CleanTech-StartUp der Woche 6 – 2013: Ventfair und die windgetriebene Belüftung

In der vergangenen Woche trafen sich über 22.000 Fachbesucher auf der E-World energy & water in Essen. Über 50.000 Quadratmeter belegte die Messe, die sich inhaltlich auf Dienstleistungen und Produkte aus den Bereichen Strom-, Gas- und Wasserwirtschaft, Energietechnik und Energieeffizienz fokussiert. Unter den mehr als 600 Ausstellern war auch ein Berliner StartUp namens Ventfair, das von CleanThinking zum 6. CleanTech-StartUp der Woche gekürt wird. Das Unternehmen stellte sein patentiertes Green Air Cooling System – kurz GACS – vor.

Die Überzeugung des Unternehmens: Energiesparen ist heute ein sehr wichtiges Thema Wärmedämmung und Isolierungen spielen hierbei eine große Rolle. Sie dichten Häuser ab, um unnötige Wärmeverluste zu vermeiden. Doch mangelnde Zirkulation zwischen Innen- und Außenluft hat auch Nachteile: Eine hohe Luftfeuchtigkeit, Schimmelbildung, Geruchsbildung und Wärmestau.

Die Dach- bzw Außenventilatoren unseres StartUps der Woche saugen diese verbrauchte Luft ab, erhöhen die Luftzirkulation – und das ohne Energiebedarf. Denn: Die Ventilatoren werden ausschließlich durch Windkraft angetrieben. Bei durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten von 14 Kilometern pro Stunden in Deutschland ist dies kein Problem.

Ventfair: Fakten zum StartUp der Woche

Die Gründung der Ventfair GmbH erfolgte im Jahr 2008 in Berlin. Das Unternehmen entwickelt Ventilatoren zur energieeffiziente Be- und Entlüftung bzw. Klimatisierung. Durch ein besonderes Konstruktionsprinzip verbrauchen die meisten der Ventilatoren überhaupt keine Energie und werden selbst bei niedrigen Windgeschwindigkeiten ausschließlich vom Wind angetrieben.

Das Versprechen des StartUps: Einmal installiert, arbeiten die Ventilatoren ohne jeglichen Energieverbrauch. Ein praktischer Einsatz von Windkraft vor Ort also, der bei absoluter Energieeffizienz für ein angenehmes Raumklimas sorgt. Grund genug, die Ventfair GmbH zum CleanTech-StartUp der Woche zu ernennen.

Kunden verschiedener Branchen haben das (Einspar-) Potenzial im Rahmen der Be- und Entlüftung von Gebäuden oder Systemen bereits für sich erkannt. Darunter das Bundesumweltamt, E-plus und Shell (Deutschland). Doch auch für private Haushalte können die Ventilatoren von Vorteil und Interesse sein. Dazu jedoch später mehr…

Für sein ökologisch verantwortungsvolles unternehmerische Handeln wurde das Unternehmen zudem bereits ausgezeichnet. Im Rahmen des GREEN BUDDY AWARD 2012 konnte die Ventfair GmbH in der Kategorie Innovation einen Preis abräumen. Die Begründung: Das Hybrid-System kann oft völlig ohne Strom betrieben werden. Dadurch sind enorme Energieeinsparungen möglich und der CO2-Ausstoß für die Kühlung wird erheblich reduziert. Ein konkretes Beispiel an späterer Stelle wird zeigen, wie enorm diese Einsparungen ausfallen können.

Wer sich hinter Ventfair verbirgt

„Als Bezirksschornsteinfegermeister habe ich in Berlin Kreuzberg bemerkt, dass die Gebäudehülle immer dicker wird und die alten Keller immer feuchter. Mit windbetriebenen Ventilatoren habe ich die Keller über alte unbenutzte Schornsteine entlüftet“, erklärt Andreas Pirschel, Geschäftsführer Ventfair GmbH, den Beginn der Unternehmensidee. Das Ergebnis: Die Keller wurden trocken ohne zusätzliche Betriebskosten.

Die Gründung der Ventfair GmbH erfolgte im Jahr 2008. Zuvor war Andreas Pirschl (rechts) mit Norbert Skrobek (mitte) und Marc Sauer-Scalabrino (links) – ebenfalls Berliner Schornsteinfeger – nach Australien gereist, um energiesparende Ventilatoren zu begutachten, die ein dort ansässiges Unternehmen entwickelte.

Zurück in Deutschland nahmen die drei Schornsteinfeger die Unternehmensgründung in die Hand. Das Ziel:  Die Weiterentwicklung des energiesparenden Lüfters für den Einsatz in ganz Mitteleuropa. Das Ergebnis: Ein weltweit einzigartiges und patentiertes System, das zur Belüftung, Kühlung und Entfeuchtung verschiedener Räume, Gebäude und Hallen eingesetzt werden kann.

Zur Aufgabenverteilung sagt Pirschel: „Norbert Skrobek und ich entwickelten das Green Air Cooling System. Marc Sauer-Scalabrino kümmert sich um die Finanzen.“

Vielseitiger Einsatz der Kühl- und Lüftungssysteme

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Das Unternehmen bietet für verschiedene Zielgruppen unterschiedliche Ventialtoren und Systeme an. Dazu zählen neben Privatpersonen auch Industrie- und Gewerbekunde, vor allem auch Wohnungsbauge-nossenschaften und Mobilfunkanbieter. Das Prinzip ist jedoch immer das gleiche: Der Wind bewegt die Ventilatoren. Diese bewirken, dass warme und verbrauchte Innenluft mit kälterer Außenluft zirkuliert – und das intelligent über ein patentiertes Regel- und Messsystem gesteuert.

