Israelisches Cleantech-Startup will Fleischesser vom alternativen CleanMeat überzeugen.
Jetzt ist es da – das weltweit erste Steak aus dem 3D-Drucker, entstanden in Labors eines israelischen Cleantech-Startups. Das Alt-Steak besteht nicht aus Fleisch, sieht aber so aus, schmeckt so und ist in der Konsistenz und der Verarbeitung täuschend echt. Das Fleisch basiert auf einem komplexen 3-D-Modell aus Alt-Muskel, Alt-Fett und Alt-Blut, wie die Gründer es nennen. Ihre saubere Technologie ist zum Patent angemeldet und soll noch dieses Jahr den ersten Gästen in Restaurants angeboten werden.
Redefine Meat heißt das Cleantech-Unternehmen, das diesen letzten Schritt rund um Cleanfood, Cleanmeat und synthetische Proteine veröffentlicht hat. Die Gründer haben sich bei HP kennengelernt, als sie an Digitaldruckern arbeiteten. Heute nutzen sie selbst einen solchen Drucker, der wie ein Industriekühlschrank dimensioniert ist, um pflanzliche Steaks herzustellen.
Nach den Verkaufserfolgen von Beyond Meat, Impossible Foods und einigen anderen Anbietern, ist das pflanzliche Steak aus dem 3D-Drucker der logische, nächste Schritt. Redefine Meat adressiert damit insbesondere die klassischen Fleischesser, die auf ihr Steak nicht verzichten wollen.
Ziel von Redefine Meat ist es letztlich nicht, das CleanMeat zu verkaufen, sondern Restaurants die Drucker anzubieten. Sie können das digitale Rezept ganz nach Wunsch anpassen: Per Knopfdruck kann das Steak weicher oder fettiger werden. Allerdings sollte es das erste Ziel sein, mehr Menschen insgesamt zu ernähren – und nicht nur denjenigen, die sowieso Fleisch im Überfluss genießen können, einmal im Monat eine Alternative zu servieren.
Klar ist aber, dass die Kosten mit dem Wachstum des Unternehmens sinken müssen, damit breitere Käuferschichten adressiert werden können. Letztes Jahr hat Redefine Meat mit CPT Capital eine Finanzierungsrunde abgeschlossen – der Investor ist auch an Beyond Meat und Impossible Foods, den bisherigen Platzhirschen aus dem Bereich Cleanfood, beteiligt.
Ein Kern der Arbeit des Cleantech-Startups bestand in den vergangenen Jahren darin, die Textur und das Mundgefühl des echten Steaks nachzuahmen. Dazu hat das Team mit Köchen, Metzgern, aber auch Lebensmitteltechnikern und Geschmacksexperten zusammengearbeitet. Ein Steak hat eine sehr einzigartige Struktur, eine besondere Textur und einen außergewöhnlichen Geschmack – es ist also die ultimative Herausforderung für die Gründer, dies alles im 3D-Modell nachzuempfinden.
Um die Komplexität zu verdeutlichen: Mehr als 70 sensorische Parameter fließen in das „Alt-Steak“ genannte saubere Steak ein. Durch den Druck mit mehreren Materialien kann Redefine Meat nachhaltige, proteinreiche Steaks ohne Cholesterin herstellen, die aussehen und schmecken wie Rindfleisch – und genauso verarbeitet werden können.
Unsere Meldung markiert den Beginn einer neuen Ära von alternativem Fleisch – die Alt-Steak-Ära – angetrieben von Produktionsprozessen, die die Entwicklung eines breiten Spektrums von Alt-Fleisch-Vollmuskelprodukten beschleunigen und eine nachhaltige Alternative zur Tierzucht und zum Tierverzehr schaffen werden.
Eshchar Ben-Shitrit, CEO und Mitbegründer von Redefine Meat
Große Umweltvorteile – Verbesserung des Tierwohls
In Deutschland wird derzeit viel über Tierwohl und die klimaschädlichen Auswirkungen der natürlich trotzdem eminent wichtigen Landwirtschaft diskutiert. Redefine Meat liefert eine Lösung für das Problem der Massentierhaltung. Ziel müsste es aus deutscher Sicht sein, darauf hinzuarbeiten, Fleischfabriken mit 3D-Druckern hierzulande anzusiedeln – anstatt nur minimale Stellschrauben der klassischen Viehzucht zu verändern.
Redefine Meat’s Alt-Fleisch ist 95 Prozent nachhaltiger, wesentlich gesünder und kostet bei entsprechender Skalierung weniger als Rindfleisch. Aber haben Sie in Deutschland einmal einen Politiker darüber sprechen gehört, dass diese Technologie Teil unserer Zukunft werden muss? Schon 2021 beginnt der Rollout der Redefine Meat-Drucker.
„In 100 Jahren werden es unsere Urenkel schockierend finden, dass wir Tier für die Ernährung aufziehen und töten mussten“, sagt Ben-Shitrit. Die Zukunft wird in rasanter Geschindigkeit zur Gegenwart – und zu einem Paradigmenwechsel in der globalen Tierhaltung führen. Diesen Wandel sollte auch die deutsche Politik gestalten.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.