sind, die verschiedene Spezies und damit verschiedene Unternehmen und Branchenakteure unterstützen können.
3D-Drucktechnologie im Einsatz
Die Zusammenarbeit mit Umami Meats zielt darauf ab, ein skalierbares Verfahren zur Herstellung strukturierter Zuchtfischprodukte zu entwickeln, bei dem die von Steakholder Foods entwickelte 3D-Biodrucktechnologie und maßgeschneiderte Biotinten zum Einsatz kommen. Seit dem Erhalt der Zackenbarschzellen von Umami hat das Team von Steakholder Foods hart daran gearbeitet, maßgeschneiderte Biotinten herzustellen und den Geschmack und die Textur des gedruckten Zackenbarsches zu optimieren, um einen Prototyp fertigzustellen.
Im Gegensatz zu vollständig kultivierten Fleischprodukten, die nach dem Druck noch reifen müssen, ist das Zackenbarsch-Filet nach dem Druck bereits kochfertig. Dies ist der Technologie von Steakholder Foods zu verdanken, die es ermöglicht, die flockige Textur von gekochtem Fisch als Clean Fish nachzuahmen – eine Lösung, die Gegenstand einer Patentanmeldung ist.
Hintergrund: Steakholder Foods
Steackholder Foods entwickelt eine schlachtfreie Lösung für die Herstellung einer Vielzahl von Rindfleisch- und Meeresfrüchteprodukten – sowohl als Rohmaterial als auch als ganze Stücke – als Alternative zur industrialisierten Landwirtschaft (Clean Meat) und Fischerei (Clean Fish). Mit seiner Mitgliedschaft im UN Global Compact hat sich Steakholder Foods verpflichtet, die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu unterstützen, zu denen die Stärkung der Ernährungssicherheit, die Verringerung des CO2-Fußabdrucks und die Erhaltung der Wasser- und Landressourcen gehören.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.