Schon 2020 wollen mehrere Cleantech-Startups Clean Meat aus dem 3D-Drucker testweise in Restaurants anbieten.
Tony Seba ist ein Ökonom, der auf Basis ökonomischer Daten technische Disruptionen präzise vorhersagt. Eine seiner Vorhersagen betrifft den raschen Wandel hin zu elektrifizierten Fahrzeugflotten, die Transport as a Service, also Mobilität als Dienstleistung, ermöglichen. Der Grund ist, dass Elektroautos problemlos 100.000 Kilometer pro Jahr zurücklegen können und damit Flottenbetreiber sehr günstige Mobilitätsdienstleistungen anbieten können.
Die Konsequenz von Sebas Vorhersagen: Neben der Änderung der Antriebsart zu elektrischem Fahren, wird die Möglichkeit des autonomen Fahrens den Wandel beschleunigen. Im Ergebnis werden weniger Autos gebraucht, weil die, die existieren von Stehzeugen und Fahrzeugen mutieren, die rund um die Uhr genutzt werden. Somit werden viel, viel weniger Autos insgesamt gebraucht – und entsprechend viel weniger Parkraum.
Tony Seba vertritt die Auffassung, Städte wie Los Angeles müssten sich heute bereits intensiv Gedanken darüber machen, wie sie den frei werdenden Platz durch nicht mehr benötigte Parkräume stattdessen nutzen werden. Eine Idee wäre aus meiner Sicht: Statt Tankstellen und Parkhäusern gibt es in Zukunft 3D-Druck-Shops, in denen man sich Ersatzteile oder viele andere Dinge ganz individuell nach Bedarf ausdrucken kann.
Preview | Product | Rating | Price | |
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Clean Disruption of Energy and Transportation: How Silicon Valley Will Make Oil, Nuclear, Natural... |
15,57 EUR |
Redefine Meat und Novameat entwickeln
Wie weit das gehen könnte, zeigen zwei europäische Cleantech-Startups, die jetzt Clean Meat aus dem 3D-Drucker anbieten werden. Schon kommendes Jahr wollen die zwei Startups Redefine Meat und Novameat einen Testlauf mit Fleisch aus dem 3D-Drucker in Restaurants etwa in Spanien oder Italien anbieten.
Clean Meat aus dem 3D-Drucker ist der nächste Quantensprung, der sich in der Lebensmittelindustrie anbahnt. Während vegane Burger etwa von Beyond Meat oder Next Level Burger bereits für einen großen Hype sorgen, wird das Fleisch von Redefine Meat oder Novameat entweder rein pflanzlich entwickelt oder im Labor gezüchtet. Die Rohstoffe gehen per Kartusche in den 3D-Drucker, um dann Schicht für Schicht das Stück Fleisch zu „drucken“. Die Flexibilität ist enorm: Zunächst wird es um Steaks oder etwa Hühnerfilets gehen, später um Fisch oder Schweinefleisch.
Der Preis von 3D-Drucker-Fleisch wird zunächst höher sein als der der traditionellen Landwirtschaft. Mit der Zeit soll sich das aber ändern. Entscheidend für die Akzeptanz der Kunden wird das Geschmackserlebnis sein. Bislang ist das Feedback der Verbraucher zu veganen Burgern beispielsweise ausgesprochen positiv. Wichtig ist aber, dass Konsistenz und Geschmack zusammenpassen.
Novameat setzt beim Clean Meat auf pflanzlicher Basis vor allem auf Bohnen- und Reisproteine als Ausgangsmaterial. Cleantech-Unternehmen wie Kiverdi arbeiten aber bereits an synthetischen Proteinen, die dann den Anteil „Labor“ am Fleisch der Zukunft noch weiter erhöhen werden. Forscher wie der Wirtschaftsethiker Nick Lin-Hi von der Universität Vechta sind davon überzeugt, dass sich die klassische Landwirtschaft radikal umstellen muss, weil sich die neuen Möglichkeiten durchsetzen werden.
Interessant ist die Vision der beiden Unternehmen, die sich die Entwicklung von Clean Meat auf die Fahnen geschrieben haben. Beide Firmen möchten nicht zum Produzenten von Fleischalternativen werden, sondern Geräte und Fleisch-Kapseln an Supermärkte, Restaurant und möglicherweise die 3D-Druck-Franchise-Kette der Zukunft verkaufen. Das passende Stück Fleisch wird dann vor Ort auf Knopfdruck ganz individuell produziert.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
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