Dieses so genannte Green Air Cooling System (GACS) dokumentiert mit Hilfe von Sensoren Messwerte in Bezug auf Zu- und Abluft. Eine zentrale Steuerungseinheit – die K-Box – wertet diese Daten aus und gleicht sie mit vorgegebenen Parametern ab. Der Ventilator wird über diese Box gesteuert. Dieser sorgt für einen gleichmäßigen Luftstrom und eine gleichbleibende Temperatur bzw. Luftqualität im Gebäude selbst bei geringen Windstärken. So bleibt die gewünschte Raumtemperatur konstant – auch bei schwankenden Innen- oder Außentemperaturen. „Viele Gebäude werden durch verbrauchsintensive Klimaanlagen gekühlt oder belüftet“, erklärt Pirschel, „Das Green Air Cooling System GACS ist die energiesparende Alternative.“

Zudem werden aktuelle Klimawerte und Fehler- bzw. Wartungsmeldungen an den Operator übertragen. Dadurch lässt sich jede GACS-Anlage mit einer gesicherten Überwachungs- und Regelungsoberfläche über das Internetin Echtzeit überwachen und steuern.

Und wenn der Wind doch einmal ausbleibt?

In Deutschland weht der Wind mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14 Kilometern pro Stunde. Bei totaler Windstille sichert ein Elektromotor die gleichbleibende Luftqualität ab. Die Hybridventilatoren verbrauchen jedoch tatsächlich nur dann Strom, wenn der Wind ausbleiben sollte.

Die Außenventilatoren sind permanent der Witterung ausgesetzt. Doch Ventfair bürgt für die Qualität und gewährt seinen Kunden 15 Jahre Garantie. Diese Garantiezeit wird durch Präzisionskugellager aus korrosionsbeständigem Edelstahl und wetterfeste Materialien ermöglicht. Bei geringem Gewicht und sehr leisem Laufgeräusch wird nachhaltig und ohne Energieverbrauch das Raumklima verbessert. Die patentierte Lamellenstellung ermöglicht zudem eine hohe Arbeitsleistung.

Ein konkretes Beispiel: Mobilfunk

„Am Anfang konzentrierten wir uns auf Kellerentlüftung und Innenbadentlüftung mit windbetriebenen Ventilatoren. Auf einen Dach am Oranienplatz in Kreuzberg sah ich eine Sendestation die zur Kühlung eine Klimaanlage benötigt. Da kam mir dir die Idee auch gehauste Räume (Sendestationen) durch Windkraft-Ventilatoren zu kühlen“, so erläutert Pirschel die Idee zum Einsatz der ventfair-Technologie im Bereich Mobilfunk.
Derartige Hybridventilatoren könnten Mobilfunkstationen in ganz Deutschland umweltfreundlicher machen. Denn auch in diesem konkreten Anwendungsfall reduziert die Ventfair-Kühltechnologie den Einsatz von kostenintensiven Klimaanlagen. „Mit GACS sinkt der Energieverbrauch zur Kühlung bis zu 85 Prozent“, erklärt Pirschel im Gespräch, „Zudem kommt die Technologie gänzlich ohne Kühlmittel aus.“ Diese Ergebnisse konnten durch ein umfangreiches Monitoring belegt werden und wurden dem Umweltbundesamt übergeben.

Auch Wohnungsbaugesellschaften kamen bereits auf den Geschmack: Durch ventfair-Systeme lässt sich das Raumklima verbessen, ohne das Energie verbraucht wird und die Betriebskosten steigen.Das ist beispielsweise bei innenliegenden Küche oder Dunkelbädern von Vorteil. Feuchte und Gerüche  können beispielsweise über bestehende Schächte oder nicht mehr genutzte Schornsteine über ventfair-Ventilatoren und die Kraft des Windes nach außen geleitet werden.

Weitere Leistungen der Ventfair GmbH und deren Ziele

Neben den verschiedenen Ausführungen der Dach- bzw. Außenventilatoren entwickelte das CleanTech-StartUp der Woche das Energie-Monitoring-System Cob-web. Dieses überwacht die dezentralen Anlagen in einer Zentrale und wertet die Ergebnisse aus. Mobile Service-Teams sind zudem dezentral im Einsatz. „Seit Oktober 2012 haben wir noch ein Büro in einem Kölner Krankenhaus. Hier sitzen unsere Softwarespezialisten, die das Cob Web Programm entwickelt haben“, so der Geschäftsführer im Interview.

Cob-web ist ISO 50001-konform und entspricht damit der weltweit gültigen Norm, die Unternehmen beim Aufbau eines systematischen Energiemanagements als Voraussetzung für eine verbesserte Energieeffizienz unterstützt. Weiterer Vorteil: Das Energiemanagement-System ist nicht an die Nutzung der Ventfair-Technologie gekoppelt, sondern wird unabhängig davon angeboten.

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